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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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keinen Installateur mehr«, rief Elisabeth Gsell. »Dieser missliche Zustand wird uns wohl noch bis Montag beschäftigen. Uns bleibt aber auch nichts erspart: Der Herr des Hauses tot, das Schwimmbecken voller Milch und kein Wasser im Haus! Als würde Gott uns strafen. Schrecklich!«
    Nach drei Stunden – Mitternacht war längst vorbei – rief Sebastian Schönwetter seine Mannschaft zusammen.
    Â»Können wir mal kurz?« Als alle beieinanderstanden – auch Anne, Kastner und Nonnenmacher waren gekommen, wenngleich sie in der zweiten Reihe stehen blieben –, fragte Schönwetter: »Ich bitte um Hypothesen.«
    Sofort ergriff einer der Spurensicherer das Wort: »Für mich ist der Fall klar. Kein Kampf, keine fremde Gewalteinwirkung. Der Tod erfolgte durch Sturz auf den Hinterkopf. Weil der Sturz sehr nahe am Beckenrand erfolgte, ist er dann in den Pool gefallen. Da war er dann aber schon tot.«
    Â»Kein Tod durch Ertrinken?«, wollte Schönwetter wissen.
    Der Mann, der eben gesprochen hatte, schüttelte den Kopf. »Der Tod war vermutlich Folge einer Hirnblutung, auf jeden Fall haben wir es mit einer massiven Schädel-Hirn-Verletzung zu tun. Meiner Ansicht nach war das Opfer schon tot, als es in die Milch fiel, oder starb genau in jenem Augenblick. Am Rückenmark konnte ich keine Verletzungen feststellen, aber vielleicht findet die Rechtsmedizin da noch was.«
    Die Mitglieder des Teams aus Miesbach schien diese Information nicht weiter zu überraschen. Dafür zeigten sich Nonnenmacher, Kastner und Anne umso erstaunter. Keiner der drei wagte es aber, sich in das Gespräch der Kripoleute einzuklinken.
    Â»Könnte es sein, dass ihn jemand geschubst hat?«, so Schönwetter.
    Â»Das kann natürlich immer sein«, erwiderte der Sprecher von vorher. »Aber dazu sollten wir jetzt keine Hypothesen aufstellen, ehe wir nicht die anderen Spuren ausgewertet haben. Ich tendiere jedenfalls stark dazu, anzunehmen, dass er keiner starken Gewaltanwendung ausgesetzt war. Wir konnten am Körper keinerlei Flecken oder Verletzungen erkennen, die nicht auch von dem Sturz herrühren könnten.«
    Â»Wie ist die Spurenlage sonst?« Schönwetter schaute fragend in die Runde.
    Ein anderer Kollege ergriff das Wort. Zögerlich sagte er: »Na ja, da sind eine Menge Leute herumgelatscht. Schwierig zu sagen, was da jetzt zur Tatzeit passiert ist und was erst danach von irgendwelchen Leuten«, er sah zu Nonnenmacher und Kastner, vermied es aber, Anne anzusehen, »an Trugspuren gelegt wurde.«
    Â»Für die endgültige Auswertung brauchen wir auch noch ein paar Tage Zeit«, klinkte sich eine klein gewachsene, agile junge Frau in das Gespräch ein.
    Â»Gut, für uns ist erst einmal nur wichtig, dass wir davon ausgehen können, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Verbrechen war«, schloss Schönwetter. «Der Mann ist vermutlich ausgerutscht. Vielleicht wurde er geschubst. We will see. Dann packen wir jetzt zusammen und fahren zurück. Sie, Herr …«, sagte er, an Nonnenmacher gewandt, »… wie war Ihr Name noch?«
    Â»Nonnenmacher, Kurt«, antwortete der Wiesseer Dienststellenleiter.
    Â»Sie, Herr Nonnenmacher Kurt«, Schönwetter versuchte erst gar nicht, ein überhebliches Schmunzeln zu unterdrücken, »werden bis auf Weiteres hier die Vernehmungen und anderweitigen Ermittlungen durchführen. Ich muss morgen mit der Staatsanwaltschaft sprechen, ob wir hier überhaupt vertiefter einsteigen oder ob wir das bleiben lassen können. Gut, er ist ein Milliardär, sagten Sie?«
    Nonnenmacher nickte, und Schönwetter dehnte seinen muskulösen Körper, gähnte. »Bei Milliardären sollte man vielleicht einen Tick genauer hinsehen. Von der Motivlage her ist das ja schon meist eine besondere Nummer. Aber das machen wir nicht mehr heute. Ich bin so was von müde. Dass so was aber auch immer am Samstag passieren muss! Also, Kollegen, make it good!«
    Nonnenmacher verkniff sich ein: »Make it better.« Der hochdeutsche Typ ging ihm gewaltig gegen den Strich. Nonnenmacher beschloss, gleich am Montag seinen alten Kollegen Kilian Seitmeier in Miesbach anzurufen, um zu fragen, wo dieser tätowierte Hanswurst auf einmal herkam, der sich hier aufspielte, als wär’ er von der GSG9 .
    Als Schönwetter schon in seinem Einsatzfahrzeug saß, ließ er noch einmal die Scheibe

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