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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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schließlich zugeschlagen.

 
     
1 GRAUE KRAWATTE, SEIDE: SCHNITT BESEITIGEN …
     
     
    Die Tatsache, daß ich auf ihn vorbereitet war, änderte nichts daran, daß mir der kalte Schweiß ausbrach, als ich ihn erblickte. Jedenfalls war auch er auf mich vorbereitet, und er hatte den Überraschungseffekt. Sofort war jeder Gedanke an Herth verschwunden und vom Wunsch nach Überleben ersetzt.
    Manchmal passiert es in solchen Augenblicken, daß die Zeit langsamer geht. Andere Male wieder beschleunigt sie sich, und mir sind meine Handlungen erst hinterher bewußt. Dies hier gehörte zur ersten Kategorie. Ich hatte die Zeit, das Messer auf meine Kehle zukommen zu sehen und mir einen Konter zu überlegen, ihn auszuführen und mich zurückzulehnen und zu überlegen, ob er funktionieren würde. Mich selbst zu entwaffnen gehört nun nicht eben zu meinen Lieblingshandlungen in einem Kampf, aber es war die einzige Möglichkeit. Ich warf mein Messer auf ihn, sprang in die andere Richtung und rollte über den Boden. Beim Aufstehen blieb ich in Bewegung, für den Fall, daß auch er mir spitze Sachen hinterherwarf. Und so war es auch, und eine davon – ich glaube ein Messer – kam so nah, daß mir die Haare im Nacken zu Berge standen. Aber allen anderen war ich ausgewichen, bis ich mein Rapier ziehen konnte. Während ich das tat, sagte ich zu Loiosh: »Ich komme mit dem klar, paß du auf Cawti auf.«
    »Geht klar, Boß.« Und ich hörte ihn wegflattern.
    Das war übrigens eine der größten Lügen, die ich je erfunden hatte, aber mir war vollkommen klar, daß um mich herum ein Tohuwabohu ausbrechen würde, wenn die Ostländer auf die Phönixwachen trafen, und ich wollte mich nicht durch die Sorge um Cawti ablenken lassen.
    Ungefähr da, als ich die Verteidigungshaltung einnahm, wurde mir klar, daß Herths Leibwächter freie Bahn auf meinen Rücken hatten und daß dort über siebzig Phönixwachen standen, von denen jeder in meine Richtung schauen konnte, wenn er gerade keine Ostländer ummähte. Ich leckte mir über die Lippen, hatte Angst und konzentrierte mich auf den Mann vor mir – einen professionellen Mörder, der Geld genommen hatte, um mich zu töten.
    Zum erstenmal sah ich den Attentäter genau an. Ein unscheinbarer Typ, vielleicht eine Spur Dzur in den schmalen Augen und dem spitzen Kinn. Er hatte lange, glatte Haare, die er spitz in die Stirn gekämmt hatte. Der Mistkerl hat aber auch überall Spitzen, dachte ich. Die Augen waren klar und hellbraun, und er ließ den Blick beobachtend über mich wandern. Falls die Dinge nicht so liefen, wie er geplant hatte (und ich garantiere euch, daß sie es nicht taten), zeigte er keine Regung.
    Inzwischen hatte er ein Schwert gezogen. Mit dem schweren Rapier in der rechten Hand und einem langen Kampfmesser in der linken stand er frontal vor mir. Ich bot ihm nur die Seite, wie mein Großvater es mich gelehrt hatte. Bevor er noch mehr nach mir werfen konnte, kam ich auf ihn zu, bis wir Spitze an Spitze standen – das heißt, in einer Entfernung, in der sich unsere Waffen gerade berühren konnten. Von hier aus konnte ich bei der Konzentration, die er für einen anständigen Abschluß mit dem Messer benötigte, wenigstens einen guten Stich oder Stoß anbringen, der mit ein bißchen Glück die Angelegenheit beenden würde.
    Ich fragte mich, ob er wohl ein Zauberer war. Ein Blick auf sein Messer verriet mir jedoch nicht, ob es sich um eine magische Waffe handelte. Nicht, daß man so etwas erkennen müßte. Meine Handflächen waren feucht. Ich wußte noch, daß mein Großvater mir leichte Handschuhe fürs Fechten empfohlen hatte, und zwar genau aus diesem Grund. Wenn ich das hier überlebte, würde ich mir ganz sicher welche besorgen.
    Mein Gegner machte einen vorsichtigen Ausfall, entweder erkannte er meinen Fechtstil oder er wußte, daß ich anders kämpfte, und wollte ein Gefühl dafür entwickeln. So schnell, wie ich befürchtet hatte, war er nicht, also schnitt ich ihm leicht in die rechte Hand, damit er auf Distanz blieb.
    Es war beängstigend, einen solchen Kampf zu führen, wo Phönixwachen in der Gegend waren, aber sie hatten alle mit dem Hinschlachten von Ostländern zu tun und waren daher zu beschäftigt, uns zu bemerken –
    Nein, doch nicht.
    Mir fiel unvermittelt auf, daß fünf oder sechs Sekunden ohne Kampfgeräusche verstrichen waren.
    Er hatte es bisher nicht mitbekommen und versuchte, mich in die Enge zu treiben. Und das gar nicht so schlecht. Es gab kein Anzeichen

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