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Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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erklären, Annie. Wir glauben nämlich, daß jemand etwas in den Graperoola-Dosen schmuggelt und die ahnungslosen SCRC-Mitglieder als Kuriere benutzt. Anscheinend läuft es so ab, daß ein Mitglied der Bande, beispielsweise der Kerl in Lila, die Dose an einer Stelle deponiert, an der regelmäßig SCRC-Mitglieder vorbeikommen und Leergut sammeln. Die Person, für die der Inhalt der Dose bestimmt ist, verfolgt daraufhin den betreffenden Sammler und reißt ihm die Tasche weg.«
    »Aber woher können die wissen, wer die Dose hat? Es gibt doch so viele von uns.«
    »Als Erkennungsmerkmal dient ihnen wahrscheinlich die Farbe Lila. Phyllis zum Beispiel hatte an dem Tag einen lila Pullover an, Chets Tragetasche war mit lila Farbe gekennzeichnet. Wenn Theonia einen lila Schal getragen hätte, wäre sie wahrscheinlich zunächst unbehelligt geblieben und hätte die Dose problemlos
    einstecken können. Gestern waren uns diese Zusammenhänge leider noch nicht klar, sonst würden wir Sie jetzt auch nicht bitten, uns Ihre Dose zu überlassen.«
    »Aber meine Dose ist leer.«
    »Das macht überhaupt nichts. Wir werden etwas hineinfüllen und sie als Köder benutzen. Wir müssen die Verbrecher unbedingt fassen und verhindern, daß weitere SCRC-Mitglieder überfallen oder sogar umgebracht werden. Verstehen Sie jetzt, warum uns die Dose hundert Dollar wert ist?«
    »Meine Güte! Das ist ja genau wie bei Elliot Ness! In Ordnung, klar, Sie können das Ding haben. Einen Moment.«
    Annie drehte ihnen den Rücken zu, raffte ihren ausgebeulten alten Rock hoch und griff in eine Tasche, die sie an ihrem Petticoat festgenäht hatte. Ein alter Trick, der besonders bei Ladendieben sehr beliebt war. Max fragte sich, was Joan wohl von der Unterwäsche ihrer Freundin Annie halten würde.
    »Bitte sehr, da ist sie.«
    Da war sie tatsächlich, nagelneu, lila und einsatzbereit. Der eigentliche Verschluß war zwar offen, jedoch mit einem kleinen durchsichtigen Plastikdeckelchen verschlossen. Brooks nickte zufrieden.
    »Äußerst praktisch. Wir sind Ihnen sehr dankbar, Mrs. Bickens. Bitte entschuldige uns eine Weile, Theonia. Max und ich werden uns sofort an die Arbeit machen. Und den Damen wünsche ich guten Appetit.«
    »Hier sind Ihre hundert Dollar, Annie.« Max übergab ihr den Betrag in druckfrischen Zehn- und Zwanzigdollarscheinen. »Sie könnten uns noch einen zweiten Gefallen tun, mit dem Sie übrigens nicht nur uns, sondern auch sich selbst einen großen Dienst erweisen. Wie Sie wissen, wollen wir einen Köder auslegen. Wir haben zwar keine Ahnung, wie lange es dauern wird, bis der Fisch an der Angel zappelt, aber wenn es klappt, finden die Verbrecher sicher bald heraus, daß in Bulgys Keller eine Dose fehlt, und der Verdacht wird sehr schnell auf Sie fallen. Wir möchten Sie daher zu Ihrer eigenen Sicherheit bitten, diesen Raum nicht zu verlassen, bis wir sicher sein können, daß niemand hinter Ihnen her ist und versucht, Sie umzubringen, wie es bei Chet Arthur der Fall war.«
    »Ach herrje, sind Sie etwa von der Drogenfahndung? Hat Chet auch für Sie gearbeitet? Hat er deshalb das Testament gemacht?«
    »Darüber dürfen wir keine Auskunft geben«, verkündete Max geheimnisvoll. »Solange Sie sich in unserer Obhut befinden, werden wir alles tun, damit Sie sich bei uns wohlfühlen. Theonia wird Ihnen Ihr Badezimmer zeigen und Sie mit Essen und Zeitschriften versorgen. Wenn Sie möchten, können Sie auch fernsehen. Soweit es uns möglich ist, werden wir alle Ihre Wünsche erfüllen. Aber halten Sie sich bitte von den Fenstern fern.« Die Fenster waren ohnehin klein und mit Eisengittern versehen. »Ziehen Sie die Vorhänge nicht auf, damit von draußen keiner ins Zimmer schauen und sie sehen kann. Ein Telefon können wir Ihnen leider nicht zur Verfügung stellen, aber wir werden Ihre Freundin Joan wissen lassen, daß es Ihnen gut geht und sie sich keine Sorgen zu machen braucht. Entspannen Sie sich einfach, und machen Sie es sich gemütlich. Wir sehen uns später noch.«

Kapitel 17

    So, das hätten wir. Das nenne ich Maßarbeit.« Brooks hatte die ganze Zeit in der Küche herumgewerkelt. Er nahm an, daß die Schmuggler das Heroin in den Dosen fein säuberlich in den üblichen Papiertütchen zu achtzehn Gramm verpackt hatten. Die Kristalle, die Max in Chet Arthurs zerrissener Tasche gefunden hatte, waren möglicherweise herausgefallen, als Chet neugierig geworden war und eines der Tütchen geöffnet hatte, so daß den Drogendealern keine

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