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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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überall kleinere und größere Tüten herum, Folien wurden über Gegenstände, Vorhangstoffe, Handtücher und Kleider gezogen, Pulver wurde aufgetragen, ein Mann nahm Gipsabdrücke von den Traktorspuren im Garten. Der Chef der Truppe war ein muskulöser Mittdreißiger, der sich den Tegernseer Kollegen als Sebastian Schönwetter vorgestellt hatte und ganz offensichtlich neu in Miesbach war, denn weder Kastner noch Nonnenmacher hatten ihn je gesehen. Einer seiner ersten forschen, an Nonnenmacher gerichteten Sätze war: »Und, hoffentlich schon überall rumgelatscht?« Woraufhin Nonnenmacher zum einen froh war, dass er die arroganten Miesbacher nicht über den Fichtner-Fall informiert hatte, und zum andern beschloss, dass sie, die Tegernseer, die Miesbacher bei der Spurensicherung nicht über Gebühr unterstützen würden. Sollte dieser Surflehrer doch schauen, wie er den Fall in den Griff bekam, der Depp, der damische.
    Anne verfolgte jeden Handgriff der Mordspezialisten mit großer Aufmerksamkeit. Ihr gefiel es, wie wenig sie redeten, dass jeder wusste, was er zu tun hatte, und dass jeder Handgriff saß. Als sie gerade zwei der Spurensicherer dabei beobachtete, wie sie in weißen Anzügen in den Milchpool kletterten und Kürschners Leiche vorsichtig herauszogen, trat Kastner neben sie und stellte ihr eine merkwürdige Frage: »Warst du schon auf’m Klo?«
    Â»Was geht dich das an?«, entgegnete sie aggressiv, weil sie dahinter wieder einen seiner plumpen Annäherungsversuche befürchtete.
    Â»Nein. Du verstehst mich falsch, ich meine – ähm – ob du dir hier schon die Hände gewaschen hast?«
    Anne sah Kastner an, als wäre er ein Ufo. »Ekelt es dich vor mir?«
    Â»Nein«, sagte Kastner, »ich meine, ach, halt, ob bei dir Wasser gekommen ist, das meine ich halt nur.«
    Â»Als ich auf der Toilette war? Du möchtest echt wissen, ob ich hier konnte?«
    Â»Nein, ich meine beim Spülen, beim Händewaschen, ob du …«
    Ohne dass es die beiden bemerkt hätten, hatte sich Nonnenmacher zu ihnen gesellt. »Was führt’s ihr denn für seltsame Gespräche?«
    Kastner wurde rot. Dass er ausgerechnet mit Anne immer wieder in derart blöde Situationen kam! »Ich wollte nur sagen, dass auf dem Klo kein Wasser kommt. Man kann nicht spülen, und man kann sich nicht die Hände waschen. Und ich wollte wissen, ob das jemand von den Herrendamen Ermittlern schon gemerkt hat. Mehr nicht.«
    Nonnenmacher zuckte mit den Schultern, während Anne meinte: »Frag halt die Frau Gsell.«
    Kopfschüttelnd verließ Kastner die beiden. Eine Minute später stand er triumphierend mit der Haushälterin wieder vor ihnen. »Hab’ ich’s doch gewusst: Das Wasser ist im ganzen Haus abgestellt.«
    Â»Na und?« Nonnenmacher verstand nicht.
    Â»Nix ›Na und‹«, antwortete Kastner. »Im ganzen Grundnerhof gibt’s kein Wasser.«
    Â»Ja, stellen Sie sich vor, Herr Kommissar«, sagte Elisabeth Gsell empört. »Nicht nur, dass man den lieben Herrn Kürschner mit Milch ertränkt hat, man hat sogar das Haus von der Wasserversorgung getrennt.«
    Â»Da wird halt der Haupthahn zu sein«, meinte Nonnenmacher widerwillig. Das auf diese Aussage folgende Magengrimmen entlockte Elisabeth Gsell einen entsetzten Blick. »Das habe ich schon überprüft, Herr Kommissar, der Haupthahn ist geöffnet, aber es fließt dennoch nirgends Wasser. Ich kann mir das nicht erklären. Das hatten wir in über dreißig Jahren noch nicht! Wir sind hier doch nicht in der Wüste!«
    Â»Vielleicht hat das was mit dem Einbruch zu tun«, warf Anne ein.
    Â»Dass die den Kürschner …«, begann Kastner seinen Satz.
    Â»Herrn Kürschner, bitte«, bat Elisabeth Gsell.
    Â»Dass die den Herrn Kürschner«, begann Kastner erneut, »nicht nur in Milch ertränken wollten, sondern auch noch verdursten lassen oder was?«
    Sepp Kastner wirkte manchmal so viel dümmer, als er eigentlich war, dachte sich Anne. Aber eine Erklärung für die Gleichzeitigkeit dieser merkwürdigen Phänomene hatte sie auch nicht.
    Â»Rufen’s halt einen Installateur«, schlug Nonnenmacher vor. »Vielleicht ist etwas mit der Hauptwasserleitung. Ich glaub’ nicht, dass das was mit dem Tod vom Kürschner zu tun hat.«
    Â»Um diese Nachtzeit bekomme ich doch

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