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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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entgleiten und trieben mit ihr, doch in meinem Hals bildete sich ein dicker Kloß, und ich zuckte zusammen und warf eine Kerze um. Cawti griff nach mir und stützte mich, und eine Weile sahen wir uns in die Augen, während der Rest der Beschwörung aufflackerte und zusammenfiel und unsere Gedanken wieder uns selbst gehörten.
    Sie wandte sich ab, denn sie wußte, daß wir gefühlt hatten, was wir gefühlt hatten.
    Ich machte die Tür auf, damit der Rauch sich im Haus verteilen konnte. Zwar war die Beschwörung nicht allzu schwierig gewesen, aber ich war doch etwas müde. Nebeneinander gingen Cawti und ich die Treppe nach oben, aber wir berührten uns nicht. Wir würden uns unterhalten müssen, doch ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Nein, das war es nicht; ich konnte mich einfach nicht dazu überwinden.
    Wir kamen ins Büro, und ich rief nach Kragar. Cawti nahm in seinem Sessel Platz. Dann japste sie und sprang auf, als ihr klarwurde, daß er schon darin saß. Ich mußte ein bißchen über Kragars unschuldiges Gesicht grinsen. Wahrscheinlich war dieser Moment richtig komisch, aber wir waren alle etwas angespannt.
    Ich sagte: »Er heißt Yerekim. Den Namen habe ich noch nie gehört. Du?«
    Kragar nickte. »Der ist Vollstrecker bei Herth.«
    »Ausschließlich für ihn?«
    »Ich glaube schon. Ziemlich sicher. Soll ich es nachprüfen?«
    »Ja.«
    Er nickte nur, ohne eine Bemerkung zu machen, wie überarbeitet er war. Ich glaube, Kragar kriegt mehr mit, als er zugibt. Nachdem er aus dem Zimmer geglitten war, saßen Cawti und ich eine Weile schweigend da. Dann sagte sie: »Ich liebe dich auch.«
     
     
    Cawti ging nach Hause, und ich verbrachte einen Teil des Tages damit, meinen Leuten im Weg zu stehen und zu tun, als würde ich meine Geschäfte im Auge behalten. Als mein Sekretär Melestav das dritte Mal bemerkte, was für ein schöner Tag es doch sei, verstand ich den Wink und nahm den Rest des Tages frei.
    Ich spazierte durch die Straßen und fühlte mich mächtig, weil ich eine Kraft war, die hinter so vielem stand, das in dieser Gegend geschah, und gleichzeitig unbedeutend, weil es so unwichtig war. Dennoch habe ich meine Gedanken geordnet und ein paar Vorsätze gefaßt. Loiosh fragte, ob ich wisse, warum, und ich mußte zugeben, daß dies nicht der Fall war.
    Zur Abwechslung wehte der Wind mal vom Norden her und nicht übers Meer. Manchmal kann dieser Nordwind kräftig und erfrischend sein. Keine Ahnung, vielleicht lag es an meiner Laune, aber jetzt war er einfach nur kalt.
    Ein lausiger Tag war das. Ich nahm mir vor, nicht wieder auf Melestavs Wetterbericht zu vertrauen.
     
     
    Am nächsten Morgen kam Kragar mit der Bestätigung, ja, Yerekim arbeitete ausschließlich für Herth. Na schön. Also wollte Herth den Tod dieses Ostländers. Daraus folgt, daß es entweder eine persönliche Angelegenheit mit diesem einen war – und ich konnte mir nicht vorstellen, warum ein Jhereg persönlichen Groll gegen einen Ostländer hegen sollte –, oder diese Gruppe war irgendeine Bedrohung oder ein Ärgernis.
    Höchstwahrscheinlich letzteres, und das war äußerst rätselhaft.
    »Vorschläge, Loiosh?«
    »Nur Fragen, Boß. Zum Beispiel: Wer ist deiner Meinung nach der Anführer der Gruppe?«
    »Kelly. Wieso?«
    »Dieser Ostländer, den sie abserviert haben – dieser Franz –, wieso der und nicht Kelly?«
    Nebenan raschelte Melestav mit einem Papierstapel herum. Über mir tappte jemand mit dem Fuß. Eine gedämpfte Unterhaltung drang von irgendwoher durch den Kamin. Das Haus war ruhig und schien doch zu atmen. »Genau«, sagte ich.
     
     
    Der Nachmittag war schon halb vorbei, als Loiosh und ich uns aufs neue im Ostländerviertel befanden. Die Hütte hätte ich nie wiedergefunden, egal, wie sehr ich auch gesucht hätte, aber Loiosh konnte sie sofort erkennen. Bei Tageslicht war es nur eines von vielen flachen, gedrungenen, braunen Gebäuden mit zwei kleinen Fenstern auf beiden Seiten der Tür. Sie waren mit Brettern vernagelt, was ziemlich deutlich machte, warum es da drinnen so stickig gewesen ist.
    Ich stand vor dem verhängten Eingang und wollte klopfen, hielt inne und hämmerte gegen die Wand. Kurz darauf erschien der Teckla, Paresh. Er baute sich mitten im Eingang auf, als wollte er ihn versperren, und meinte: »Ja?«
    »Ich möchte Kelly sprechen.«
    »Der ist nicht da.« Seine Stimme war tief, und er sprach langsam, machte vor jedem neuen Satz eine Pause, als würde er ihn zuerst im Kopf ordnen, bevor er ihn in

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