Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
also habe ich meine Bewegungen regelmäßiger gehalten, um ihn hervorzulocken.«
    »Und dann hast du es nicht geschafft, ihm eins zu verpassen?«
    »Da stand die Kleinigkeit von siebzig oder achtzig Phönixwachen daneben. Außerdem war er nicht so überrumpelt, wie ich gehofft hatte, und er ist ganz gut mit der Klinge.«
    Kragar machte nur: »Oh.«
    »Also weiß ich jetzt, wie er aussieht, aber seinen Namen kenne ich nicht.«
    »Und deshalb darf ich mir jetzt den Spaß machen, hm? Na gut. Hast du jemanden im Sinn?«
    »Ja. Mario. Wenn du den nicht finden kannst, nimm irgend jemand anders.«
    Kragar verdrehte die Augen. »Es geht doch nichts über genaue Anweisungen. Also dann.«
    »Und bring mir einen neuen Satz Waffen. Ich kann genausogut was mit meinen Händen anfangen, während ich darauf warte, daß du alle Probleme für mich löst.«
    »Nicht alle, Vlad. Daß du so klein bist, kann ich nicht ändern.«
    »Los!«
    Er ging hinaus und ließ mich mit Loiosh, Rocza und meinen Gedanken zurück. Ich spürte Hunger und dachte daran, daß jemand mir was zu essen bringen könnte. Dann überlegte ich, daß ich mich fürs erste überallhin teleportieren würde, also war die Idee vielleicht doch nicht so gut. Loiosh und Rocza fauchten sich gegenseitig an und jagten sich dann durchs Zimmer, bis ich das Fenster aufmachte und sie nach draußen schickte. Als ich das tat, achtete ich darauf, daß man mich nicht sehen konnte. Ich kenne zwar keinen Auftragsmörder, der jemanden von der anderen Straßenseite aus erledigen würde, aber dieser Kerl war mittlerweile bestimmt ein bißchen verzweifelt. Wenigstens wäre ich es jetzt. Ich machte das Fenster zu und zog die Vorhänge vor.
    Zumindest könnte ich ein paar Dinge erledigen, für die ich bisher zu beschäftigt gewesen war.
    »Melestav!«
    »Ja?«
    »Ist Stock heute im Büro?«
    »Ja.«
    »Schick ihn mir hoch.«
    »Klar.«
    Ein paar Minuten darauf schlenderte Stock herein, und ich übergab ihm einen Geldbeutel mit fünfzig Imperials. Er wog ihn ohne nachzuzählen ab und sah mich an. »Wofür ist das?«
    Ich sagte: »Schnauze.«
    Er sagte: »Oh. Das. Ähm, danke.« Dann schlenderte er wieder raus.
    Kragar kam mit meinem neuen Spielzeug zurück. Ich machte die Tür hinter ihm zu und fing an, die Waffen auszuwechseln. Zuerst nahm ich den Umhang, holte die Sachen dort heraus und wechselte sie sofort aus. Als ich mit dem Umhang durch war, zupfte ich die Sachen aus den Nähten an meinem Wams und von anderen Stellen. Als ich den Dolch aus dem linken Kragen zog, fiel Bannbrecher mir auf. Ich nehme an, ich habe es seit jener Nacht vermieden, an ihn zu denken, aber jetzt ließ ich ihn mir in die Hand fallen.
    Da hing er wie eine normale Kette. Ich betrachtete sie. Etwa vierzig Zentimeter lang, aus Gold, mit dünnen Gliedern. Das Gold schien nicht aufgetragen zu sein. Es hatte nie Kratzer oder so etwas gegeben. Aber für richtiges Gold war die Kette nicht schwer genug, und weich war sie bestimmt nicht. Ich versuchte, einen Fingernagel in eines der Glieder zu bohren, und es fühlte sich an wie ein feines hartes Metall.
    Ich beschloß, daß ich wirklich mal alles, was ich konnte, über das Ding herausfinden sollte, falls ich dies hier überlebte. Während ich darüber nachdachte, wechselte ich weiter die Waffen aus. Was würde ich tun müssen, um dies hier zu überleben?
    Tja, den Attentäter töten, soviel war klar. Und Herth. Nein, ich korrigiere: Ich würde Herth noch vor dem Attentäter töten müssen, sonst würde Herth einfach einen neuen anheuern. Ich überlegte, ob ich jemanden beauftragen sollte, Herth umzulegen. Das wäre doch die Idee. Zum einen wüßte ich dann, daß er ins Gras beißt, selbst wenn ich es auch täte. Und zweitens hatte ich doch das ganze Geld hier rumliegen, mehr als ich mir je erträumt hatte. Würde Mario es sich in den Kopf setzen, hier aufzukreuzen, könnte ich sogar seinen Forderungen genügen.
    Das blöde war nur, daß außer Mario kaum ein Auftragsmörder diese Sache annehmen würde. Herth war ein Boß – ein viel größerer als ich. Einer von der Sorte, die nicht mal pinkeln geht ohne vier oder fünf Leibwächter, für den Fall, daß sein Dödel ihn angreifen sollte. Jemanden wie den umzulegen bedeutete, daß man sich mindestens einen oder zwei seiner Leibwächter besorgen müßte oder Mario oder jemanden, dem es wurscht ist, daß er stirbt, oder der ein Riesenglück hat.
    Mario konnte ich vergessen; es wußte ja niemand, wo er sich überhaupt aufhielt.

Weitere Kostenlose Bücher