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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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für seinen Ausfall, und die Ausführung seines Hiebs, der mich von rechts oben nach links treffen sollte, war sehr gut. Ich wich dem Angriff aus, ließ seine Klinge klirrend an meiner abgleiten, bis ich sie abwehren konnte. Mir fiel seine Schnelligkeit auf. Außerdem hatte er eine gewisse Anmut; er mußte lange trainiert haben. Und er war vollkommen leidenschaftslos. Aus seinem Gesicht konnte ich nicht lesen, ob er zuversichtlich, besorgt, heiter oder sonstwas war.
    Ich versuchte einen halbherzigen Gegenstoß und überlegte, wie ich mich aus dieser Lage befreien könnte. Ich meine, natürlich hätte ich ihn zu erledigen versucht, aber nicht, wenn Phönixwachen zuschauten, und es war alles andere als klar, ob ich es überhaupt schaffen würde. Er wehrte meinen Gegenstoß mit dem Dolch ab. Wahrscheinlich war er doch kein Zauberer, denn die benutzen gerne verzauberte Dolche, um Beschwörungen zu streuen, und niemand pariert gerne mit magischem Besteck.
    Er kam mir weiter auf dem rechten Ballen entgegen, das linke Bein angespannt. Davon wollte ich mich nicht ablenken lassen. Ich legte all meine Aufmerksamkeit auf seine Augen. Egal, wie man kämpft, ob mit dem Schwert, mit Beschwörungen oder bloßen Händen, die Augen des Gegners sind die ersten Anzeichen, wann er sich bewegen wird.
    Ein oder zwei Sekunden lang passierte gar nichts, und in der Zeit hätte ich liebend gerne einen Angriff gestartet, aber ich wagte es nicht. Dann, nehme ich an, bemerkte auch er das Fehlen von Kampfgeräuschen um uns. Ohne Vorwarnung sprang er ein paar Schritte zurück, noch ein paar, dann drehte er sich um und schritt eilig davon und verschwand um eine Ecke.
    Ich stand nur ganz kurz heftig atmend da, dann dachte ich plötzlich wieder an Herth. Hätte er in Sichtweite gestanden, hätte ich ihn wohl erledigt, Phönixwachen hin oder her. Aber als ich mich umwandte, konnte ich ihn nicht sehen. Loiosh landete auf meiner Schulter.
    Die zwei Linien von Kellys Gruppe und den Phönixwachen standen sich mit etwa drei Metern Abstand gegenüber. Die meisten der Wachsoldaten machten einen sehr unglücklichen Eindruck. Kellys Leute wirkten fest entschlossen; ein menschlicher Wall mit Messern und Knüppeln, die wie Dornen aus einem Weinstock ragten.
    Ich stand allein mitten auf der Straße, ungefähr zwanzig Schritte seitlich von den Phönixwachen, von denen einige mich ansahen. Die meisten hatten den Blick allerdings auf ihre Gouverneurin gerichtet. Sie hielt ihr seltsames Schwert über dem Kopf, parallel zum Boden in einer Geste, die aussah wie »wartet« oder vielleicht »sitzt«, »steht« oder »folgen«.
    Cawti stand neben meinem Großvater, und beide starrten mich an. Ich steckte mein Schwert weg, damit ich nicht mehr so viel Interesse weckte. Die Ostländer sahen unablässig die Wachen an, von denen die meisten zu ihrer Befehlshaberin schauten. Wenigstens hatte die mich nicht gesehen. Ich bewegte mich an eine etwas offenere Stelle der Straße, damit der Attentäter nicht noch einmal auftauchte, ohne daß ich Zeit zu reagieren hätte. Dann sprach die Gouverneurin mit einer Stimme, die sich gut verbreitete, obwohl sie nicht zu schreien schien. Sie sagte: »Ich habe Kommunikation mit der Imperatorin gehabt. Die Truppe soll sich zur anderen Straßenseite zurückziehen und bereithalten.«
    Die Phönixwachen gehorchten, die Teckla freudig, die Dragon eher weniger. Eins muß ich Kelly zugestehen: er war nicht hämisch. Er hat nur mit seinem Doppelkinn dagestanden und zugesehen. Ich meine, es hat mich nicht überrascht, daß er die Erleichterung von seinem Gesicht hielt; das hätte ich auch geschafft. Aber ein hämisches Grinsen zu unterdrücken, als die Truppen sich zurückzogen, hätte außerhalb meiner Macht gelegen.
    Ich gelangte zu meiner Familie. Cawtis Gesichtsausdruck konnte ich nicht lesen. Mein Großvater sagte: »Er hat dich unter Druck gesetzt, Vladimir. Wenn er weitergemacht hätte, wäre er im Vorteil gewesen, und dein Gleichgewicht hätte nicht gestimmt.«
    »Unter Druck gesetzt?«
    »Jedesmal, wenn er auf dem Ballen vorgerückt ist, hat er den Schwerpunkt weiter vorne gehabt. Diesen Trick benutzen ein paar von diesen Kobolden. Ich glaube, sie wissen es gar nicht.«
    Ich sagte: »Ich werde dran denken, Noish-pa.«
    »Aber du paßt auf, und das ist gut, und dein Handgelenk war geschmeidig, aber fest, wie es sich gehört, und du hast nach dem Abwehrstoß nicht nur dagestanden, wie früher.«
    »Noish-pa –«, begann Cawti.
    »Danke«, sagte

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