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Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
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Samstag, somit also die dritte Woche im Monat April, auf den Weg, zur Beichte machte, wurde sie von Ingrid van Brekelkam begleitet.
    Ingrid kam nur hin und wieder mit zur Beichte, weil sie meinte, dass sie in ihrem jetzigen Leben nicht mehr allzu viel zu beichten hätte. Bei einem derart geregelten Leben, wie sie erklärte, gäbe es schließlich nicht viel Zeit für Sünden. Und für ihre manchmal doch unschönen Gedanken konnte sie ja im Grunde nichts.
    Na, da dachte Esther aber anders darüber. Gerade deswegen wäre eine regelmäßige Beichte nötig. Darüber wollte sie aber nicht ausgerechnet heute wieder eine der üblichen Diskussionen entfachen. Schwermütig hing sie ihren Gedanken nach, während Ingrid fröhlich auf dem asphaltierten Parkplatz ihre Räder in Schwung brachte. Die Unbekümmertheit, mit der Ingrid den Tod von Frau Weber hinnahm, mutete Esther dennoch seltsam an.
    Als sie die Einfahrt zu St. Benedikta erreicht und die Straße zum gegenüberliegenden Friedhof überquert hatten, ließ sich Ingrid von Esther über den Kieselsteinweg schieben. Das Rattern der Räder ließ den kleinen Krambambuli hochschrecken. Esther blieb stehen.
    Ingrid setzte ihn ab, um ihm die Möglichkeit zu geben, seine Notdurft zu verrichten.
    Am ersten Strauch blieb er stehen, hob sein Bein und kehrte wieder zu Ingrid zurück, die ihn wieder auf ihren Schoß hob. Sofort rollte er sich zusammen und führte seinen Schlaf fort.
    Mit etwas Smalltalk über das Wetter, die Frühstücksgespräche der anderen und allgemeine sonstige Lebensfragen versuchte Ingrid, Esther von ihren sorgenvollen Gedanken abzulenken.
    Doch Esther wollte sich nicht ablenken lassen. Es war ihr verdammter Tee gewesen, der Frau Weber ins Jenseits befördert hatte, da war sie sich sicher. Die Gewissensbisse, die sie plagten, musste sie von daher unbedingt loswerden. Und beim Herrn Pfarrer wären sie gut aufgehoben, oder vielleicht auch nicht?
    Sicherlich würde der Herr Pfarrer die Umstände, die zu diesem tragischen Tod geführt hatten, verstehen, aber dennoch bestand die Möglichkeit, dass er sie des Mordes für schuldig befand. Außerdem hatte sie ja auch noch den Brötchenraub zu gestehen, dessen sie sich wegen der unplanmäßigen Vorsorgeuntersuchung schuldig gemacht hatte. Im ewigen Fegefeuer sah sie ihre Seele um Vergebung und Gnade flehen. Doch würde der Herr so etwas überhaupt verzeihen. Bestand die Möglichkeit, einmal in der Hölle, wieder in den Schoß der guten Menschen aufgenommen zu werden?
    „Was der Herr Pfarrer wohl dazu sagen wird?“, murmelte Esther vor sich hin.
    „Sie sollte ihm wirklich nichts davon erzählen!“, legte Ingrid ihr nahe. „Es war nicht ihre Schuld.“
    „Sicher war es das“, widersprach Esther, und wie Ingrid doch wohl selbst wisse, wollte die Weber es noch einmal mit dem Leben versuchen, und was den Brötchenklau angehe ..., Stehlen war das 7. Gebot. Und das habe sie gebrochen.
     
    Die Unterhaltung wurde von dem Öffnen der Kirchentür unterbrochen. Mit gesenktem Kopf trat eine weißhaarige Frau nach draußen. In der Hand hielt sie einen Rosenkranz. Ein langes Gebet stand ihr bevor. Was mochte die Dame nur verbrochen haben?
    Esther und Ingrid betraten die Kirche und hingen nun beide ihren eigenen Gedanken nach.
    Ingrid überlegte, wie sie ihr Geld vor ihren Verwandten schützen konnte.
    Esther dachte darüber nach, wie sich ihre Verfehlungen am besten in Worte fassen ließen.
    Mit geöffneter Tür saß Pfarrer Johann in seinem Beichtstuhl, was das Zeichen war, dass er auf ein neues verirrtes Schäfchen wartete.
    „Herr Pfarrer“, grüßte Esther mit einem leichten Kopfnicken und drückte sich in den engen Beichtstuhl. Umständlich ließ sie sich auf der schmalen harten Holzbank nieder und schloss die Tür. Nur eine dünne Wand, mit eingebautem Holzgitter, trennte sie noch von der Lossprechung.
    „Herr Pfarrer, ich habe gesündigt“, flüsterte Esther gedämpft und klammerte sich an ihrem Taschentuch fest.
    Der Glaubensvermittler beugte gutherzig sein Haupt dem Gitter entgegen und bat Esther aufmunternd, sich ihre Sorgen und Nöte von der Seele zu sprechen. „Wasche dich von deinen Sünden rein, indem du dich zu deinen Sünden bekennst und Buße tust!“
    „Nun, Herr Pfarrer, ich will gleich zur Sache kommen. Ich habe gestohlen, Herr Pfarrer. Es war der Tag, der, an dem der Rohrasch unverhofft eine Vorsorgeuntersuchung angeordnet hatte.“ Esther faltete die Hände unter ihr Kinn und seufzte tief. „Und

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