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Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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vorher noch kurz mit den beiden Zeuginnen sprechen.«
    »Warum überlaßt ihr Annie und Joan nicht mir?« schlug Mary vor. »Momentan haben sie noch alle Hände voll zu tun. Außerdem würden sie einem völlig Fremden sowieso nicht trauen. Sobald sie hier fertig sind, lade ich sie zu einer Tasse Tee ein und bringe das Gespräch auf Chet. Das wird sicher nicht schwer sein. Die Leute sprechen von nichts anderem heute. Ihr beide eßt mit Dolph zu Mittag und spendiert ihm einen Martini, bevor ihr zu Mr. Redfern geht. Achtet bitte darauf, daß er nichts Gebratenes ißt. Und du, Dolph, kommst bitte sofort hierher zurück, wenn ihr beim Anwalt alles geregelt habt, ja?«
    »Wir kommen alle wieder hierher zurück«, versprach Sarah.
    »Ich möchte euch nicht zu nahe treten, aber es wäre mir ehrlich gesagt lieber, wenn ihr genau das nicht tun würdet. Ihr habe euch wirklich gern hier, aber die Mitglieder könnten Verdacht schöpfen, wenn sie euch ständig kommen und gehen sehen. Am besten, ich rufe euch später zu Hause an, und wir machen aus, wann wir uns treffen und alles besprechen können. Mein Gott, warum mußte das ausgerechnet jetzt passieren, wo alles so gut lief?«

Kapitel 6

    Das finde ich echt nett von Ihnen, Mrs. Bittersohn«, sagte Annie Bickens. Sie befanden sich in einem Restaurant in der Canal Street. Sarah hatte wenig Lust verspürt, mit den beiden Männern ein paar langweilige Stunden in der Anwaltskanzlei zu verbringen, und daher einen Kompromiß vorgeschlagen. Mary war mit ihrem Plan einverstanden gewesen. Sie hatten es so arrangiert, daß Mary und die beiden Frauen ganz zufällig auf Sarah trafen, als diese gerade das Oyster House verließ, und von ihr zu einem kleinen Nachtisch eingeladen wurden, den Max ihr angeblich verwehrt hatte.
    »Ist mir ein Vergnügen«, teilte Sarah Annie mit. »Ehrlich gesagt, brauche ich Ihren Rat. Mary hat mich nämlich gebeten, ihr bei der Innenausstattung des Wohnheims zu helfen, und ich würde gern wissen, welche Farben den zukünftigen Mietern am besten gefallen. Wir möchten die Räume so hell und gemütlich wie möglich gestalten, aber es ist natürlich nicht möglich, die Wände so zu streichen, daß sie genau zu den jeweiligen Mietern passen, zumal die Bewohner sicher gelegentlich wechseln. Gefallen Ihnen dezente oder kräftige Farbtöne besser?«
    »Ich hasse Erbsengrün«, sagte Joan. »Als ich damals zwei Monate im Krankenhaus gelegen habe, war alles um mich herum ekelhaft erbsengrün, sogar die Schwesterntracht. Das hat mich so deprimiert, daß ich bloß noch im Bett gelegen und geheult habe.«
    »Ich kann dieses widerliche Braun nicht ausstehen, das aussieht wie Tabakspucke«, sagte Annie. »Mein Vater hat immer Kautabak gekaut und ins Waschbecken gespuckt, und ich durfte dann alles saubermachen. Ich bin von zu Hause weg, als ich dreizehn war, aber wenn ich dran denke, wird mir heute noch schlecht.«
    Sarah wurde bei dem Gedanken ebenfalls schlecht. »Verraten Sie mir lieber, welche Farben Sie mögen«, bat sie. »Wie wäre es beispielsweise mit einem heiteren Sonnengelb?«
    Joan meinte, Gelb sei durchaus in Ordnung, aber Pfirsichfarben sei ihr lieber. Annie meinte, Pfirsichfarben sei ihr zu langweilig, aber Lila fände sie einfach toll. Lila sei überhaupt ihre Lieblingsfarbe. Joan machte eine spitze Bemerkung über Frauen, die eine Vorliebe für lila Wände hatten, und meinte: »Warum gehen wir nicht in die vollen und nehmen Regenbogenfarben?«
    »Eine interessante Idee.« Sarah bekam allmählich das Gefühl, sich auf etwas eingelassen zu haben, das eine Nummer zu groß für sie war. »Wir könnten das Regenbogenmotiv vielleicht sogar als dekoratives Element für das ganze Gebäude verwenden. Beispielsweise die Zimmer so streichen, daß jeder Raum eine andere Farbe des Regenbogens hat, auf die Wände in den Korridoren Regenbogenstreifen malen und Regenbogenvorhänge in die Speiseräume und Wohnzimmer hängen. Die Möglichkeiten wären praktisch unbegrenzt.«
    »Bei Woolworth gibt's niedliche Regenbogensticker«, schlug Annie vor, »und Regenbogenabziehbilder, die man auf die Fenster kleben kann. Die sehen aus wie Buntglas.«
    Sarah versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Jedenfalls hatte sie sich eine gute Erklärung für ihr plötzliches Interesse am Center einfallen lassen und damit das Eis gebrochen. Jetzt war es nur noch ein kleiner Schritt zu den regenbogenfarbenen Sesseln im ehester A. Arthur-Gedächtniszimmer und zu Chet selbst.
    »Wieviele Personen

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