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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Vielleicht kannte Kelly jemanden, der ein Selbstmordattentat auf einen Boß aus dem Jhereg ausführen wollte, aber ich hänge nicht mit solchen Leuten herum. An seine Leibwächter könnte ich möglicherweise herankommen, aber so etwas dauert. Man muß diejenigen finden, die darauf eingehen würden, dann hinterher überprüfen, ob sie wirklich darauf eingegangen sind und dann einen Zeitpunkt bestimmen, an dem es sowohl für einen selbst als auch für die mit möglichst wenigen Risiken verbunden ist. Und soviel Zeit hatte ich nicht, bevor der Attentäter ein weiteres Mal zuschlagen würde.
    Blieb also noch Glück. Hatte ich Glück? Im Augenblick nicht.
    Und was blieb mir außerdem?
    Der Tod.
    Ich war mit dem Auswechseln der Waffen zu Ende und dachte darüber nach. Ich sah es mir aus ein paar anderen Blickwinkeln an. Konnte ich Herth irgendwie überzeugen, daß er die Feindseligkeiten einstellte? Lachhaft. Besonders, weil ich trotzdem noch aufpassen mußte, daß er nicht Cawti umbrachte. Ich meine, deshalb bin ich doch erst in dieses Schlamassel geraten, da konnte ich doch ebensogut –
    Deshalb? Bin ich wirklich deshalb in diesen ganzen Blödsinn verwickelt worden? Nun, eigentlich nicht. Zuerst hatte ich den Mörder von diesem Franz finden sollen, den ich nie kennengelernt hatte. Und das hatte ich tun wollen, damit die Sache mit Cawti wieder eingerenkt wird. Scheiße. Warum wollte ich denn die Sache mit ihr einrenken? Sie war es doch, die in diese Angelegenheit geraten ist, ohne mir was zu erzählen. Warum mußte ich herumlaufen und meine Nase irgendwo reinstecken, wo ich nicht willkommen war und nicht sein wollte? Pflichtgefühl? Schönes Wort, das. Pflichtgefühl. Plicht-ge-füüühl. Ostländer – manche jedenfalls – sprachen es wie Pflüchtgfühl aus; so, als würde man vor sich hin pfeifen, während man seine Waffen auswechselt. Pfü-del-dü-del-dü. Was sollte das bedeuten?
    Vielleicht kann das »Pflichtgefühl« einfach so in der Leere hängen; vielleicht muß es mit irgendwas verbunden sein. Viele Ostländer verbinden es mit Barlen oder Verra oder Kräh oder einem der anderen Götter. Das konnte ich nicht; ich war schon zu lange unter Dragaeranern und hatte ihre Einstellung zu Göttern übernommen. Was gab es noch? Den Jhereg? Daß ich nicht lache. Mein Pflichtgefühl gegenüber dem Jhereg beschränkt sich darauf, daß ich die Regeln einhalte, damit ich nicht umgelegt werde. Das Imperium? Mein Pflichtgefühl gegenüber dem Imperium ist, mich so zu verhalten, daß es mich nicht wahrnimmt.
    Da blieb nur wenig übrig. Die Familie wohl. Cawti, mein Großvater, Loiosh und Rocza. Klar. Da hatte ich Pflichten, und die konnte ich stolz erfüllen. Ich dachte daran, wie leer ich mich gefühlt hatte, bevor Cawti in mein Leben getreten war, und schon der Gedanke tat weh. Warum reichte das nicht?
    Ich fragte mich, ob Cawti auch so dachte. Sie hatte die Organisation nicht; sie hatte nur mich. Einst hatte sie eine Partnerin gehabt, und sie hatten einander gebraucht, aber ihre Partnerin war eine Dragonlady und Thronerbin geworden. Und was hatte sie jetzt? Hatte sie sich deshalb mit Kellys Leuten eingelassen? Damit sie etwas zu tun hatte, damit sie sich nützlich vorkam? Reichte ich denn nicht?
    Nein. Natürlich nicht. Niemand kann sein Leben durch einen anderen leben, das wußte ich. Also, wofür lebte Cawti? Sie hatte ihre »Leute«. Diese Gruppe von Ostländern und hier und da ein paar Teckla, die sich trafen und über den Sturz des Imperiums redeten. Cawti hing mit ihnen herum, half beim Bauen von Straßensperren, stellte sich gegen die Phönixwachen und kam mit der Überzeugung nach Hause, daß sie ihrem »Pflichtgefühl« gefolgt war. Vielleicht war das ja das Pflichtgefühl – etwas tun, damit man sich nützlich fühlt.
    Toll. Soviel zu Cawti. Und wo war mein Pflichtgefühl? Pflü-didel-dum-dü. Meine Pflicht war es zu sterben, weil ich das sowieso mußte, also konnte ich es auch gleich aus Pflichtgefühl tun. Vlad, du wirst zynisch, laß es.
    Ich war eigentlich fertig mit dem Auswechseln der Waffen, also saß ich nur so da und hielt einen Dolch fest, der in meinen rechten Stiefel gehörte. Ich lehnte mich zurück und schloß die Augen. Die ganze Sache war doch völlig ohne Belang, wenn ich bald getötet würde. Oder nicht? Gab es für mich etwas zu tun, selbst wenn ich sterben sollte? Also, das wäre doch mal ein guter Test für mein »Pflichtgefühl«, was auch immer ich damit meine.
    Und mir fiel tatsächlich

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