Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
Vom Netzwerk:
hat?“
    Agatha besah sich stumm die alte Hand und machte keinerlei Anstalten, die Begrüßung zu erwidern. Unangenehm erinnerte sie Esther an ihre ehemalige Nachbarin Tanja Schlüter. Diese unerträgliche Freundlichkeit schienen beide gemeinsam zu haben. Doch nicht nur das, die Frau gegenüber hatte sogar diesen ekelhaften Lavendelgeruch an sich. Agatha drehte es den Magen um. Ohne ein weiteres Wort schob sie Esthers Hand beiseite und drehte sich um, um ihr Zimmer aufzusuchen.
    Achselzuckend blickte Esther ihr hinterher.
    „Sie sollte sich von ihr fernhalten“, rollte Ingrid van Brekelkam heran. „Sie wird mit ihr keine Freude haben.“
    „Du bist etwas zu voreilig mit deiner Meinung, meine liebe Ingrid! Die ersten Tage sind immer die schwersten.“
    „Dennoch war sie an ihrem ersten Tag höflich, weiß Sie denn das nicht mehr?“
    „Doch das warst du.“ Freundschaftlich legte Esther ihr die Hand auf die Schulter. „Trotzdem …, gib ihr etwas Zeit, das wird sich sicherlich geben.“
    „Sie glaubt immer noch an das Sandmännchen, das ihr schöne Träume schenkt“, schüttelte Ingrid den Kopf.
    Esther musste lachen. „Oh ja, denn auch in unserem Alter darf man doch noch träumen.“ Dann sahen die beiden Agatha nach, wie sie in ihrem Zimmer verschwand.
    Esther überlegte, welche Kräuter zur Eingewöhnung hilfreich wären. Rose und Baldrian? Oder Hopfen und Melisse? Vielleicht aber auch Johanniskraut und Melisse? Ach was, entschied Esther, in so einem Fall wäre ein Mischung aus allem am dienlichsten. Vielleicht mochte die Neue es mit ihrem Tee ja versuchen?
    Unterdessen guckte sich Agatha in ihrer neuen Bleibe um. Ein Bett mit Nachtkasten. Ein Tisch mit zwei Stühlen, eine Couch vor einem Fernseher und eine Kochnische. Wenn man so wollte, eine besser ausgestattete Zelle. Genau so, wie sie es zeitlebens nicht anders kennengelernt hatte. Und so beschloss sie, da sich sowieso nichts, bis auf den Straßennamen, geändert hatte, ihre schlechten Gewohnheiten zu belassen, wie sie waren.
    An Esther und Ingrid stürmte der junge Mann, der die Neue hergefahren hatte, vorbei. Seine Miene war ein Ausdruck aus Unverständnis, Ärger, und Esther glaubte sogar, etwas Feindseligkeit darin lesen zu können.
    „Mama, was sollte das?“, hörten sie den Mann fauchen, der Mann, von dem sie dachten, dass es der Sohn sei, noch bevor er die Türschwelle seiner Mutter überschritten hatte.
    Esther und Ingrid schauten sich an. Zeuge eines Familienstreits wollten sie nicht unbedingt werden, deshalb beschlossen sie, noch etwas in den Park zu gehen, deshalb konnten sie auch nicht hören, was die Neue antwortete. Aber das hätten sie selbst, wenn sie im Zimmer gewesen wären, nicht hören können, denn Agatha antwortete nicht. Die hatte viel zu viel Freude daran, den Sohn ihres Ehemannes, diesem Versager, wieder einmal zur Weißglut gebracht zu haben.
     
    „Na, Sie richten sich ja schon ein, Frau Beinhard!“, kam eine fröhliche Stimme von der Tür her, als Agatha noch in ihrer Gehässigkeit schwelgte. Aus diesem Grunde ignorierte sie wieder einmal einen Menschen, der mit ihr sprach. Starrte der Schwester stattdessen unerbittlich in die Augen.
    „Entschuldigen Sie, meine Mutter ...“, ging Ben hastig dazwischen. „Es ist nicht leicht für sie.“ Höflich streckte er seine Hand der Schwester entgegen. Er kannte seine Mutter lange genug, um zu wissen, dass sie diesen Blick so lange würde weiterführen, bis die Schwester auf den Boden sehen würde.
    „Kein Problem, Herr Beinhard“, nahm Schwester Ludowika die angebotene Unterbrechung an. „Anfangs haben viele so ihre Schwierigkeiten, aber das gibt sich meist relativ schnell.“ Sie wandte sich erneut an Agatha, ohne jedoch einen tieferen Blick in das kalte Blau zu wagen. „Ich bin Schwester Ludowika, falls Sie Probleme haben, können Sie sich jederzeit an mich oder auch an Schwester Margot wenden.“ Fast schüchtern lächelte sie die alte Dame an. „Wir sehen hier regelmäßig nach dem Rechten; ich versichere Ihnen, Sie werden sich hier wohlfühlen. Wir sind hier eine richtig nette Familie.“
    „Die aus alten Menschen besteht“, brummte Agatha vor sich hin.
    „Ja, aber richtig nette alte Menschen. Unsere Esther haben Sie ja bereits kennengelernt. Sie wird Ihnen sicherlich alles zeigen und Ihnen die Eingewöhnung erleichtern. Und nun lass ich Sie noch etwas allein.“ Schwester Ludowika rauschte davon. Sie hoffte, dass sie ihre Abneigung gegen diese Frau sich nicht zu

Weitere Kostenlose Bücher