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Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
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Boden fallen. Das hätte wirklich schief ausgehen können.
    Gemeinsam setzten sie ihren Weg fort. All das Wissen um Kräuter und deren Besonderheiten hatte Esther Friedrichsen von Hermingard gelernt. Tage-, wochen- und jahrelang waren sie durch Wälder, über Felder und Wiesen gestreift; gemeinsam hatten sie jedes noch so unscheinbare Gewächs am Wegesrand gepflückt.
    Eigens dafür hatte sich Esther ein Büchlein angelegt, in dem die einzelnen Wirkstoffe aufgelistet waren. In alphabetischer Reihenfolge.
    Erst mit 99 Jahren starb Hermingard; das führte Esther auf die regelmäßige Einnahme von Tees, Tinkturen, essbaren Kräutern und Gewürzen zurück. Da war sie selbst schon 62 Jahre gewesen.
    Ihr erlerntes Wissen hatte sie stets an ihrem Karli ausprobiert. Bei Erkältungen brühte sie ihm fürsorglich einen Gänseblümchentee auf; wurde er von trockenem Husten geplagt, halfen Thymian und Eibischwurzel, um diesen zu lösen.
    Manchmal hatte das von Hermingard empfohlene Kraut, jedoch auch Nebenwirkungen. Da war zum Beispiel der Fall mit dem Löwenzahn. Obwohl Hermingard recht mit ihrem Wissen hatte, dass diese Pflanze nicht nur bei Nierenproblemen sehr wirkungsvoll sei, sondern auch gegen Hämorrhoiden wirkte, fand Esther heraus, dass Karlis starkes Selbstbewusstsein durch die Gabe noch gestärkt wurde. Aus diesem Grund habe sie den Tee auch wieder, trotz seines Hämorrhoidalleidens, abgesetzt. Von diesem Tage an beschäftige sie sich nun nicht mehr nur mit Kräutern und deren Gabe bei körperlichen Leiden, sondern auch mit Kräutern und deren Wirkung auf das Gemüt.
    So lernte sie, dass die Gabe einer Handvoll Rosenblätter seiner angeschlagenen Befindlichkeit bei Krankheit gut tat, denn ein kranker Mann hätte ja auch immer etwas mit einem sterbenden Schwan gleich.
    Für Karlis in späteren Jahren immer wiederkehrende Gicht verabreichte sie ihm täglich drei Tassen Tee aus gebrühter Weidenrinde und umwickelte seine Glieder mit einem Stampf aus Weißkohl. Doch nach 40 Jahren Ehe hatte ihr Karli nicht nur so manches Leiden, das sie mit Kräutern zu lindern versuchte, sondern auch den Charme seiner Jugend eingebüßt. Der ungehobelten und manchmal doch aufbrausenden Art ihres Karlis rückte sie daher kurzerhand mit einem sehr einfachen, aber wirkungsvollen Tee zu Leibe.
    Bevor sie das Haus verließen, bekam er eine Mischung aus Baldrian zur Beruhigung, mit Auszügen aus dem Hopfen, welche seinen Gemütszustand anhob. So stand einem ruhigen, friedlichen Nachmittag nichts mehr im Wege, und wenn sie heimkamen, war er von dem Dämmerzustand nicht sehr weit entfernt, was ihr noch einen entspannten Abend zuteilwerden ließ. Mit diesem Tee ließ sich so manch Ehekrach verhindern. Deshalb titulierte sie ihre Teemischung auch „glückliche Ehe“.
     
     

14
     
     
    Mit Ingrid van Brekelkam, deren Hut stets akkurat auf ihrem Kopf saß, vertrieb sich Esther gerne die Tage. Dennoch war Esther Friedrichsen daran gelegen, ihre gewohnten Betätigungen nicht schleifen zulassen. So kam es durchaus auch vor, dass sie inmitten eines Rommeespiels aufstand, um sich zu ihrem Qi-Gong-Kurs aufzumachen oder ihre 14-tägige Beichte abzulegen. Doch genauso wie sich Esther an Ingrids putzige Sprache gewöhnt hatte, hatte sich Ingrid auch an das Wegeilen von Esther gewöhnt.
    Während Esthers Abwesenheit übernahm Ingrid das Blatt ihrer Freundin und beendete das Spiel für sie. Und das endete an diesen Tagen auch meist zu ihrem eigenen Gunsten.
     
    Einige Wochen später, es ergab sich im Zuge der Lebensüberdrüssigkeit des 87-jährigen Ernesto Padaro aus Zimmer 9, erzählte Esther von ihrem Entgegenkommen, den Donnerstagstee zu servieren. Er wolle zurück. Zurück in seine italienische Heimat. Seine Rückreise sei schon organisiert und bezahlt, nun warte er nur noch auf den erlösenden Tod. Diese Reise von Ernesto Padaro wollte Esther ihm gerne ermöglichen.
    Nach einer kurzen Pause, die Ingrid van Brekelkam benötigte, um zu begreifen, was Esther außer ihrem Qi Gong noch so regelmäßig trieb, fand sie daran wenig Verwerfliches. Warum sollte jemand auf Erden bleiben müssen, wenn er es doch gar nicht wollte? Im Grunde war Esther Friedrichsen ein wirklich netter Mensch, deshalb fragte sie: „Wäre es vermessen zu fragen, ob sie ihr künftig zur Hand gehen könnte? Vielleicht kann man ja künftig als Team zusammenarbeiten. Sie würde sich gerne heute Abend die Zeit nehmen.“
    Esther überlegte nicht lange. Sie fand, dass dies wirklich

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