Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
Also war die Imperatorin über diese Angelegenheit so besorgt, daß sie dienstpflichtige Teckla entsandte. Ich biß mir auf die Lippe.
    Cawti kam von drinnen und sprach mit dem Dragonlord. Sie trug weiterhin die Farben des Jhereg, und Rocza saß auf ihrer Schulter. Ich konnte nicht sehen, was für einen Eindruck das auf ihn machte, aber bestimmt überschlug er sich nicht gerade vor gutem Willen.
    Sie unterhielten sich eine Weile, und seine Hand wanderte ans Heft des Schwertes. Ich hielt den Atem an. Noch eins von den unübertretbaren Gesetzen des Jhereg lautet: man tötet keine Imperialen Wachen. Auf der anderen Seite war mir nicht ganz deutlich, ob ich überhaupt eine Wahl hätte. Ich habe mich nicht so vollständig in der Gewalt, wie ich manchmal glauben möchte. Vielleicht habe ich das aus dieser Geschichte gelernt.
    Die Wache hat jedoch nicht gezogen, sondern lediglich an die Waffe gegriffen. Und Cawti konnte sich schon selbst schützen, und die Wachen waren zehnfach unterlegen. Ich erinnerte mich daran, daß ich auf meinen vermeintlichen Mörder achten sollte.
    Acht weitere Phönixwachen erschienen. Dann nochmal vier. Weiterhin lag das Verhältnis bei drei Teckla zu einem Dragon. Eine aus der letzten Gruppe hatte eine kurze Besprechung mit dem, der mit Cawti gesprochen hatte, dann nahm sie – die neu gekommene Wache – selbst die Verhandlungen wieder auf. Wahrscheinlich war sie dem anderen übergeordnet oder so. Da tauchten nochmal ungefähr dreißig von Kellys Leuten auf, und die Temperatur in der Gegend stieg fast spürbar. Ich sah Cawti den Kopf schütteln. Sie redeten ein bißchen weiter, und wieder schüttelte Cawti den Kopf. Ich wollte Verbindung mit ihr aufnehmen – nur sagen: »He, ich bin hier; kann ich irgend etwas tun?« Aber ich kannte ihre Antwort bereits, und meine Frage hätte sie nur abgelenkt.
    Bleib wachsam, Vlad, sagte ich mir.
    Die Wache wandte sich abrupt von Cawti ab, und ich hörte sie in klarer, schneidender Stimme Befehle erteilen: »Weicht dreißig Schritte zurück! Nicht ziehen, bereithalten!« Die Wachen befolgten den Befehl sofort, wobei die Dragon in ihren schwarzen Uniformen mit silbernen Nähten, den Brustinsignien der Phönix und deren goldenem Halbumhang effizient und schneidig wirkten. Die Teckla bei den Wachen sahen in ihren Bauernklamotten mit dem goldenen Umhang und den Insignien ein bißchen blöd aus. Anscheinend versuchten sie, ruhig zu bleiben. Cawti verschwand wieder nach drinnen. Natalia und Paresh kamen heraus, mischten sich unter die Ostländer und sprachen in Gruppen mit ihnen. Wahrscheinlich zur Aufmunterung.
    Zwanzig Minuten später erschienen noch einmal vierzig bis fünfzig Einwohner. Jeder mit einem Messer, das lang genug war, um als Schwert durchzugehen. Muskulöse Männer waren das, und sie hielten ihre Messer, als wüßten sie, was man damit anrichten kann. Wahrscheinlich, so dachte ich, kamen sie aus einem der Schlachthöfe. Zehn Minuten später tauchten etwa zwanzig neue Phönixwachen auf. So ging es eine gute Stunde lang weiter, und die Straße füllte sich allmählich so, daß ich Kellys Haustür nicht mehr sehen konnte. Allerdings konnte ich die Kommandantin (oder was sie war, ich kannte ihren Rang nicht) der Phönixwachen sehen. Ihr Gesicht war mir, etwa zehn Schritte entfernt, halb zugewandt. Sie erinnerte mich ein kleines bißchen an Morrolan – die Gesichtszüge der Dragon –, aber sie war nicht annähernd so groß. Ich bekam den Eindruck, daß sie mit dieser Situation ganz und gar nicht glücklich war – zwar mußte man bloß Teckla und Ostländer bekämpfen, aber das waren ziemlich viele, noch dazu auf ihrem eigenen Grund und Boden, und drei Viertel ihrer Leute waren Teckla. Ich fragte mich, was Kelly vorhatte. Meine Vermutung (die auch zutraf) war, daß die Imperatorin erfahren hatte, wer hinter diesem Aufruhr steckte, und ihre Wachen geschickt hatte, um ihn festzunehmen, und er hatte nicht die Absicht, mitzukommen.
    Schön und gut, aber würde er ein paar hundert seiner »Genossen« sterben lassen, um das zu verhindern? Klar, das ergab einen Sinn. Er folgte einem Prinzip, was kümmerte es ihn, wenn Menschen getötet wurden? Was mich verblüffte, war, daß es ihn nicht retten würde, außer er würde gewinnen. Teckla oder nicht, unter den Wachen waren auch Dragon (und ein Dzur, wie ich feststellte). Manche von denen waren wahrscheinlich Zauberer. Das könnte ein echtes Blutbad geben. Natürlich war Paresh auch Zauberer und Cawti dazu, aber

Weitere Kostenlose Bücher