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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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immer!« Schnell stand sie auf, verließ den Raum in der Richtung, in der der Wohnteil des Hauses sein musste, und Sekunden später herrschte Ruhe im Haus. Totenstille.
    Während Elisabeth Gsell weg war, begab Anne sich erneut zu Nonnenmacher, der noch immer ins Becken und auf die Leiche starrte.
    Â»Was denken Sie?«, fragte Anne vorsichtig.
    Â»Nix«, antwortete Nonnenmacher patzig.
    Â»Sollten wir nicht die Kripo rufen?«
    Â»Doch!«, erwiderte Nonnenmacher. »Hab’ ich schon. Die werden gleich da sein.«
    Â»Haben Sie Einbruchspuren gefunden?«
    Â»Hab’ noch nicht geschaut.«
    Anne schüttelte hinter seinem Rücken den Kopf. Was war nur mit ihm los? Dann ging sie zu den verschiebbaren Glastüren und schaute, ob dort irgendwelche Spuren gewaltsamen Eindringens zu sehen waren. Tatsächlich entdeckte sie an einer der Schiebetüren Spuren eines Hebelwerkzeugs. Hier war die Tür aufgebrochen worden. Anne trat nach draußen auf die Terrasse, auf der noch mehrere derselben Liegestühle standen, die sie schon im Inneren des Gebäudes gesehen hatte. Anne ging bis an den Rand der Holzterrasse und sah frische Spuren in der Wiese, die von einem größeren Fahrzeug stammen mussten – von einem Kleinlaster oder einem Traktor. Der Profilstärke nach tippte Anne auf Traktor. Anne dachte kurz nach und ging dann an Nonnenmacher vorbei noch einmal zurück zu Kastner und Elisabeth Gsell. Die Haushälterin erzählte gerade, dass Kürschner in den vergangenen Jahren eigentlich nur noch allein im Haus gewesen sei. Früher, als er noch jung war, sei das ein bisschen anders gewesen. Da sei auch jedes Mal seine Frau mitgekommen, und oft auch Geschäftspartner, für die Frau Gsell dann große Essen habe arrangieren müssen. Aber die Ehe der Kürschners …
    Â»Frau Gsell«, schaltete Anne sich in das Gespräch ein, »haben Sie den Eindruck, dass hier ein Fremder im Haus war?«
    Â»Ja natürlich, mein Fräulein, das sieht man doch. Der ganze Dreck im Schwimmbad und die aufgebrochene Tür, gell, das habe ich gleich gesehen, dass da wer eingebrochen ist.«
    Â»Aber als Sie hereinkamen, haben Sie niemanden mehr gesehen oder gehört?«
    Â»Gott bewahre!«, rief Elisabeth Gsell aus. »Stellen Sie sich vor, diese Mörder hätten mich auch noch erwischt, dann würd’ ich jetzt neben dem Herrn Kürschner in der Blutmilch liegen, das wär’ ja fürchterlich.«
    Â»Blutmilch, sagen Sie?« Anne war überrascht. »Ist die weiße Flüssigkeit im Pool Milch?«
    Â»Ja aber mein Fräulein, was denn sonst, bitte? Riechen Sie das denn nicht? Das riecht doch ganz eindeutig nach Milch.«
    Â»Ach so«, sagte Anne nachdenklich, sie hatte den säuerlichen Geruch der Leiche zugeordnet. »Hat Herr Kürschner öfters in Milch gebadet?«
    Â»Gott bewahre!«, rief Elisabeth Gsell erneut. »So ein Schmarren tät’ dem Herrn Kürschner, Gott hab’ ihn selig, also so was würd’ ihm nicht einfallen. Stutenmilch hat er manchmal getrunken, wegen der Gesundheit, das schon. Aber getrunken! Das ist doch eine Verschwendung, so viel Milch in ein Schwimmbad zu schütten. Und für was sollte das denn gut sein?«
    Â»Die Milch im Pool ist also auch für Sie ungewöhnlich?«
    Â»Ja, wo denken Sie denn hin, natürlich ist das ungewöhnlich – ungewöhnlich!  –, das reicht ja gar nicht als Wort, das ist geradezu erschreckend. Haben’s ihn jetzt endlich da rausgeholt aus dem Becken, ich kann’s mir gar nicht anschauen, so grauslig sieht das aus.«
    Anne schüttelte den Kopf. »Wir sollten da jetzt möglichst wenig anfassen, weil gleich die Spurensicherung kommt, und die sind froh, wenn sie alles unverändert vorfinden.«
    Â»Und was soll ich jetzt tun?«, fragte Elisabeth Gsell.
    Â»Es wäre gut, wenn Sie noch ein wenig hierbleiben könnten, falls wir noch Fragen zum Haus haben sollten. Haben Sie noch Zeit?«
    Â»Ja natürlich habe ich noch Zeit, es ist ja meine Arbeit, hier zu sein, also … es …«, sie zögerte, »… es war meine Arbeit.« Nach einem Augenblick, in dem sie sinnierend den Teppichboden betrachtete, richtete sie sich energisch auf, der unsichtbare Besenstiel an ihrem Rückgrat hatte seine Aufgabe wieder übernommen, sagte: »Ich bin in der Küche« und verschwand.
    Als Anne

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