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Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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liegt mir ständig in den Ohren und sagt, ich soll dies nicht tun und das nicht tun. Verstehen Sie mich nicht falsch, Joanie ist meine beste Freundin, aber sie kann einem manchmal ziemlich auf die Nerven gehen. Ich wollte bloß nicht, daß sie sich wieder aufregt, so wichtig war es schließlich auch wieder nicht.«
    »Haben Sie sonst noch mit jemandem darüber gesprochen?«
    Annie zuckte mit den Achseln, verglichen mit Bill Jones Ganzkörperverrenkungen eine ziemlich schwache Leistung. »Und wenn schon? Meine Güte, es war doch schließlich ziemlich lustig, oder etwa nicht?«
    Max schien diese Auffassung nicht zu teilen. »Wem haben Sie davon erzählt, Annie?«
    »Niemand besonderem. Nur Bulgy.« »Welchem Bulgy?«
    »Na, Bulgy eben, wie ich gesagt hab'. Alle nennen ihn so, ich weiß nicht, ob er noch 'nen anderen Namen hat.«
    Theonia schaltete sich ein. »Ich glaube, Cousin Max hätte gern gewußt, in welcher Beziehung Sie zu diesem Bulgy stehen. Ist er vielleicht ein guter Freund von Ihnen?«
    »Weiß ich nicht, kann schon sein. Ich kenne ihn noch aus dem >Zipper<, wissen Sie. Er war schon da, als ich damals angefangen habe. Er war einfach immer da, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Und wo ist Bulgy jetzt?«
    »Oh, er ist immer noch da, und Dan auch. Die beiden sind die einzigen, die noch übrig sind aus meiner Zeit im >Zipper<. Wir waren Kollegen, wissen Sie. Dan gehört zu den Barkeepern, die tagsüber arbeiten. Früher war er immer nachts da, aber dann hat er es nicht mehr ausgehalten und getauscht. Ich kenne den Mann nicht, der Dans Stelle gekriegt hat und jetzt nachts arbeitet. Ich weiß nur, daß er Jeff heißt.«
    »Und was ist mit Harry Burr?«
    »Hat Harry Ihnen etwa gesagt, daß er im >Zipper< arbeitet?« Annie klang überrascht.
    »Haben Sie ihm den Job besorgt?« konterte Max.
    »Kann man so sagen. Ich bin mal dagewesen, als Dan sich aufgeregt hat, weil der Kerl, der Jeff nachts helfen sollte, sich krank gemeldet hat. Das hätte nämlich bedeutet, daß Jeff die Nachtschicht auch noch machen mußte, weil sie keinen kannten, der so kurzfristig einspringen konnte. Also hab' ich mir gedacht, was soll's, Dan ist ein Freund von mir, also hab' ich ihm von Harry erzählt.« »War Harry denn früher Barkeeper?«
    »Nein, Harry war Geistlicher, aber er glaubt an was, das er praktische Religion nennt. Als er mal über das Laster der Trunksucht predigen wollte, hat er sich gedacht, am besten macht er damit vorher selbst ein paar Erfahrungen. Er wollte aber nicht anfangen, richtig zu saufen, weil er dachte, daß seine Kirche das vielleicht nicht gut finden würde, mal ganz zu schweigen von seinem Magen, also hat er 'nen Halbtagsjob als Barkeeper angenommen.«
    »Hat Harry Ihnen das selbst erzählt?«
    »Klar, Harry ist wirklich 'n netter Kerl, er kann es bloß nicht lassen, einem ständig was vorzupredigen. Deswegen ist er auch Barkeeper geblieben. Er meint, so groß ist der Unterschied zu einem Geistlichen gar nicht. Alle erzählen ihm ihre Sorgen und wollen kostenlose Ratschläge, wie sie ihre Probleme lösen sollen, und tun dann doch, was sie wollen. Jedenfalls hab' ich Dan von Harry erzählt, und dann bin ich zurück ins Center und hab' Harry von Dan erzählt, und so hat alles angefangen. Er arbeitet nicht besonders gern im >Zipper<, und sie fragen ihn nur, wenn Not am Mann ist. Aber sonst fragt ihn nie jemand, also geht er. Und außerdem bezahlen die ganz gut.«
    »Kennt Harry Bulgy auch?«
    »Ich glaub' schon. Bulgy ist so was wie deren Mädchen für alles, könnte man sagen. Wenn die zum Beispiel 'ne neue Lieferung kriegen, muß Bulgy den Männern helfen, die Fässer und Kästen runter in den Keller zu tragen und wegzustellen. Wenn der Barkeeper irgendwas aus dem Keller braucht, brüllt er Bulgy durch 'n Rohr zu, er soll es raufbringen und die leeren Flaschen mitnehmen und so. Ich weiß nicht, ob Harry überhaupt Zeit hat, mit Bulgy zu sprechen, weil nachts immer wer weiß was los ist. Außerdem geh' ich da sowieso nicht mehr hin, wenn es dunkel ist.«
    »Wann haben Sie Bulgy von Chet Arthurs Testament erzählt?«
    »Sofort nachdem wir unterschrieben haben. Joanie hatte nämlich an dem Nachmittag Dienst im Center und hat die Gäste betreut, und da hab' ich mir gedacht, was soll's, da kann ich doch eigentlich zum >Zipper< gehen. Aber Dan war nicht da, und die neuen Jungs mögen mich nicht besonders, also bin ich runter in den Keller und hab' mich 'ne Zeitlang mit Bulgy unterhalten. Ich hab' ihm von dem

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