Tee und Toast
mit finsterem Gesicht dastand und aufs Meer hinausstarrte,
blieben sie wie die Kinder beim Indianerspielen hinter einem Lupinenbusch
stehen, warteten einen Moment, ob er sich umdrehen würde, und huschten dann in
der entgegengesetzten Richtung davon.
Niemand von uns dachte mehr an
die beiden. Wir waren zu sehr mit uns selbst beschäftigt, da wir noch
eineinhalb Tage in dieser ungemütlichen Atmosphäre vor uns hatten.
14
Mit vereinten Kräften brachten
wir wieder etwas Ordnung in unser Lager. Wir zündeten ein riesiges Feuer an,
und die Männer bauten uns aus Stecken und Stricken eine Wäscheleine, an der wir
unsere Betten und Kleider zum Trocknen aufhängen konnten. Sie warfen das
durchnäßte Gras und Farnzeug weg und schlugen die Seitenwände der Zelte auf,
damit die Luft durchziehen und der Boden trocknen konnte. Als es dunkel wurde,
machten wir unzählige Büchsen auf, kochten Austernsuppe, brieten Steaks, zu
denen es Spargelgemüse und Erbsen gab, schlugen schließlich noch kondensierte
Sahne schaumig und gossen sie über das Pfirsichkompott.
»Das müßte doch die Laune
heben«, meinte Larry optimistisch.
Gut, wenigstens die Kinder
waren begeistert und aßen, als hätten sie tagelang am Hungertuch genagt. Wir
brachten sie sehr früh zu Bett. In der Hoffnung, sie würde Onkel Richard finden
und etwas aufheitern, hatten wir Lydia vorgeschlagen, doch einen Spaziergang zu
machen. Wie er allerdings mit Gloria am gleichen Tisch sitzen würde, konnten
wir uns noch nicht so recht vorstellen.
Aber hier hatte ich mich
getäuscht. Mutter sagt immer, daß man die gute Erziehung eines Menschen erst
dann richtig merkt, wenn er mit schwierigen Situationen umzugehen weiß. Nun
mußte ich feststellen, daß auch das andere Extrem seine Methoden hatte. Gloria
war nicht mehr wütend und beleidigt, als sie mit Vivian Ward zurückkam, im
Gegenteil. Sie benahm sich lediglich wie ein ungezogenes kleines Schulmädchen.
Sie ignorierte uns und unterhielt sich nur mit Vivian Ward. Entweder war sie so
daran gewöhnt, Szenen zu machen, daß es sie nicht weiter belastete, oder sie
hatte geradezu ihren Spaß daran.
Ward jedoch schien sich
ziemlich ungemütlich zu fühlen. Als er hereinkam, blickte er nervös durch die
Runde und sagte kurz darauf zu Sam: »Ich nehme an, es ist unmöglich, ein
Motorboot zu bekommen, oder? Ich müßte nämlich morgen wieder in meinem Büro
sein .«
»Kiri kann nicht später als
vier Uhr nachts hierher kommen. Das ist reichlich früh. Aber abgesehen davon,
können Sie ihn nur erreichen, wenn Sie die acht Kilometer zum nächsten Telefon
gehen, und es ist stockdunkel draußen .«
Vivian aß schweigend und
blickte Gloria entschuldigend an. Sie zuckte mit den Schultern und schob ihre
Suppe beiseite, als sei sie giftig. Es war kein sehr feierliches Mahl.
Aber wenigstens verbrachten wir
eine ungestörte Nacht. Der Regen schien die Moskitos ertränkt zu haben. Am
Morgen kam auf völlig unerwartete Weise die Erlösung. Nachdem wir drei Tage
lang mutterseelenallein an unserem Strand gewesen waren, bekamen wir plötzlich
Besuch. Aus dem Busch tauchte ein großer lächelnder Maori auf einem Maulesel
auf.
Larry rannte auf ihn zu und
begrüßte ihn. Es war Reti, der vor Jahren, als er noch nicht verheiratet war,
auf Sams Farm manchmal als Tagelöhner gearbeitet hatte. Heute hatte er eine
eigene Farm, völlig verlassen, ein paar Kilometer weiter die Küste hinunter. Er
befand sich auf dem Weg zum Krämerladen.
Wir luden ihn zu einer Flasche
Bier ins Küchenzelt ein und erzählten ihm von unseren Erlebnissen. Er hörte zu,
lachte und war sehr zutraulich.
»Und jetzt wollt ihr wieder
nach Hause, was ?« fragte er sehr richtig.
Hoffnung machte sich auf unseren
Gesichtern breit. Würde er bitte Kiri vom Krämerladen aus anrufen und ihn
fragen, ob er anstatt morgen schon heute nachmittag kommen könne? Um vier Uhr
müßte es möglich sein. Da stand die Flut am höchsten. Sam drückte ihm eine
Pfundnote in die Hand, und Reti strahlte uns an. Alles wäre okay, er würde den
Bootsmann anrufen und uns auf dem Rückweg, in ein oder zwei Stunden, Bescheid
sagen.
Wir wußten, daß die Chancen
trotz Retis Optimismus gering waren. Aus den ein oder zwei Stunden wurden drei
und vier. Keiner wagte es, das Lager zu verlassen. Es war bereits drei Uhr
nachmittags, als Reti zurückkam. Wir hatten bereits jegliche Hoffnung
aufgegeben. Ein Blick in sein strahlendes Gesicht, und Sam rief: »Er hat
angerufen«, rannte hinaus und
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