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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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könntet Ihr so nett sein, sie reinigen zu lassen? Natürlich zahle ich Euch das Geld zurück.«
    Er lächelte und nickte. Wir beide würden diese Sache ganz kühl und professionell angehen. Ach, toll. Ich starrte ihn an. Mir wurde klar, daß ich beinahe verzweifelt die Ketten um meine Arme und Beine brechen, aufspringen und ihn töten wollte. Erwürgen. Wahnbilder von seinen Vollstreckern schossen mir durch den Kopf, wie sie mich mit ihren Schwertern prügelten und ihren Beschwörungen, die allesamt von mir abprallten oder wirkungslos waren, während ich das Leben aus ihm herausquetschte. Ich kämpfte darum, diesen Wunsch aus meinem Gesicht und meinen Gedanken zu kriegen. Wenn doch Loiosh nur hier wäre, obwohl ich froh war, daß er es nicht war. Zwiespältigkeit finde ich ganz toll.
    Er zog einen Stuhl heran und setzte sich zu mir, schlug die Beine übereinander und lehnte sich zurück. Natürlich hätte er diese Haltung schon eingenommen haben können, als ich wieder zu Bewußtsein kam, aber ich nehme an, er mag dramatische Gesten genausogern wie ich. »Ihr seid am Leben«, sagte er, »weil wir einige Antworten von Euch wollen.«
    »Nur zu«, sagte ich. »Ich bin in einer außerordentlich kooperativen Stimmung.«
    Er nickte. »Wenn ich Euch sagen würde, wir lassen Euch leben, wenn Ihr uns antwortet, würdet Ihr mir nicht glauben. Außerdem lüge ich nur ungern. Ich werde Euch also sagen, und zwar ziemlich wahrheitsgemäß, daß Ihr Euch, solltet Ihr uns nicht antworten, inständig zu sterben wünschen werdet. Habt Ihr das begriffen?«
    Ich nickte nur, denn plötzlich war mein Mund sehr trocken. Mir war mulmig. In dem Zimmer, merkte ich, lagen alle möglichen Beschwörungen; wahrscheinlich solcher Art, daß jegliche Zauberei, die ich versuchen mochte, unterbunden würde. Zwar hatte ich noch meine Verbindung zum Gestirn (aus der ich ersehen konnte, daß ich bloß etwa zehn Minuten bewußtlos gewesen war), aber ich bezweifelte, daß ich damit etwas anfangen konnte. Dennoch …
    Er fragte: »Wie seid Ihr mit dieser Gruppe Ostländer verbunden?«
    Ich mußte blinzeln. Das wußte er nicht? Vielleicht konnte ich das benutzen. Vielleicht konnte ich, wenn ich ein bißchen auf Zeit spielte, die Hexenkunst anwenden. Das hatte ich schon früher in Situationen gekonnt, wo es eigentlich nicht hätte klappen dürfen. Ich sagte: »Na ja, die sind Ostländer und ich bin auch einer, also hängen wir irgendwie ganz natürlich –« Dann schrie ich auf. Ich kann mich jetzt nicht erinnern, was mir weh getan hat. Alles, glaube ich. Ich weiß nicht mehr, welcher Teil von mir genau die Schmerzen gespürt hat, aber ich wußte, er hatte recht: das reichte aus. Ich wollte sterben. Es dauerte nur ganz kurz und war vorbei, bevor ich noch geschrien habe, aber ich wußte, mehr würde ich nicht ertragen, was es auch war. Schweiß lief an mir herab, und mein Kopf baumelte nach vorn, und ich hörte mich leise wimmern wie ein kleines Hündchen.
    Niemand sagte etwas. Nach langer Zeit blickte ich dann auf. Ich fühlte mich zwanzig Jahre älter. Auf Bajinoks Gesicht zeigte sich keine Regung. Er fragte: »Wie seid Ihr mit dieser Gruppe Ostländer verbunden?«
    Ich antwortete: »Meine Frau gehört dazu.«
    Er nickte. Also. Er hatte es gewußt. Das war dann das Spiel, das er mit mir vorhatte – ein paar Fragen zu stellen, deren Antwort er kannte, und ein paar, wo das nicht der Fall war. Wunderbar. Aber das war schon in Ordnung, denn ich wußte, ich würde nicht mehr lügen.
    »Warum ist sie bei ihnen?«
    »Ich glaube, sie glaubt an das, was sie tun.«
    »Was ist mit Euch?«
    Ich hielt inne, und mein Herz hämmerte vor Angst, aber ich mußte es einfach sagen: »Ich … verstehe Eure Frage nicht.«
    »Was macht Ihr bei diesen Ostländern?«
    Erleichterung überkam mich. Ja. Darauf konnte ich antworten. »Cawti. Ich will nicht, daß sie stirbt. So wie Franz umgebracht wurde.«
    »Warum glaubt Ihr, das könnte passieren?«
    »Ich bin nicht sicher. Bisher weiß ich nicht – das heißt, ich weiß nicht, warum Franz getötet wurde.«
    »Habt Ihr irgendwelche Theorien?«
    Ich hielt wieder inne, weil ich die Frage verstehen wollte, und vermutlich habe ich zu lange gewartet, denn sie haben mich erneut damit malträtiert. Diesmal länger. Ewig. Zwei Sekunden vielleicht. Gute Verra, bitte laß mich sterben!
    Als es aufhörte, konnte ich erst nicht sprechen, aber natürlich mußte mußte mußte ich, sonst würden sie es wieder tun und wieder und wieder, also:

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