Teeblätter und Taschendiebe
Mary geworfen und sich sofort bis über beide Ohren in sie verknallt, verflucht noch mal. Ich war selbst dabei, wie ihr wißt. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Einen Moment waren sie noch Wildfremde, im nächsten schon ein gottverdammtes Liebespaar. Dabei hatte ich eigentlich vor, mich in sie zu verlieben. Der blöde Dolph hat sich einfach vorgedrängt. Was natürlich nicht heißt, daß ich ihn nicht hätte ausstechen können, wenn ich meinen berühmten J. Lemuel Kelling-Charme hätte spielen lassen. Aber ich war eben großzügig. berühmten J. Lemuel Kelling-Charme hätte spielen lassen. Aber ich war eben großzügig.
»So ein Quatsch«, sagte Max. »Du hattest niemals eine Chance.«
»Woher willst du das wissen?«
»Jetzt hört schon auf, ihr Zwei«, sagte Sarah. Sie schaute sich das Testament noch einmal an und schüttelte den Kopf. »Ich könnte mir eher vorstellen, daß Chet Arthur Mary wie eine Mutter geliebt hat.«
Ihr Onkel stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Daß ich nicht lache! Von wegen Mutter! Der Kerl war doch viel älter als sie.«
»Na und? Dann war sie eben sein Mutterersatz. Eine Mutterfigur, wie Cousin Lionel sagen würde. Eine warmherzige, nährende Frau, die sich nett mit einem unterhält. Ein stabilisierender Einfluß.«
Jeremy Kelling schien sich köstlich zu amüsieren. »Wenn Mary sein Mutterersatz war, dann war Dolph wohl sein Ersatzdaddy.«
»Jetzt hör endlich auf, Onkel Jem! Okay, dann hat er sie eben geliebt wie eine Schwester. Was macht das schon für einen Unterschied?«
»Einen verdammt großen, wenn du mich fragst. Man wird wohl kaum zum Drogendealer, nur weil man seine Schwester beeindrucken will. So weit ist nicht mal Lord Byron gegangen.«
»Das war auch nicht nötig«, gab Sarah zurück. »Der Mann war schließlich steinreich.«
»Chet Arthur ebenfalls. Wer weiß, vielleicht wäre er ein zweiter Byron geworden, wenn er sich seine Ahnen etwas sorgsamer ausgewählt hätte. Ein ernüchternder Gedanke, dem ich momentan nicht das geringste abgewinnen kann, da ich meinen ersten Drink noch nicht genossen habe. Apropos, habt ihr Lust, mit mir zu früh-stücken? Egbert könnte uns einen Eimer nahrhafte, vitaminreiche Bloody Marys mixen.«
»Puh!« sagte Sarah. »Für mich bitte nicht, vielen Dank. Mein Baby und ich trinken keinen Alkohol.«
»Eine höchst grausame Art, ein Kind auf sein Erdendasein vorzubereiten, wenn du mich fragst. Wie steht's mit dir, Max?«
»Tut mir leid, Jem, aber ich bin im Dienst.«
»Mein Gott, ihr seid ja richtige Trauerklöße! Was habt ihr denn als nächstes vor?«
Max warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Viertel nach elf. Loveday genießt wahrscheinlich gerade seine fettarme Milch. Ich würde vorschlagen, wir gehen zurück zum Center. Es sei denn, du möchtest, daß ich dich vorher nach Hause bringe, Sarah. Oder willst du lieber hierbleiben und Jem beim Süffeln zusehen?«
»Nein, ich möchte lieber mitkommen. Vielleicht können wir danach im Union Oyster House einkehren und uns einen Teller Clam Chowder genehmigen. Ich bin es satt, immer nur nur Milch zu trinken.«
»Erwähne dieses schreckliche Getränk bitte nicht in meiner Gegenwart!« stöhnte Jem. »Führ sie weg, Max. Ich bin selbst in einem höchst delikaten Zustand.«
Als sie im Center eintrafen, fanden sie sowohl Dolph als auch Mary vor. Mary half Joan und einer anderen Frau bei den Vorbereitungen für das Mittagessen, das aus Suppe und Crackern bestand. Dolph war zu Sarahs großer Überraschung mit der Kaffeemaschine beschäftigt und schien dabei erstaunliches Geschick an den Tag zu legen. Der Raum füllte sich allmählich, vor dem Buffettisch hatte sich bereits eine Schlange gebildet.
Sarah und Max zögerten, als sie die vielen wartenden Menschen sahen. Sie wollten sich auf keinen Fall vordrängen, doch Mary hatte sie bereits entdeckt und winkte ihnen zu. »Hallo, ihr beiden! Habt ihr Lust, bei uns zu essen?«
»Vielen Dank für die Einladung, aber heute nicht«, sagte Max. »Die werdende Mutter verspürt einen unstillbaren Heißhunger auf saure Gurken mit Eiscreme. Wir wollten nur kurz mit dir und Dolph sprechen, aber anscheinend haben wir uns dazu genau die falsche Zeit ausgesucht.«
»Ach was, wir sind eigentlich schon fertig. Annie und Joan können das Essen auch allein verteilen. Würdet ihr das machen? Lieb von euch. Harry, könntest du Dolph an der Kaffeemaschine ablösen?«
»Mit Vergnügen.«
Ein ziemlich kleiner Mann, der ein verknittertes, aber
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