Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
besetzt. An die sich nach außen wölbenden Wände des Saals waren Eisenträger geschweißt, die das erste Stockwerk trugen, das wiederum aus Metallplatten bestand, die auf ein Schienengerüst aufgelegt waren. Am Ende des Saals im Erdgeschoss befand sich eine Theke, hinter der ein dunkelhaariger Junge in einem dreckigen Kittel Kunststücke vorführte. Unter den johlenden Rufen der Gäste jonglierte er mit Flaschen und Trinkgefäßen aus Ton, warf sie hoch und fing sie hinter seinem Rücken wieder auf, ohne dabei auch nur einen Tropfen zu verschütten. Einer der Gäste warf ihm eine Münze zu.
Turan erkannte sofort die beiden Wachmänner des Etablissements, zwei riesige Kerle mit Schlagstöcken. Einer lehnte mit dem Rücken gegen die Wand neben dem Eingang, der andere stand neben einer steilen Treppe, die in den ersten Stock führte. Eigentlich müsste es hier mehr Wachleute geben, dachte Turan bei sich, und im selben Moment entdeckte er einen dritten. Der nickte, als er Stawro erkannte.
In der ersten Etage, die durch geflochtene Zwischenwände in Abteile unterteilt war, führte der Rausschmeißer sie zu einer Tür, auf der die Ziffer drei geschrieben stand.
Stawro wartete bis die Schritte des Wachmanns verklungen waren, dann klopfte er – dreimal, Pause, noch dreimal, dann zweimal. Stille. Stawro wartete geduldig. Endlich klirrte ein Riegel, und ein Mann in einer schmuddeligen Segeltuchjacke öffnete die Tür. Er besah sich seine Gäste kritisch und trat dann zur Seite, um sie einzulassen.
Sobald sie das nicht sehr große Zimmer betreten hatten, warf der Fremde die Tür hinter ihnen zu und schob den Riegel vor. Es waren noch zwei Leute da, ein Mann und eine Frau. Er stand am Fenster, sie saß auf einer Bank am Tisch. Auf einer Wange des Mannes war die Spur einer Kugel zu erkennen, eine sternförmige, verharschte Narbe. Seine Figur war ungewöhnlich und unter der langen Jacke, die er trug, nur schwer zu bestimmen. Er wirkte irgendwie eckig. Die rechte Schulter schien breiter zu sein als die linke.
Stawro trat an den Tisch und besah sich die Frau von oben bis unten. Turan kam sie nicht besonders auffällig vor – sie war jung, aber älter als er, dünn, einigermaßen sympathisch, die dunklen Haare trug sie im Nacken zu einer Schnecke zusammengedreht, die ihn an das Hefegebäck erinnerte, das die alte Bruta auf der Farm für die Familie gebacken hatte. Ihr Blick war gelassen, offenbar war das Treffen für sie nicht das erste dieser Art. Sie saß aufrecht da, fast schon stolz, die Hände hatte sie vor sich auf den Tisch gelegt, die Finger verschränkt.
»Jan«, sagte die Frau, während sie sich erhob und die schmalen Bänder ihres Regenmantels aufknüpfte.
Geräuschlos wie ein Schatten glitt der zweite Mann durch das Zimmer, nahm ihr den Mantel ab, legte ihn sich über den Arm und glitt ebenso geräuschlos zur Tür. Unter dem Mantel trug die Frau eine kurze Tunika und eine Reithose.
»Guten Tag, Stawro.«
Der Pilot der Kraft warf seinen Hut auf den Stuhl, setzte sich auf die zweite Bank und sagte:
»Guten Tag, Kenner. Wo ist der Projektor?«
Krjutschok und Derjuschka hoben überrascht die Köpfe, als ihr Chef in den Containersaal rauschte. Sie hatten bereits den Raketenwerfer eingewickelt, in den Sender geladen und befestigt sowie das Maschinengewehr abmontiert.
»Was ist los?«, fragte Derjuschka erschrocken.
»Ich hab den Schakaljungen gesehen«, stieß Makota hervor.
»Wen … diesen Turan? Der ist doch im Sturm umgekommen.«
»Nein, ist er nicht! Und …« Makota verstummte.
Aus dem Radio ertönte noch immer eine undeutliche Stimme, der Empfang war stark gestört. Offenbar hatten seine Leute die Nachricht noch nicht gehört. Und vielleicht würde das auch nicht so bald geschehen. Es gab nur ein Radio für die ganze Karawane, und das befand sich im Punch . Sachar schaltete es gelegentlich beim Fahren an. Er würde es verbieten müssen, oder nein, besser, er ließ es zu sich ins Abteil bringen. Bisher hatte keiner in seinem Clan irgendetwas ohne seine Zustimmung unternommen, trotzdem hätte er die Nachricht über die Belohnung für den Schakalwelpen gern für sich behalten.
»Kurz und gut, ich verfolge ihn jetzt«, sagte Makota. »Da muss irgendwo ein Kapuzenmantel hinten in dem Wohnabteil liegen, Derjuschka, sieh nach und bring ihn mir, schnell!«
Der junge Bandit ließ sein Werkzeug fallen und rannte los. Makota prüfte seine Waffe und blickte dann zu Krjutschok hinüber:
»Warum hast du mich so
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