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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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versuchten es erneut, ohne Ergebnis. Kragar sagte: »So kriegen wir ihn nie die Treppe rauf.«
    »Ich werfe nur eben die Sachen ins Haus und – nein, halt mal.« Stock verschwand für einen Moment aus meinem Blickfeld, und ich hörte ihn gedämpft mit jemandem reden. Ich vernahm die Wörter »besoffen« und »Bordell« und wohl eine Kinderstimme, die ihm antwortete. Dann kam er ohne das Bündel wieder und nahm meine Beine, und sie trugen mich ins Haus.
    Oben am Treppenabsatz ließ Stock meine Beine fallen und klopfte. Ich hörte ein Kind sagen: »Ich leg das hier hin.« Etwas raschelte, und das Kind sagte: »Nein, danke, ist schon gut«, und leise Schritte verschwanden. Nachdem er eine Weile auf eine Reaktion auf das Klopfen gewartet hatte, machte Stock die Tür auf, und man zerrte mich hinein.
    »Und jetzt?« fragte Glühkäfer.
    Ich hörte den kaum verhohlenen Abscheu in Kragars Stimme, als er sagte: »Wir müssen ihn saubermachen, denke ich, und – Cawti!«
    »Loiosh hat mir gesagt, ich soll auf der Stelle kommen. Was – Vlad?«
    »Ich glaube, er muß saubergemacht werden und dann ins Bett.«
    »Ist alles in Ordnung, Vlad?«
    Loiosh verließ meine Schulter. Wahrscheinlich um zu Cawti zu fliegen, aber ich glotzte gerade in die andere Richtung, also weiß ich es nicht. Cawti schwieg eine Weile, dann sagte sie: »Legt ihn in die Wanne. Hier entlang.« Es hörte sich an, als drohte ihre Stimme zu kippen.
    Bald darauf war ich in heißem Wasser, und Cawtis Hände waren sanft. Ich erfuhr, daß ich mich irgendwann da drinnen besudelt und mich dazu noch über Brust und Bauch erbrochen hatte. Kragar kam herein, und er und Cawti richteten mich auf und trockneten mich ab, dann legten sie mich ins Bett und ließen mich dort. Loiosh, der jetzt ruhig war, saß neben mir und hatte den Kopf auf meine Wange gelegt. Rocza kratzte am Bettpfosten zu meiner Linken.
    Aus dem anderen Zimmer vernahm ich, wie Cawti sagte: »Ich danke dir, Kragar.«
    »Dank Loiosh«, gab er zurück. Dann wurden sie leise, und ich konnte vorerst nur Gemurmel hören.
    Später dann fiel die Wohnungstür ins Schloß, und ich hörte, wie Cawti ins Bad ging und die Pumpe anlief. Etwas später kam sie wieder ins Schlafzimmer und legte mir ein feuchtes Tuch auf die Stirn. Sie wickelte mir Bannbrecher ums linke Handgelenk und deckte mich zu. Ich preßte mich in die Federn und wartete auf den Tod.
    Komisch. Ich hatte mich immer gefragt, wie meine letzten Gedanken aussehen würden, wenn mir für so etwas Zeit bliebe. Wie sich herausstellte, waren meine letzten Gedanken, was ich wohl für letzte Gedanken haben würde. Das war komisch. Irgendwo kicherte ich, tief in mir, wo man mir nicht weh tun kann. Wenn Aliera in bezug auf Wiedergeburten recht hat, vielleicht wird mein nächstes Leben wirklich besser. Nein. Ich wußte, daß Aliera richtig lag. Mein nächstes Leben wäre wahrscheinlich auch nicht besser als dieses. Ach, keine Ahnung. Vielleicht lernt man in jedem Leben etwas dazu. Was hatte ich dieses Mal gelernt? Daß immer die Guten gegen die Bösen kämpfen und man nie erkennen kann, wer die Guten sind, weshalb man sich daranmacht, die Bösen umzulegen. Wir sind alle böse. Nein. Loiosh ist kein übler Kerl. Cawti nicht – na ja – ach, was soll das? Ich sollte einfach –
    – Mit einiger Überraschung stellte ich fest, daß ich noch immer am Leben war. Da kam mir der Gedanke, daß ich womöglich doch nicht starb. Mein Herz schlug schneller. War das möglich? Da sickerte so langsam etwas von dem durch, was ich nur als Wirklichkeit beschreiben kann, und ich wußte, ich würde überleben. An jenem Punkt konnte ich es gefühlsmäßig nicht recht durchdringen – ich habe es eigentlich nicht geglaubt –, aber irgendwie wußte ich es. Ich griff nach dem Dolch in meinem rechten Ärmel, aber er war nicht da. Dann fiel mir wieder ein, daß ich ja nackt war. Ich hob den Kopf und konnte das Kleiderbündel sehen, da drüben in der Ecke mit den Waffen, und das Rapier ragte heraus, und ich wußte, ich würde es nicht greifen können. Ich spürte Bannbrecher um mein Handgelenk. Würde das gehen? Wie? Ich konnte mich wohl kaum erwürgen. Vielleicht, wenn ich mir auf den Kopf schlug.
    Ich machte den linken Arm frei und starrte die dünne goldene Kette an. Als ich sie damals gefunden hatte, hatte Sethra Lavode mir vorgeschlagen, ich solle ihr einen Namen geben. Als ich fragte warum, war sie mir ausgewichen. Jetzt sah ich mir die Kette genau an, wie sie eng um mein Handgelenk

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