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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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gewaltigen Heiterkeitsausbruch. Der Sepp war doch schon eine ganz besondere Nummer! War er also immer noch hinter dieser Tegernsee-Angelina her!
    Â»Was lachst jetzt so?«, fragte Kastner noch verunsicherter.
    Â»Dass du immer noch nicht kapiert hast, dass die Loop in festen Händen ist und außerdem für dich einfach zu schön, um wahr zu sein …«
    Kastner schüttelte den Kopf: »Die braucht eine Stütze, da bin ich ganz sicher. Gerade jetzt: ’s Kind ist krank, der Freund stirbt wahrscheinlich bald, sie hat einen Mordfall am Hals … da braucht man auch einmal eine starke Schulter, an die man sich lehnen kann.«
    Â»Und die hast du, die starke Schulter?«, tönte Nonnenmacher und bekam gleich noch einen Lachanfall. »Welche ist’s denn, wenn ich fragen darf, die rechte oder die linke, hahaha?« Dann besann er sich aber der Tatsache, dass er den Sepp Kastner als Kollegen und auch schon fast als Freund sehr schätzte, denn der Sepp war vielleicht keine Leuchte, dafür aber zuverlässig, ehrlich und fleißig. Es war also besser, ihm dabei zu helfen, das schlimmste Liebesunglück zu verhindern, anstatt ihn auszulachen und ins Verderben rennen zu lassen. Deshalb riss sich der Polizeichef zusammen, was ihm wahrhaft schwerfiel, und meinte: »Spaß beiseite, Sepp, was wolltest du mich fragen?«
    Â»Na ja, wie du damals deine Frau zum ersten Mal … also, wie du es halt geschafft hast?«
    Â»Was? Mit ihr in die Kisten zum springen oder was?«
    Â»Nein nein«, wiegelte Kastner ab, »das doch nicht! Halt wie du zum ersten Mal mit ihr ausgegangen bist.«
    Jetzt war es an Nonnenmacher, rot zu werden, denn diese ersten Schritte in der Beziehung zu seiner Frau hatte er im Mottenkasten der Erinnerung versenkt, waren diese doch seinerzeit auch nicht so richtig rund gelaufen.
    Â»Hm«, hüstelte er deshalb, um dann zu schwindeln: »Das war ganz unspektakulär. Früher hat man ja noch gefensterlt, und so hab’ ich das dann halt auch gemacht.«
    Â»Aber so alt bist du doch gar nicht, dass man da noch gefensterlt hätt’«, wandte Kastner ein.
    Â»Ja, das stimmt schon, das war da eher schon so ein bisschen out.« Ganz bewusst verwendete Nonnenmacher »out«, dieses aus seiner Sicht topmoderne Wort.
    Â»Und? Hat’s denn funktioniert?«, fragte Kastner neugierig.
    Â»Joa, im Großen und Ganzen schon«, log Nonnenmacher. Er wollte das Gespräch jetzt abkürzen, um Kastner nicht erzählen zu müssen, wie es wirklich gewesen war, damals. »Das mit dem Fensterln hat ihr dann gefallen, und dann haben wir uns einmal zum Baden verabredet. Da ist dann der Rest passiert.«
    Â»Baden?«, dachte Kastner kurz nach. »Das ist ein guter Einfall! Ich könnt’ ja mit der Anne Loop baden gehen, das ist gut, Kurt, das ist richtig gut!« Und schon war er wieder draußen.
    Nonnenmacher schüttelte den Kopf und versuchte, die lästige Erinnerung an das Fensterln zu verdrängen; hatte er doch seinerzeit, auf einer wackeligen Leiter stehend, seine selbst verfassten Liebesgedichte versehentlich vor dem geöffneten Fenster von Helgas verwitweter Urgroßmutter vorgetragen; und war er doch dann, als die Urgroßmutter wegen all des unbeholfen gereimten Süßholzgeraspels hochroten Kopfes im Nachthemd ans Fenster getreten war, vor Schreck von der Leiter gefallen. Die Landung war in jeder Hinsicht schmerzhaft gewesen und hatte Nonnenmacher ein halbes Jahr Krankenhaus eingebracht. Immerhin hatte das Fensterln damals seinen Sinn erfüllt, denn seine Zukünftige hatte ihn im Krankenhaus besucht, und als Nonnenmacher wieder geheilt war, waren sie tatsächlich zusammen an eine geheime Badestelle gegangen, die sie noch immer gelegentlich nutzten, und einander nähergekommen. Aber das alles war Nonnenmacher erstens peinlich, und zweitens brauchte Kastner es nicht zu erfahren, denn dann wüsste es bald die halbe Inspektion.
    Da die Anzahl vertrauenswürdiger Menschen in Tegernsee, die in dem Bereich »Gas, Wasser, Scheiße«, wie der Volksmund sagte, über den Ruf eines Fachmanns verfügten, begrenzt war, fiel die Wahl des Trios Hörwangl, Amend und Nagel sehr bald auf Sigi Großmann. Der Sanitärinstallateur schuldete Amend ohnehin noch einen Gefallen, denn der Bootsführer hatte eigens für Großmanns Hochzeit mit dem italienischen Fotomodell Rita Ciampolini vor zwei

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