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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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geschlungen war, dicht anliegend, aber ohne zu drücken. Ich ließ den Arm über die Bettkante fallen, und sie entrollte sich und fiel mir in die Hand. Als ich sie anhob, nahm sie so eine Haltung an wie ein eingerollter Yendi, der in der Luft hängt. Als ich meine Hand bewegte, blieb der übrige Teil starr, als wäre die andere Seite dreißig Zentimeter über mir in der Luft befestigt.
    Was bist du? fragte ich sie. Du hast mir öfter als einmal das Leben gerettet, aber ich kenne dich eigentlich nicht. Bist du eine Waffe? Kannst du mich jetzt töten?
    Da rollte sie sich zusammen und wieder auf, als überdachte sie die Sache. Das hatte ich noch nie zuvor gesehen. Dieses Hängen mitten in der Luft hatte sie gemacht, als ich sie das erste Mal gesehen hatte, aber das war unter dem Dzurberg gewesen, wo seltsame Dinge normal sind. Oder war es auf den Pfaden der Toten? Ich wußte es nicht mehr. Wollte sie mich jetzt dorthin zurückbringen? Ostländern ist das Betreten der Pfade der Toten nicht erlaubt, aber war ich wirklich ein Ostländer? Was ist denn überhaupt ein Ostländer? Sind die anders als die Dragaeraner? Wen kümmerte es? Ganz einfach, die Ostländer kümmerte es und die Dragaeraner ebenfalls. Und wen nicht? Kelly nicht. Kümmerte es die Götter des Jüngsten Gerichts?
    Bannbrecher nahm in der Luft vor mir Gestalten an, wand und rollte sich wie ein Tänzer. Ich habe kaum bemerkt, wie Loiosh aus dem Zimmer geflogen ist. Sie tanzte weiter für mich, auch als Cawti einige Minuten darauf mit einer dampfenden Tasse Tee wiederkam.
    »Trink das, Vlad«, sagte sie mit zitternder Stimme. Bannbrecher tauchte tief nach unten, dann hoch hinauf. Was wohl passieren würde, wenn ich das eine Ende losließe, überlegte ich, wollte aber nicht, daß die Kette damit aufhörte. Ich spürte, wie mir eine Tasse an die Lippen gehalten wurde, und heißer Tee lief mir in den Mund und über die Brust. Unwillkürlich schluckte ich, und ein seltsamer Geschmack fiel mir auf. Mir kam der Gedanke, daß Cawti mich womöglich vergiften wollte. Als die Tasse wiederkam, trank ich gierig, dabei beobachtete ich weiter den Tanz von Bannbrecher.
    Als die Tasse geleert war, lehnte ich mich zurück und erwartete das Vergessen. Ein Teil von mir war leicht verwundert, als es wirklich kam.

 
     
1 PAAR SCHWARZE REITSTIEFEL: RÖTLICHEN FLECK VORNE AM RECHTEN STIEFEL ENTFERNEN …
     
     
    Ans Aufwachen selbst erinnere ich mich gar nicht. Ich habe lange an die Decke gestarrt, ohne sie genau wahrzunehmen. Allmählich wurden die Empfindungen bewußter – das sanfte Leinen der fein gewobenen Laken, der Duft von Cawtis Haar neben meinem Gesicht, ihre warme, trockene Hand in meiner. Mit der anderen Hand faßte ich mich an, mein Gesicht, den Körper, und ich blinzelte. Loiosh hatte seinen Schwanz um meinen Hals geschlungen – schuppig und federleicht.
    »Boß?« Zaghaft.
    »Ja, Loiosh. Ich bin hier.«
    Er lehnte den Kopf an meine Wange. Der Morgen von Adrilankha wehte seine Gerüche durch das Fenster. Ich leckte mir über die Lippen, preßte die Augen fest zu und machte sie wieder auf. Wie ein Nadelstich kam die Erinnerung zurück. Ich fuhr zusammen und zitterte. Etwas später drehte ich mich zu Cawti um. Sie war wach und schaute mich an. Mit roten Augen. Ich sagte: »Manch einer tut alles für ein bißchen Mitleid.« Dabei kippte meine Stimme. Cawti drückte meine Hand.
    Nach einer Weile kicherte sie leise. »Ich suche gerade nach einer Formulierung für ›Geht es dir gut?‹, die sich nicht anhört, als sollte man dich irgendwo wegschließen.« Ich drückte ihre Hand. Loiosh rührte sich und flatterte einmal durch das Zimmer. Rocza bewegte sich irgendwo und fauchte.
    »Wenn du damit meinst, ob ich kurz vor einem Selbstmord stehe, lautet die Antwort: nein.« Dann fügte ich hinzu: »Du hast nicht geschlafen, oder?« Sie machte eine Bewegung, die ich als: »Nein, habe ich nicht« deutete. Also sagte ich: »Vielleicht solltest du es jetzt.« Mit geröteten, schwimmenden Augen sah sie mich an. Ich sagte: »Weißt du, das ist überhaupt keine Lösung.«
    »Ich weiß«, gab sie zurück, und diesmal kippte ihre Stimme dabei. »Willst du darüber reden?«
    »Über – was gestern passiert ist? Nein. Das ist noch zu nah. Was hast du mir gegeben? Es war doch Gift, oder nicht?«
    »Im Tee? Ja. Tsiolin, aber nur eine geringe Dosis, damit du einschläfst.«
    Ich nickte. Sie rückte neben mich, und ich hielt sie fest. Noch ein bißchen an die Decke starren. Sie war aus

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