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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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die Luft entließ. Er hatte diesen harten Dialekt der Gebiete unmittelbar nördlich von Adrilankha, aber wie er sprach, erinnerte mehr an einen Handwerker von den Chreotha oder den Vallista, vielleicht auch einen Händler der Jhegaala. Komisch.
    »Glaubst du ihm, Loiosh?«
    »Bin mir nicht sicher.«
    Also sagte ich: »Ist er ganz bestimmt nicht da?«
    Da flackerte etwas auf – ein Zucken in seinen Augenwinkeln –, aber er sagte bloß: »Nein.«
    »Irgendwas an diesem Kerl ist seltsam, Boß.«
    »Ist mir aufgefallen.«
    »Irgendwas an dir ist seltsam«, sagte ich also zu ihm.
    »Wieso? Weil ich nicht beim bloßen Anblick deiner Farben vor Angst zittere?«
    »Ja.«
    »Tut mir leid, daß ich damit nicht dienen kann.«
    »Oh, das ist gar keine Enttäuschung für mich«, sagte ich. »Eher etwas, das mich neugierig macht.«
    Einen Augenblick lang sah er mich an, dann trat er einen Schritt zurück. »Du kannst hereinkommen, wenn du willst«, sagte er.
    Ich hatte gerade nichts Besseres vor, also ging ich hinter ihm her. Bei Tag roch es in dem Zimmer auch nicht besser, da die Fenster ja verrammelt waren. Als Lichtquelle dienten zwei kleine Öllampen. Paresh deutete auf ein Kissen am Boden. Ich setzte mich hin. Er brachte einen ostländischen Wein, der größtenteils aus Wasser bestand, und ließ etwas davon in zwei angeschlagene Tassen plätschern, bevor er sich mir gegenüber niederließ. Er sagte: »Ich mache dich also neugierig. Weil ich dich nicht zu fürchten scheine.«
    »Du hast ein ungewöhnliches Gebaren.«
    »Für einen Teckla.«
    Ich nickte.
    Wir tranken unseren Wein, und der Teckla starrte ins Leere, während ich ihn beobachtete. Dann fing er zu erzählen an. Ich hörte ihm zu und wurde während seiner Rede immer neugieriger. Ich weiß nicht, ob ich alles richtig verstanden habe, aber ich gebe es so wieder, wie ich mich erinnere, und ihr könnt euch ein eigenes Bild davon machen.
     
     
    Du hast einen Titel, nicht wahr? Baron, oder? Dann eben Baronet. In Ordnung. Er ist dir nicht wirklich wichtig, ich weiß. Wir wissen beide, was ein Titel im Jhereg wert ist; du wahrscheinlich sogar auf die Kupfermünze genau, wie ich zu vermuten wage. Den Orca dagegen ist er wichtig; die stellen sicher, daß man die ehrenhaften Titel nur angemessen erteilt oder entzieht, folglich ist der Steuermeister höher gestellt als der Bootsmann, aber niedriger im Rang als der Maat. Das hast du nicht gewußt, oder? Ich habe aber schon von einem Fall gehört, da ist einer Orca ihre Grafschaft entzogen, ein Baronessentitel verliehen, wieder entzogen worden, dann gab man ihr einen Herzoginnentitel, dann eine erneute Grafschaft, die ihr beide abermals entzogen wurden, worauf ihr die ursprüngliche Grafschaft wieder zuerkannt wurde, und das alles an einem Vormittag. Ein Fehler in der Buchführung, sagte man mir.
    Aber hast du gewußt, daß keine dieser Grafschaften oder Herzogtümer tatsächlich existierten? Es gibt noch andere Häuser, die so sind.
    Im Haus der Chreotha sind die Titel nur vererbbar und lebenslang, es sei denn, etwas Ungewöhnliches kommt dazwischen, aber auch dort stehen sie nicht in Verbindung mit Ländereien. Du aber hast den Rang eines Baronets, und dazu gehört auch Land. Bist du je dort gewesen? An deinem Gesichtsausdruck kann ich erkennen, daß dir dieser Gedanke nie gekommen ist. Wieviel Familien leben auf deinem Besitz, Baronet Taltos? Mehr nicht? Vier? Und dennoch ist dir nie in den Sinn gekommen, sie zu besuchen.
    Das überrascht mich nicht. Jhereg denken so. Deine Güter liegen innerhalb einer namenlosen Baronie, die womöglich leersteht und die wiederum in einer Grafschaft, vielleicht ebenfalls leer, und die innerhalb eines Herzogtums. Welchem Haus gehört dein Herzog an, Baronet? Ist er auch ein Jhereg? Das weißt du nicht? Auch das ist keine Überraschung für mich.
    Worauf ich hinauswill? Nur dies: Von all den »Edlen Häusern« – das bedeutet jedes Haus, außer meinem eigenen – gibt es nur ein paar, die Bestandteil der Aristokratie sind, und von denen auch nur wenige aus dem jeweiligen Haus. Die meisten aus dem Haus der Lyorn sind Ritter, denn nur die Lyorn behandeln Titel auch heute so, wie sie ursprünglich entstanden sind, und »Ritter« ist ein Titel, der nicht an irgendwelche Ländereien gebunden ist. Hast du darüber jemals nachgedacht, ehrenwerter Jhereg? Diese Titel standen in Verbindung mit Gütern. Zunächst mit Militärgütern, deshalb gehören die meisten Ländereien hier den Dragonlords; dies

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