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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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die Hand auf die Wunde, stützte mich mit der anderen auf und kam auf die Knie.
    Das Klopfen der Räder, das eben noch betäubend laut neben mir gedröhnt hatte, verklang. Ich konnte die Lok nicht sehen, denn ich stand mit dem Rücken zu den Gleisen. Dafür sah ich, wie mehrere bewaffnete Männer auf mich zugerannt kamen. Das bärtige Gesicht des einen kam mir vage bekannt vor … Ja, den hatte ich doch schon in der Erdölsiedlung gesehen. Das war doch einer der Typen, die Juna und mich als Mönche verkleidet verfolgt hatten.
    »Rührt ihn nicht an«, schrie der Bärtige.
    Die Männer blieben stehen, hoben nur die Gewehre, und der Bärtige sagte:
    »Ich glaube, das ist der Südländer.«
    »Ja, das ist er«, bestätigte eine Stimme aus der Menge.
    Die Männer traten zur Seite, um einen Typ mit schmalen Augen, in dunkelblauem Uniformrock und Hosen mit Biesen, durchzulassen. Das Gesicht wirkte wie so oft bei Asiaten vollkommen unerschütterlich.
    »Er ist es«, wiederholte Selga Ines, der Anführer der Südlichen Bruderschaft. »Bringt ihn zu meinem Auto, wir fahren sofort ab.«

22.

    Die dunkelblaue Uniformjacke vor mir legte sich am Rücken in Falten, als sich Selga Ines auf dem Vordersitz zu mir umdrehte.
    »Ich weiß nicht, wer du bist, Südländer«, fing er an. Seine Stimme war dumpf und gleichgültig. »Und ich weiß nicht, wo du herkommst und wie deine Verbindungen zum Tempel und zum Mecha-Korpus sind. Ich weiß nur eins: Rost hat gesehen, wie du durch die Nekrose gelaufen bist. Und deshalb wirst du jetzt tun, was ich dir sage. Später werde ich mich dann mit dir unterhalten.«
    Wir fuhren an der Müllhalde vorbei, wo Grauer Brand lag. Passend zu seinem Namen stand die Siedlung in Flammen – über den Müllbergen stiegen dicke Rauchsäulen auf. Soweit ich das beurteilen konnte, hatten die Fahrzeuge der Südlichen Bruderschaft die Lok überholt. Denn Tschak hatte vermutlich ziemlich bald hinter dem Hügel das Tempo drosseln müssen, andernfalls wäre der Motor irgendwann explodiert. Wir dagegen waren auf direktem Weg querfeldein gefahren.
    Was Ines Auto genannt hatte, war ein Bus, dessen oberer Karosserieteil abgesägt worden war. Für einen Moment fragte ich mich, ob die fehlende Hälfte vielleicht auf Gests Plattformwagen gelandet war. Aber die Maße stimmten nicht überein. Dieses Fahrzeug hier war deutlich kleiner. Die Karosserie war auf Höhe des unteren Fensterrands abgesägt worden. Auf den niedrigen Bordwänden hatte man rechteckige Eisenschilde errichtet und obendrauf Bretter und Blechplatten als Dach aufgeschweißt. Durch die vielen Spalten und Ritzen in diesem Dach konnte ich den grauen Himmel sehen.
    Direkt hinter dem Fahrer saß der bärtige Rost mit meinem MG über der Schulter und einem Karabiner in den Händen, dann kam Ines, dann ich und hinter mir zwei weitere Männer. Auf der anderen Seite befanden sich keine Sitze, sondern eine lange Bank, die in einem Abstand von einem halben Meter parallel zur Fahrzeugseite aufgestellt war. Die drei Schützen, die da nebeneinander postiert waren, würden bequem durch die Schießscharten auf jeden beliebigen Angreifer von rechts feuern können.
    Selga Ines fuhr fort:
    »Wenn du mir das Bestrahlungsgerät besorgt hast, werde ich mich intensiver mit dir beschäftigen. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich kann dir versprechen, dass ich alles aus dir rausholen werde, was mich interessiert. Es wäre klug von dir, wenn du keine Probleme machst.«
    Er drehte sich wieder nach vorne und schwieg bis zum Ende der Fahrt. Wir hatten die Müllhalde hinter uns gelassen und näherten uns der Eisenbahnbrücke über die ausgetrocknete Oka. Als aus dem dichten Gras zwischen den Gleisen und unserem Weg drei Männer auftauchten, bremste das Auto abrupt. Einer winkte mit dem Gewehr, woraufhin der Fahrer den Arm hob und dann wieder beschleunigte.
    Also hatten sie sich hier vor der Brücke in den Hinterhalt gelegt. Und wahrscheinlich hatten sie auch rund um Grauer Brand Leute postiert. Falls Juna und Tschak also meinen Rat befolgen würden, die Lok schon vor der Brücke anzuhalten, würde man sie entweder sofort erschießen oder gefangen nehmen.
    Das Auto holperte über die Schienen, als es auf die Brücke einbog und wurde heftig durchgerüttelt, während es über die fauligen Eisenbahnschwellen rumpelte. Die Radaufhängung knirschte.
    Hinter der Brücke bog der Fahrer wieder ab und umfuhr das Wäldchen. Dann kam der Hügel in Sicht. Der Ort, an dem meine Reise vor Kurzem

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