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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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zurück.
    Sepp Kastner schüttelte den Kopf. Der Kleinen fehlte ganz offensichtlich ein Vater, dachte er bei sich. Dafür, dass Kinder ohne vernünftigen männlichen Erziehungsanteil Saufratzen wurden, war Lisa Loop das beste Beispiel.
    Als die drei ausstiegen, wollte Lisa wissen, wo denn eigentlich Bernhard sei. In München, gab Anne zurück.
    Â»Und warum kommt er nicht mehr zu uns?«
    Â»Der kommt schon wieder zu uns«, erwiderte Anne und sah, wie Sepp Kastner die Ohren spitzte.
    Â»Aber als wir ihn in München gesucht haben, da war er doch gar nicht da«, entlarvte Lisa die gespielte Gewissheit der Mutter. »Ist der Bernhard von uns abgehauen?«
    Â»Nein, Lisa, ich habe dir doch erklärt, dass Bernhard krank ist und erst wieder gesund werden muss.«
    Â»Ist dein Freund immer noch weg?«, fragte Kastner und versuchte dabei nicht zu interessiert zu klingen, was ihn linkisch wirken ließ. Anne nickte und spürte, wie ihr schon wieder die Tränen in die Augen drückten.
    Â»Also wenn ich dir, euch …«, begann Kastner, aber Anne würgte ihn mit einem »Schon gut, ich weiß, du hilfst uns, wenn wir Hilfe brauchen, aber wir brauchen keine Hilfe!«ab, nahm ihre Tochter an die Hand und ging entschlossenen Schritts ins Dienstgebäude.
    Kastner blieb kopfschüttelnd zurück. Frauen sollte mal einer verstehen, dachte er sich. Da habe eine keinen Mann, und da wäre einer, der wie gemacht wäre für sie, und dann wolle sie den aber nicht … Ganz absichtlich ließ er sich länger Zeit, hielt noch einen Schwatz mit den Kollegen an der Pforte, ehe auch er ins Dienstzimmer hochging.
    Lisa kniete auf einem Stuhl an dem kleinen Ablagetisch, der zwischen Kastners und Annes Schreibtisch stand, und malte. Anne, die an ihrem Schreibtisch saß, hatte die beiden Teile des zerrissenen Blatts vor sich liegen und betrachtete sie konzentriert. Es musste aus einem Block Kürschners stammen. Doch hatten ganz offensichtlich die Kammerjäger es beschrieben. Warum hatten sie dazu ein Blatt des Milliardärs verwendet?
    Â»Und, was hat euch die Frau Gsell Wichtiges zum Zeigen g’habt?«, fragte Nonnenmacher in die Stille hinein. Beinahe lautlos war er eingetreten. Seit sein Magen sich still verhielt, konnte er sich an Kollegen anpirschen wie schon lange nicht mehr. Er beschloss, bei nächster Gelegenheit eine Lanze für Frauenzeitschriften zu brechen.
    Â»Den Rest vom Brief«, antwortete Kastner.
    Nonnenmacher trat hinter Anne und las den Text. »Die Kammerjäger«, murmelte er zum Schluss belustigt, dann, bitter: »Das bringt uns genauso wenig weiter wie der Brief, den wo ihr bei der Evi gefunden habt.«
    Â»Wie meinen Sie das?«, fragte Anne interessiert.
    Â»No ja, ich hab’ diese Rosenheim-Connection vom Ferdl halt einmal abgecheckt, während ihr da so wichtig herumg’schaftelt habt’s.«
    Â»Ja und?«, bohrte Kastner ungeduldig nach. »Was hast du rausgefunden?«
    Â»Dass da nix war. Das hab’ ich mir gleich gedacht, dass der Ferdl keiner ist, der wo sich ein G’spusi leistet.«
    Â»Ja, aber was war mit der Frau?«, wollte Anne wissen.
    Â»Es war halt eine entfernte Cousine vom Ferdl, die wo in einem Café bedient hat, aber da war nie was zwischen den beiden«, erklärte er.
    Â»Und die Strümpfe?«, fragte Kastner.
    Â»Das waren warme Socken für den Winter – nix Seide, ihr seid’s mir so Sex-Phantasten.« Eine Weile lang schaute Nonnenmacher zufrieden aus dem Fenster und ließ seinen Blick über den Polizeiparkplatz und den Freisitz für die Polizisten streifen, da platzte ein Kollege in die beinahe andächtige Ruhe hinein: Nonnenmacher müsse sofort runterkommen, sein Typ werde verlangt. Dann drang schon Geschrei vom Erdgeschoss der Dienststelle herauf. Was denn los sei, wollte Nonnenmacher wissen.
    Â»Ein Landwirt, der sagt, dass er dich kennt, und so ein Cabriodepp«, antwortete der Kollege, »ich wollt’ die Sache aufnehmen, aber der Bauer will, dass du das klärst.«
    Nonnenmacher schüttelte den Kopf, folgte aber seinem Untergebenen nach unten. Im Hinausgehen rief er noch über die Schulter, ob die Frau Loop bitte auch mitkommen könne, der Sepp Kastner könne ja auf das Kind aufpassen.
    Unten stand ein großer, dünner Mann, den Nonnenmacher sofort als den Silbertaler Erwin ausmachte und mit Handschlag begrüßte. Der

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