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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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bloß. »Was du mir auch zu sagen hast, die ganze Welt soll es hören, und meine Antwort darauf ebenfalls.«
    Herth zuckte die Achseln. »Also gut. Ihr erkennt Eure Lage, denke ich.«
    »Ich erkenne sie deutlicher als du oder deine Freundin, die dir erst das Gesicht zerschneidet und dann deinen Wünschen entspricht.«
    Das bremste Herth einen Moment, dann sagte er: »Nun, ich gebe Euch eine Gelegenheit zu überleben. Zieht Ihr die –«
    »Die Phönixwachen greifen uns nicht an.«
    Herth schwieg, dann lachte er kurz auf. Die Gouverneurin hatte Kelly gehört und schien belustigt.
    Da bemerkte ich Natalia, Paresh und zwei Ostländer, die ich nicht kannte. Sie liefen die Reihen der Phönixwachen entlang und teilten an jeden, auch an die Dragon, ein Flugblatt aus. Die Dragon warfen einen Blick darauf und ließen es fallen, die Teckla fingen untereinander zu reden an und lasen es jenen laut vor, die nicht lesen konnten.
    Herth wartete und sah sich dieses Schauspiel mit leiser Besorgnis an. Auch die Gouverneurin verzog das Gesicht, nur wirkte sie eher wütend. Dann sagte sie: »Also, das dürfte reichen.«
    »Wo liegt denn das Problem?« fragte Kelly da laut. »Was, befürchtet ihr, könnten sie tun, wenn sie das gelesen haben?«
    Die Gouverneurin wirbelte herum und starrte ihn an, und so blieben sie einen Augenblick. Mir fielen die Worte des Flugblattes auf, das jemand fallen gelassen und das der Wind zu mir geweht hatte. Es fing so an: »BRÜDER – DIENSTPFLICHTIGE«, in großen Lettern. Darunter konnte ich, bevor der Wind es weiterwehte, noch lesen: »Ihr, dienstpflichtige Teckla, werdet gegen uns, Ostländer und Teckla, gehetzt. Dieser Plan wird von unseren gemeinsamen Feinden ausgeheckt, den Unterdrückern, den wenigen Privilegierten – Generälen, Geldverleihern, Landbesitzern –«
    Die Gouverneurin wandte sich von Herth ab, schnappte sich eines der Flugblätter und las. Da es ziemlich lang war, brauchte sie eine Weile dazu. Beim Lesen erbleichte sie, und ich sah sie mit den Zähnen knirschen. Dann schaute sie zu ihren Truppen hinüber, von denen viele aus der Formation getreten waren und eindeutig das Flugblatt diskutierten, manche fuchtelten sogar wie aufgewühlt damit herum.
    In dem Moment fing Kelly zu sprechen an, gewissermaßen über Herths Kopf hinweg. Er sagte: »Brüder! Dienstpflichtige Teckla! Eure Meister – die Generäle, die Hauptmänner, die Aristokraten – haben die Absicht, euch gegen uns aufzustellen, die wir den Kampf gegen sie organisieren, um unser Recht auf ein anständiges Leben zu verteidigen – auf daß wir die Straßen ohne Furcht durchschreiten können. Darauf sagen wir: Kommt zu uns, denn unser Ansinnen ist gerecht. Tut ihr dies nicht, so seid gewarnt und laßt sie euch nicht auf uns hetzen, denn unsere Waffen sind so hart wie die euren.«
    Als Kelly mit seiner Rede begann, zuckte Herth zusammen und wich zurück. Während der Rede bewegte sich die Gouverneurin stetig auf Kelly zu, als wollte sie ihn zum Schweigen bringen, dann wieder ging sie zurück zu ihren Truppen, als wollte sie ihnen die Stürmung befehlen. Als er schließlich geendet hatte, lag Stille über der Straße.
    Ich nickte. Was ich auch sonst von Kelly hielt, diese Situation hatte er auf eine Weise gehandhabt, die ich ihm nicht zugetraut hatte, und anscheinend funktionierte es. Wenigstens die Gouverneurin schien nicht so recht zu wissen, was zu tun war.
    Dann ergriff Herth das Wort. »Erwartet Ihr, daß dies zu irgendwas führt?« fragte er. Das kam mir reichlich schwach vor. Kelly wohl auch, denn er antwortete nicht. Herth fuhr fort: »Wenn Ihr mit Eurer öffentlichen Rede fertig seid und die Verhaftung oder ein Gemetzel verhindern möchtet, würde ich vorschlagen, daß wir beide eine Übereinkunft zu finden suchen, die –«
    »Wir beide haben überhaupt nichts zu finden oder zu suchen. Wir wollen keinen von euch und euresgleichen mehr in unserer Nachbarschaft haben, und bis es soweit ist, werden wir nicht ruhen. Zwischen uns gibt es keine Grundlage für eine Unterhaltung.«
    Herth sah auf Kelly herab, und wenn ich es auch nicht sehen konnte, so stellte ich mir doch sein kaltes Lächeln vor. »Wenn du es denn so willst, Milchbart«, sagte er. »Keiner kann behaupten, ich hätte es nicht versucht.«
    Er drehte sich um und ging wieder zur Gouverneurin.
    Dann war ich abgelenkt, denn es tauchte jemand auf. Zuerst fiel er mir nicht auf, weil ich Kelly und Herth beobachtete, aber er muß die ganze Zeit schon die Straße

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