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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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ich das richtig verstanden hatte – ein Opferpriester des Ordens war und direkt von Gest, dem Herrscher, geschickt worden war.
    Der Sender war endgültig kaputt. Nachdem der Motor abgekühlt war, hatte ich mir die Schäden noch einmal angesehen: Reparieren konnte das nur ein Automechaniker mit den entsprechenden Ersatzteilen.
    »Wir können nicht einfach hier rumsitzen und warten«, sagte ich.
    »Was sollen wir sonst tun?«, fragte Juna.
    »Wir müssen uns umschauen und die Umgebung erkunden.«
    An der Wand des Schuppens lag eine Leiter, wir stellten sie an die Schuppenwand und kletterten auf den Heuboden, den ich einmal rundherum abging, wobei ich nach allen Seiten durch die Ritzen in den Holzwänden nach draußen spähte.
    Nachdem wir alle Vorräte aus dem Quersack verzehrt hatten, hockte sich Juna vor die Wand in Richtung der Felder und des Bruchs, spähte durch einen Spalt nach draußen und fragte:
    »Ist Rasin dein erster oder dein zweiter Name? Wie wirst du genannt?«
    »Jegor«, sagte ich.
    Sie schwieg eine Weile.
    »Du bist ein seltsamer Mensch, Jegor. Manchmal verstehe ich dich nicht. Als ob du nicht von hier wärst.«
    »Bin ich ja auch nicht«, stimmte ich ihr zu. »Ich bin aus dem Süden.«
    »Nein, das meine ich nicht. Als wärst du überhaupt nicht von dieser Welt, als wärst du von ganz weit weg.«
    Ich schwieg. Juna wandte sich jetzt zu mir und sprach weiter:
    »Ich bin schließlich zum Verhandlungsführer ausgebildet worden. Ich habe gelernt, Menschen zu verstehen, ihre Gesten, ihre Haltung, ich habe gelernt zu verstehen, was ihre Stimme, ihr Blick sagen. Alles ist wichtig, weil es einem hilft, herauszufinden, was die jeweilige Person wirklich denkt. Aber bei dir verstehe ich manchmal überhaupt nichts. Nein, nicht manchmal, sondern fast immer. Ich weiß nicht, was du denkst, was du willst. Wieso kannst du durch die Nekrose gehen? Wirklich geglaubt hab ich das erst, als ich es dort in der Siedlung mit eigenen Augen gesehen habe – schließlich ist das eigentlich nicht möglich. Tschak hat recht: Alle Clans werden versuchen, dich in ihre Gewalt zu bekommen. Sie werden dich jagen, gnadenlos werden sie dich jagen … Wie bist du überhaupt in diesen Flecken gekommen? Erzähl!«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich.
    »Was? Wieso weißt du das nicht? Du …«
    »Ich erinnere mich nicht mehr daran, was vorher war«, erklärte ich. »Also pass auf. Ich erinnere mich, wie ich zu mir kam. In einem großen Saal mit einem eisernen, verrosteten Podest. In der Decke über mir befand sich ein großer Riss. Das war der einzige Ausweg aus dem Saal. Ich kletterte raus und befand mich auf ebener Erde. Es war mitten in der Nacht, und ich stieg auf das Dach einer Baracke in der Nähe. Dort bin ich eingeschlafen. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wurde mir klar, dass ich mich in einem Flecken befinde. Ich war gerade dabei, von dort abzuhauen, als ich dein Fahrzeug sah, und die Mönche auf den Motorrädern. Das ist alles.«
    Juna sah mich verwundert an:
    »Stimmt das wirklich? Du kannst dich an nichts mehr erinnern, was vorher war?«
    Für einen Moment wollte ich ihr die Wahrheit erzählen, mit allem, was dazugehörte. Mein ganzes verqueres Leben. Wollte ihr von den Kriegen erzählen, in denen ich gekämpft hatte, von meinem Flugzeug, Kasachstan, Kiew, meinem Gespräch mit dem General und wie ich Doktor Hubert kennengelernt hatte. Aber es hätte lange gedauert, und es wäre für Juna schwer, mir zu glauben. Und selbst wenn sie mir glauben würde – was hätte ich davon?
    Deshalb sagte ich:
    »Ich weiß praktisch nichts. Nur an meinen Namen konnte ich mich sofort erinnern.«
    »Außerdem kannst du lesen. Kannst du auch schreiben?«
    »Ja.«
    »Das ist heutzutage selten. Und kämpfen kannst du auch, obwohl das nicht so selten ist. Aber du hast eine ungewöhnliche Art zu kämpfen. Du kannst Sender fahren. Und du weißt über Solarmodule Bescheid … Ich vermute, du hast Tschak angelogen, als du sagtest, du hättest in einem alten Buch darüber gelesen. Du erinnerst dich einfach daran, oder?«
    »Ja.«
    »Und du kannst durch die Nekrose gehen.«
    »Ja.«
    »Also, wer bist du, Jegor Rasin?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich und blickte durch ein Loch in Richtung der verwaschenen Lichter von Balaschicha.
    Juna schob ihren Hemdkragen auseinander und strich sich mit den Fingern über den Halsansatz.
    »Warum hast du mich nach meiner Tätowierung gefragt? Erinnerst du dich an sie?«
    »Ich erinnere mich an das Bild:

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