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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Ecke eine Kommode. In der befinden sich alle möglichen Sachen.
    Am frühen Nachmittag des Tages, nachdem wir das Messer besorgt hatten, marschierten wir vier – Cawti, Loiosh, Rocza und ich – in diesen Raum hinunter. Ich schloß auf und ging voran. Die Luft war abgestanden und roch nach einigen der Dinge in der Kommode.
    Loiosh saß mir auf der linken Schulter. Er sagte: »Bist du ganz sicher, daß du es machen willst, Boß?«
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    »Bist du sicher, daß du in einer angemessenen Stimmung bist, um Beschwörungen zu sprechen?«
    Darüber dachte ich nach. Eine Warnung seines Vertrauten ist nichts, was ein Hexer sehenden Auges ohne nachzudenken von sich weist. Ich warf Cawti einen Blick zu, die geduldig wartete und möglicherweise überlegte, über was ich nachdachte. In meinem Innern tobte ein ziemliches Durcheinander an Gefühlen. Das kann gut sein, wenn ich es in die Beschwörung einbeziehe. Aber außerdem hatte ich ein bißchen Muffensausen, und in einer solchen Stimmung ist mir meistens nach Schlafen zumute. Sollte mir die Energie fehlen, die Beschwörung in Bahnen zu lenken, könnte sie außer Kontrolle geraten.
    »Es wird schon klappen.«
    »Na gut, Boß.«
    Ich kippte die alte Asche aus dem Rost in eine Ecke des Raumes und machte mir im Geiste eine Notiz, diese Ecke demnächst einmal sauberzumachen. Dann öffnete ich die Kommode, und Cawti half mir, den Rost erneut mit Kohle zu füllen. Die alten schwarzen Kerzen wurden weggeworfen und durch neue ersetzt. Zu meiner Linken stellte Cawti sich auf und nahm das Messer in die Hand. Ich bediente mich meiner Verbindung zum Gestirn und ließ damit den Docht einer der Kerzen so heiß werden, daß er sich entzündete. Damit machte ich die andere Kerze an sowie mit einiger Anstrengung auch die Kohlen im Rost. Nachdem ich dies und das in die Flammen geworfen hatte, legte ich den besagten Dolch davor.
    Auf die Symbolik kommt es an, müßt ihr wissen.
    Ich meine, manchmal frage ich mich, ob es auch mit Wasser funktionieren würde, von dem ich nur glaube, daß es gereinigt ist (was auch immer »gereinigt« bedeuten mag). Und was, wenn ich Räucherwerk verwenden würde, das den richtigen Duft hat, aber bloß ganz normales Räucherwerk ist? Was, wenn ich Thymian benutzen würde, den irgendwer eben vom Markt geholt hat und mir nur erzählt, er stamme von einem Schiff, das aus dem Ostreich kam? Ich weiß es nicht, und ich glaube auch nicht, daß ich es je herausfinden werde, aber ich vermute mal, daß es unwichtig ist. Hin und wieder stößt man eben auf etwas, das wirklich nur im Geiste stattfindet.
    Aber diese Gedanken machen das Vorher und Nachher der Beschwörung aus. Das Währenddessen ist bloßes Fühlen. Du wirst von Rhythmen durchdrungen im Einklang mit flackernden Kerzen. Du nimmst dich und stürzt dich ins Herz der Flammen oder wirst hineingestürzt, bis du anderswo bist, und du liegst inmitten der Kohlen, und Cawti ist gleich neben dir und in dir, taucht ein und wieder hervor aus den Banden der errichteten Schatten, die dich wie ein kleines Insekt auf einer blauen Ersatzwelt umgarnen, und du merkst, daß du das Messer berührt hast, und jetzt weißt du, es ist eine Mordwaffe, und allmählich spürst du die Person, die es geführt hat, und deine Hand vollführt die zarte Schnittbewegung, die der Mörder gewählt hatte, und du läßt es fallen, so wie er, denn seine Arbeit war erledigt, so wie deine.
    Ich drängte ein bißchen weiter, weil ich versuchen wollte, so viel ich konnte aus der Erscheinung zu erfahren. Sein Name tauchte vor mir auf, wie etwas, das ich schon immer gewußt hatte, das sich aber eben erst entschlossen hat, in mein Bewußtsein zu kriechen, und in dem Moment entspannte sich der Teil von mir, der eigentlich Loiosh war, allmählich und lockerte die Fäden, die jenen Teil Loioshs leiteten, der ich war.
    Ungefähr zu der Zeit fiel mir auf, daß etwas nicht stimmte. Wenn Hexer zusammenarbeiten, passiert eine bestimmte Sache. Man weiß nicht, was im Kopf des anderen Hexers geschieht; es ist eher so, daß man selber seine Gedanken für ihn denkt. Und so dachte ich einen Augenblick lang über mich nach und stellte fest, daß ich in mir einen Kern aus Bitterkeit hatte, der auf mich selbst gerichtet war, und das erschütterte mich.
    Zu keiner Zeit ist es so gefährlich geworden, wie Loiosh befürchtet hatte, größtenteils, weil er dabei war. Inzwischen zerfiel die Beschwörung sowieso, und wir alle ließen sie vorsichtig

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