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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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doch nicht auskennst, erschieße ich dich.«
    Wolken zogen über den Himmel, die Luft war frisch und klar. In der Ferne hinter dem Bruch stand schon eine dunkelgraue Regenwand.
    »Das war’s, die Regenzeit fängt an«, sagte Tschak. »Bald steht Moskau wieder zu einem Drittel unter Wasser. Seit der Osten eingebrochen ist, gibt es dort jedes Mal eine Überschwemmung.«
    Die alte, schiefe Brücke ohne Geländer quietschte und bebte unter den Reifen des Senders. Über der tiefen Schlucht unter uns pfiff ein starker Wind, so stark, dass ich fürchtete, unser Fahrzeug würde von der Brücke geweht und in den tiefen, schattigen Abgrund stürzen, der unter uns gähnte.
    »Dieses Ding hat die Liga gebaut«, erzählte Tschak uns unterwegs. »Ihr wisst schon, die Liga, in der sich die Farmer aus dem Süden, von der Krim und von den Ufern der Don-Wüste zusammengeschlossen haben. Sie wollten im Luschniki-Stadion ihre Waren verkaufen. Aber die Ljuberzer sprachen sich mit der Bruderschaft Ilmar Zaklepas ab, damals dem stärksten Banditen-Clan im Großen Moskowien, und seine Leute überfielen dann systematisch die Karawanen der Farmer und vernichteten sie. Der Liga gelang es einfach nicht, hier Fuß zu fassen und Handel zu treiben. Aber, wie ihr seht, ist der Übergang geblieben. Er verfällt zwar langsam, weil keiner da ist, der sich darum kümmert …« Tschak hockte auf dem Kofferraumdeckel, hielt sich an den Spangen fest und beugte sich über die Außenseite des Fahrzeugs. »Schaut euch das an, was für eine Schönheit! Diese Höhe, ach ich liebe die Höhe! Und die Weite! Dafür lohnt es sich zu leben, nicht für eure lausigen, kleinen Hütten und Straßen, Mauern und engen Einfahrten.«
    Die Brücke summte und schaukelte im Wind und der Grund der steinernen Schlucht lag unendlich tief unter uns. Als die Reifen des Senders endlich wieder auf festem Erdboden rollten, atmeten Juna und ich erleichtert auf.
    Ich hielt an, öffnete den eisernen Kasten vor Juna und holte den Schlauch und die Lumpen heraus.
    »Was willst du damit, Söldner?«, fragte Tschak.
    Ich sprang aus dem Sender, ging zur hinteren Stoßstange und holte den Ersatzkanister aus dem angeschweißten Korb.
    »Aha!« Der Kleinwüchsige klopfte sich die Taschen ab und zog ein Feuerzeug heraus. »Hier, nimm. Ich habe es selbst zusammengebastelt. Aber ich will es wieder haben.«
    »Wir gehen zusammen«, sagte ich zu ihm.
    Juna beobachtete uns verständnislos. Im Gehen öffnete ich den Kanister, und als wir die Brücke erreicht hatten, begann ich die Planken und dann die Lumpen mit Benzin zu begießen. Ich schüttelte den Kanister zwischen den Händen, um abzuschätzen, wie viel Benzin sich darin befand. Ich würde noch mehr auskippen müssen, damit sich die Dämpfe im oberen Teil des Behälters sammeln konnten.
    Tschak trat heran und knipste sein Feuerzeug an. Von dem Hügel auf der anderen Seite der Brücke drang ein leises Motorengeräusch herüber. Ich lief schnell weiter, begoss die Holzbretter. Wenn die Diversanten uns erst sehen konnten, würden sie vielleicht versuchen, mit Hilfe von Zielfernrohren auf uns zu schießen. Ich wollte nicht herausfinden, ob sie welche hatten oder nicht.
    »Komm hierher!« Ich hörte Tschaks gehetzte Stimme hinter mir.
    Er hatte einige Male fest mit dem Absatz auf eine morsche Stelle getreten und so ein größeres Loch in die Holzbeplankung gebrochen. Jetzt stand er bis zum Gürtel in diesem Loch und winkte mir. Ich trat näher.
    »Kletter noch weiter runter.«
    Der Zwerg verschwand noch tiefer in dem Loch. Nachdem ich die Öffnung des Kanisters mit einem Lumpen verstopft hatte, schob ich den Schlauch in das Loch zu Tschak hinunter. Als der Zwerg ihn zu fassen bekam, sagte ich:
    »Sieh zu, dass du die ihn gut am Balken befestigst.«
    Tschak brummte nur als Antwort. Das Motorengeräusch wurde lauter, aber ich drehte mich nicht danach um, sondern blieb am Rand des Loches hocken.
    Als ich schließlich auch noch den Kanister in das Loch schob, hörte ich Tschaks Stimme von unten.
    »Alles klar.«
    »Warte noch«, sagte ich, denn mir war eine Idee gekommen. »Juna«, schrie ich in Richtung des Senders.
    »Was?«
    Sie hockte auf dem Kofferraumdeckel und blickte zum Hügel auf der anderen Seite, dorthin, wo unsere Verfolger jeden Augenblick auftauchen konnten.
    »Bring uns ein paar Patronen!«
    Ich musste sie nicht zweimal bitten. Schon stand sie mit den Patronen neben mir. Ich schnitt mit dem Messer die Spitzen der Kartonhülsen

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