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Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
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dieses kleinen schmucken Lädchens fragte Esther einmal, für was sie denn den vielen Kümmel benötigte. Für die Verdauung hatte Esther geantwortet. Kümmel, lateinisch Carum Carvi, sei wirklich ein sehr wirkungsvolles Gewächs, das immer in ausreichender Menge vorhanden sein sollte. Von den Wurzeln bis zur Frucht sei davon alles essbar. Und auch trinkbar.
     
    Zufrieden lächelnd, griff sie nach ihrem Schirm und machte sich Schritt für Schritt – die Beine schienen heute nicht allzu müde zu sein - in Richtung Tür auf. Doch bevor sie diese leise hinter sich absperrte, warf sie noch einen Blick in ihr kleines Appartement. Auf dem beigen Teppich hatten Esthers schlürfende Schritte, eine leichte Schleifspur hinterlassen. Auf der Couch ihrer kleinen Sitzgruppe waren die Kissen ordentlich aufgeschüttelt und mit zwei Ohren, durch einen Handkantenschlag, in Position gebracht. Das Bett war sorgfältig gemacht und das fliederfarbene Laken wie immer straff gezogen. Auf der kleinen Herdplatte dampfte noch der Wasserkessel nach, mit dem sie ihren morgendlichen Tee, eine Mischung aus Zimt, Minze und Pfingstrose, aufgebrüht hatte.
    Ein Windhauch blies in diesem Moment die hübsch geblümten Vorhänge auf; die Lavendelsträußchen, die auf der Fensterbank standen, verbreiten ihren Duft bis hinüber zur Tür. Lavendel tat dem Gemüt überaus gut.
    Einmal drehte sie ihren Schlüssel im Schloss herum. Rüttelte etwas an der Tür, um anschließend noch einmal aufzuschließen. Alsdann öffnete und schloss sie erneut die Tür und drehte wieder den Schlüssel einmal herum. Kein unsinniges Tun, wie sie fand. Wiederholte Vorgänge blieben nun mal besser im Gehirn haften.
    Langsam passierte sie einige Türen des langen Flures. An Ingrids Zimmertür blieb sie kurz stehen und klopfte. Ob Ingrid denn den Gemeinschaftstag ebenfalls nutzen wollte, um einige Besorgungen zu machen, fragte Esther.
    Als Ingrid verneinte, schlurfte Esther bis zum Aufzug und fuhr hinab. Gemütlich machte sie einen kleinen Schlenker um das Haus herum und blieb vor der langsamen Gerda stehen, zu der sich das Ehepaar Paulsen hinzugesellt hatte. Vor zwei Tagen waren die beiden in Zimmer 9 gezogen; nun war der dritte Stock wieder voll belegt.
    Esther plauderte erst ein wenig mit Gerda, danach mit den Paulsens und lud sie, nachdem sie zurück von ihrem Ausflug wäre, zum Kennenlernen in ihr Zimmer ein. Vielleicht hätten sie Lust auf einen kleinen Kümmelschnaps. Gerda lehnte ab, die Paulsens jedoch nicht. Danach machte sich Esther zum Treffpunkt vor dem Haupteingang auf, an dem der Bus schon bereitstand und einige wild gestikulierende Senioren sich gerade die Stufen hinauf hievten.
     
    Solche Gemeinschaftstage, die stets am ersten Montag im Monat stattfanden, waren immer mit sehr viel Aufregung verbunden. Nicht nur für die Senioren, sondern auch für die Heimleitung, denn bis alle aufgekratzten Senioren im Bus verstaut waren, verging gut und gerne eine Dreiviertelstunde. Und wenn man bedenkt, dass die Fahrt in die Stadt nur eine halbe Stunde dauerte, konnte man verstehen, dass der Heimleiter diesen besonderen Service, den er seinen Insassen bot, gerne wieder abgeschafft hätte. Doch es tat seinen Senioren gut. Wenn er die ärztliche Vorsorge, die er vor und nach diesem Ausflug angeordnet hatte, miteinander verglich, war eindeutig zu erkennen, dass das Herz-Kreislauf-System sich in eine erfreuliche Richtung entwickelte. 
    Die Idee kam ihm, als er in einem der Straßencafés in der Innenstadt gesessen hatte. Das rüstige Rentnerpärchen, das sich neben ihm niederließ, wirkte fröhlich, ausgeglichen und hatte rosige Wangen. Er beschloss, es wenigstens einmal zu versuchen. Tapetenwechsel, wie er es nannte, war doch nicht nur für die jüngere Generation eine beliebte Chance, um dem Alltag zu entfliehen. Und was bei Jungen funktionierte, konnte doch für Alte ebenso wirkungsvoll sein.
    Beim ersten Versuch, die Senioren in die Stadt zu karren, hatte er sich für den regulären Linienbus von St. Benedikta zur Stadt entschieden. Dieser Versuch endete jedoch in einem Fiasko. Begonnen hatte das Ganze schon damit, dass einige die Bushaltestelle zur Abfahrt nicht pünktlich erreicht hatten. Das gab den damals 21 Senioren 20 Minuten Zeit, um zu schnattern, zu gackern und schließlich um zu jammern. Die Wartezeit war einfach zu lang. Die Sitzbank an dem Wartehäuschen bot Platz für vier Personen, maximal fünf, wenn sie sich schlank gehalten hatten. Ein dreiminütiger

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