Teeblätter und Taschendiebe
Katastrophe.«
»Was soll so katastrophal an vierzigtausend Dollar sein?« wollte Dolph wissen.
»Verstehst du denn nicht, Schatz?« sagte Mary. »Wenn die Polizei davon erfährt, wird man annehmen, daß wir ihn als Drogenkurier eingesetzt haben, um auf diese Weise das Geld für unseren Fonds zusammenzubekommen. Max, kannst du das Testament nicht einfach zerreißen und die ganze Sache vergessen? Dann fällt das Geld an den Staat, und unser Problem ist gelöst.«
Max schüttelte den Kopf. »Damit würde das Risiko noch größer, Mary. Zwei eurer Leute wissen, daß ehester Arthur ein Testament gemacht hat. Annie und Joan haben es vielleicht gelesen, bevor sie unterschrieben haben. Wir wissen nicht, ob sie anderen davon erzählt haben oder ob Chet Arthur selbst noch jemanden ins Vertrauen gezogen hat. Wenn das Testament nicht auftaucht, gibt es bestimmt einen Riesenwirbel. Die beiden Frauen wissen vielleicht nicht, daß, wenn sie als Zeugen unterschrieben haben, sie nicht erben können, und hoffen möglicherweise, daß sie ebenfalls ein Stück von dem Kuchen abbekommen. Oder aber sie wissen, daß er euch alles vermacht hat, und wollen verhindern, daß euch jemand um das Erbe bringt.«
»Aber außer uns weiß doch keiner, daß das Testament gefunden wurde.«
»Stimmt, damit hast du natürlich recht. Der Mann, bei dem Chet zur Untermiete wohnte, hat keine Ahnung von dem Geld und dem Testament, sonst hätte er sich das Bargeld längst unter den Nagel gerissen. Aber er weiß sehr wohl, daß ein Mann und eine Frau, die sich als Mitarbeiter des SCRC ausgegeben haben, heute morgen im Haus waren und sich in Chets Zimmer umgeschaut haben. Er kann uns identifizieren, und ich gehe jede Wette ein, daß er notfalls genau das tun wird, sonst stünde er nämlich selbst als Hauptverdächtiger da.«
»Schau mal, Mary« - Dolph hatte sich alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen und für rechtens befunden -, »Chet hat doch ausdrücklich festgelegt, daß wir sein Geld bekommen sollen. Also ist es unsere Pflicht, seinen letzten Willen zu erfüllen, ob du nun willst oder nicht.«
»Mir gefällt das alles überhaupt nicht«, protestierte Mary. »Und ich will das viele Geld nicht. Eigentlich brauchen wir es doch gar nicht so dringend.«
»Da bin ich aber anderer Meinung! Es wäre doch der ideale Grundstock für unsere Sammelaktion, oder etwa nicht? Verdammt noch mal, wenn Onkel Fred noch am Leben wäre, hätte er längst die Presse informiert. Treues SCRC-Mitglied vermacht Wohltätigkeitsorganisation sämtliche Ersparnisse, um Bau einer Seniorenpension zu ermöglichen. Nein, das klingt noch zu trocken, das braucht mehr Pep. Sarah, du mußt unbedingt eine schöne Erklärung für die Presse formulieren.«
»Ich? Dolph, ich habe noch nie in meinem Leben eine Presseerklärung verfaßt!«
»Dann malst du denen eben ein schönes Bild. Man soll das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Komm, Max, wir gehen zu Redfern und sorgen dafür, daß der Vollstreckung dieses Testaments nichts mehr im Weg steht.«
»Wenn ihr schon mal bei Redfern seid«, meinte Mary, »könnt ihr ihn gleich fragen, ob er eine Möglichkeit sieht, wie wir den Hals wieder aus der Schlinge ziehen können. Du hast völlig recht, Max, es wäre dumm, das Testament zu vernichten. Und es wäre noch dümmer, die Sache mit dem Heroin vor der Polizei zu verheimlichen. Du darfst auf keinen Fall unseretwegen deine Lizenz als Detektiv verlieren, schon gar nicht, wo ihr jetzt ein Baby erwartet. Ich bin sicher, daß sie sofort hier auftauchen und von uns verlangen, das Center zu schließen, wenn sie erfahren, was Chet getrieben hat, und was soll dann aus unseren Mitgliedern werden? Von uns selbst ganz zu schweigen.
Mir würde es nichts ausmachen, ins Gefängnis zu wandern, aber für Dolph wäre es eine Katastrophe.«
»Was du erträgst, ertrage ich auch«, insistierte Dolph.
»Da bin ich mir nicht so sicher, Schatz. Ich habe von einigen Mitgliedern, die es wissen müssen, haarsträubende Schilderungen gehört. Sie sagen, die Betten seien steinhart und das Essen völlig ungenießbar. Außerdem dürfen Ehepartner nicht im selben Gefängnis einsitzen.«
»Das glaubst du doch selbst nicht, Mary. Ganz bestimmt wird kein Richter es wagen, einen Mann von seiner rechtmäßig angetrauten Gattin zu trennen. Das wäre ja - das wäre ja ungeheuerlich!«
»Entspricht aber leider den Tatsachen«, informierte ihn Max. »Komm, Dolph, wir gehen jetzt zu Redfern. Ich würde nur gern
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