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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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wollen«, sagte Anne genervt.
    Â»Ja«, fuhr Kastner trotz ihres ablehnenden Tonfalls fort, weil die neue Kollegin endlich geantwortet hatte, »ich habe im Internet nachgeschaut, es gibt da ja sogar einen Ort in Preußen, der wo Loop heißt, nicht wahr. Kommen Sie daher?«
    Â»Nein«, antwortete Anne noch gereizter, zog den Haargummi aus ihrem Haar und machte sich einen neuen Pferdeschwanz.
    Â»Aber Ihre Familie?«
    Â»Nein.«
    Â»Wo kommen Sie dann her?«
    Â»Aus dem Rheinland.«
    Â»Und wo da?«, hakte Kastner nach, doch ehe Anne antworten konnte, klingelte sein Telefon. Er hob ab, lauschte kurz, sagte dann »Ja, gut« und legte wieder auf.
    Â»Ich soll dem Kurt die Akte bringen. Na ja, ich finde Ihren Namen jedenfalls saucool.«
    Anne stopfte wütend alle Blätter in die Akte Fichtner, wobei einige zerknickten, und drückte das Ganze anschließend Kastner in die Hände. Als sie Kastners Schritte im Flur hörte, hatte sie bereits einen Entschluss gefasst. Der Nonnenmacher würde sich noch umschauen. Schließlich war sie nicht hierhergezogen, um Urlaub zu machen. Außerdem wollte sie zur Kripo. Und wenn das ohne Studium klappen sollte, dann musste sie durch Ergebnisse überzeugen. Denn der normale Weg war der akademische. Aber den konnte sie wegen Lisa zumindest in den nächsten Jahren abhaken.
    Den Rest des Tages hatte Anne Sepp Kastner beim Abfassen eines Sachbeschädigungsprotokolls geholfen. Dann hatte sie überpünktlich und bewaffnet mit einer Taschenlampe die Inspektion verlassen, im Bad Wiesseer Spielwarengeschäft vier Tüten Bastelgips gekauft und war damit zum Tatort am Leeberg geradelt. Es dämmerte bereits, als sie den Baum, an dem man Fichtner gefunden hatte, erreichte. Er stand etwas abseits des Wegs, man musste also schon eigens von den normalen Pfaden abweichen, um zu ihm zu gelangen. Es war unheimlich im Wald, überall tropfte es von den Bäumen, im Dickicht raschelte es.
    Anne leuchtete mit ihrer Taschenlampe den Boden ab. Einige Meter entfernt vom Baum fand sie die Spuren eines Traktors. Mit dem war Fichtner wohl an den Ort seines Todes gefahren. Anzeichen eines Kampfes oder Schleifspuren konnte Anne nirgends erkennen. Dennoch war sie überrascht, weil das Gelände nicht abgesperrt worden war. Denn ohne Mühe entdeckte sie am Boden einige Fußabdrücke. Als Anne nach einer knappen halben Stunde ihr heimliches Werk verrichtet hatte, war es fast ganz dunkel. Eilig machte sie sich auf den Rückweg.
    Gegen 6.30   Uhr öffnete Anne das Gartentor zu dem kleinen Anwesen von Bernhards Eltern. Durch den Fahrzeuglärm der Schwaighofstraße drang von hinten die Stimme einer Frau an ihr Ohr.
    Â»Ah, die Schwiegertochter, nehme ich an?«
    Anne drehte sich um und erblickte eine etwas verwahrlost wirkende Frau um die sechzig, die einen Einkaufswagen hinter sich herzog.
    Â»Grüß Gott. Was meinten Sie?«
    Â»Dass Sie die Schwiegertochter der von Rothbachs sind.«
    Â»Ach so, ja, sozusagen.«
    Â»Halt nicht verheiratet, gell?«
    Â»Nein.«
    Â»Und das Kind?«
    Â»Lisa.«
    Â»Nicht von ihm?«
    Â»Von wem?«
    Â»Na ja, vom Bernhard halt.«
    Â»Ach so, also, ich weiß gar nicht … wer sind Sie überhaupt?«
    Â»Na, wissen’s, mich interessiert’s ja nicht, ich frag’ ja nur, bin halt die Nachbarin, gell. Meine Tochter hat auch eine Freundin, die wo ein lediges Kind hat. Das spielt ja heute keine Rolle mehr, gell. Tegernsee ist ja jetzt so …«, die Alte suchte nach dem passenden Wort, »… modern geworden.«
    Â»Ja, dann auf eine gute Nachbarschaft, Frau …?«
    Â»Schimmler, ja Ihnen auch – Frau Loop heißen Sie, gell, hab’ schon viel von Ihnen gehört. Polizistin, gell?«
    Â»Ja, also, Frau Schimmler, ich muss jetzt – meine Tochter, Bernhard, wir essen.«
    Hastig schob Anne das Fahrrad in den Garten, schloss das Tor hinter sich und stellte das Rad an der Hauswand unter der Marienfigur ab, die sie so mochte, weil sie dem ansonsten etwas unscheinbaren Haus einen freundlich strahlenden Glanz verlieh.
    Â»Sag mal, Bernhard, meinst du, es wäre sehr auffällig, wenn du mit Andreas Fichtner Kontakt aufnehmen würdest?«
    Â»Ooch nein, Anne, du willst mich doch jetzt nicht zum Hilfskommissar machen, oder? Also dazu habe ich jetzt überhaupt keine Lust.«
    Sie hatte schon damit gerechnet, dass

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