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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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und blickte mich dann noch einmal um. Selga Ines, Amasin, Rost und die beiden anderen Männer standen am Fuß des Hügels und beobachteten mich. Neben dem Zelt, das als Hauptquartier diente, brannte ein Feuer, und zwischen den Fahrzeugen gingen die Kämpfer der Brennstoff-Clans hin und her. Ein Fahrzeug zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Es sah seltsam aus, wie ein Motorrad, aber genau genommen schon zu groß dafür, denn rechts und links waren zwei Fässer horizontal an seine Seiten angeschweißt. Sie sahen aus wie Flugzeugturbinen. Unter den Fässern waren kleine Räder befestigt, wie unter einem normalen Motorradbeiwagen.
    Selga Ines wies schweigend zum Gipfel des Hügels. Ich drehte mich um und stapfte durch das Loch der Hügelkuppe entgegen.
    Als ich außer Sichtweite war, lud ich den Karabiner und blickte mich um. Ich hatte ein seltsames Gefühl. Als ob es mitten am Tag Spätabend geworden wäre – alles hatte sich verändert: Die Geräusche klangen dumpfer, das Licht wurde schwächer. Es herrschte Halbdunkel und war kalt.
    Der feuchte, braungrüne Schimmel hatte sich ausgedehnt, bedeckte jetzt auch die Baumstämme, die Erde, sogar einige Büsche. Ich hatte keine Zeit zu verlieren, deshalb ging ich zügig in Richtung der Senke, durch die ich das Labor verlassen hatte.
    Wo waren wohl Juna und Tschak? Was war mit ihnen passiert? Hatte man sie getötet, gefangen genommen? Und die Nekrose breitete sich in Arsamas aus, der quecksilberartige Nebel kroch durch die Straßen der Stadt, erfasste immer neue Viertel, während die Menschen im Zentrum zusammenliefen, denn eine andere Möglichkeit zu flüchten gab es nicht. Wenn die beiden Luftschiffe tatsächlich dorthin geflogen waren und versuchen sollten, wenigstens einige Bewohner der Stadt zu retten, indem sie Strickleitern von oben herunterließen, dann würde es unten zu einer wilden Schlägerei kommen, vermutlich sogar zu einer Schießerei. Und ich hatte keine Möglichkeit, irgendwas dagegen zu tun.
    Der Rand der eisernen Halsspange kratzte an meinem Kinn, und ich hatte das Gefühl, aus dem Innern des Verschlusses käme ein kaum hörbares Ticken, aber vermutlich bildete ich mir das nur ein.
    Das Rascheln zwischen den Bäumen war jedenfalls real. Es wurde von einem Knacken und einem hohlen Schnauben begleitet. Die Geräusche klangen wie durch eine Schicht Watte gedämpft. Im Gehen hob ich den Karabiner. Links von mir schlug sich humpelnd, zuckend und mit dem Kopf wackelnd ein gepanzerter Wolf durch den Wald. Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, um was für ein Tier es sich handelte, denn es war vollständig mit Nekrose bedeckt und sah aus, als ob es mit flüssigem Wachs übergossen worden wäre. Speichelfäden hingen an seinem Maul.
    Ich blieb nicht stehen, zielte aber auf das Tier. Der Mutafag bewegte sich wie eine kaputte Aufziehpuppe. Er wackelte hin und her und zog an mir vorbei, ohne mich zu bemerken.
    Als ich die Baracke erreichte und in nächster Nähe im Gebüsch ein Rascheln und ein Husten hörte, fing ich an zu laufen.
    Auch die Baracke hatte sich – wie ich im Vorbeigehen sah – verändert: Die Nekrose hatte die Wände und das Dach erfasst, weshalb das Gebäude jetzt eher wie ein moosbedeckter Findling dalag, der seit Hunderten von Jahren in diesem Wald ruhte.
    Die Zeit verging. Ich erreichte die Senke und rannte die Böschung hinunter – hier hatte sich der Schimmel noch nicht breitgemacht –, schob die Ranken der weinartigen Pflanze zur Seite, ließ mich vorsichtig in das Loch hinab und schaukelte dann einen Moment lang über dem leeren, stillen Saal.
    Ziemlich weit oben an der Wand saßen die Bobachtungsfenster, alle waren zerschlagen. Der Kadaver des von mir getöteten Panzertiers verströmte einen süßlichen Verwesungsgeruch. Ich rutschte nur ein kleines Stück tiefer an der Ranke, dann begann ich zu schaukeln, um so zum Fensterbrett des nächstgelegenen Fensters zu gelangen.
    Beim fünften Versuch, als die Ranke schon anfing, nachzugeben und locker zu werden, hatte ich Erfolg. Ich kletterte in das dahinter liegende Zimmer, streifte den Rucksack ab und löste die Lampe vom Gürtel. Sie sah aus wie eine eiserne Kaffeekanne mit Griff, statt einer Tülle hatte sie ein Rohr. Ich legte den Hebel um, der Brenner schnalzte – etwas zischte im Inneren, es knisterte, und das Acetylen strömte aus dem Rohr, entflammte und beleuchtete den Raum um mich.
    Hier waren Doktor Hubert und seine Assistenten während des Experiments gewesen.
    Ich stieg über

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