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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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waren leer, in anderen saßen entlang der Wände Menschen in Lumpen. Wir gingen an einem dieser Korridore vorbei, er war elektrisch beleuchtet. Das Licht fiel aus einer halb offenen Tür auf den Gang und wir hörten das Klingen von Gläsern und Frauengelächter.
    »Ich wüsste schon, wo ich euch verstecke«, sagte Tschak und rieb sich die Finger in seinen abgeschnittenen Wollhandschuhen. »Das ist das beste Bordell hier. Du, Söldner, würdest das vermutlich zu schätzen wissen, aber unser Mädchen hier hat dafür wenig Verständnis.«
    Als wir an einem dunklen, vergitterten Loch vorbeikamen, fügte er hinzu:
    »Durch solche Löcher sind die Mutanten früher gekommen. Sie sind durch die Kanalisation gekrochen. Angeblich wurden sie richtig abgeschlachtet.«
    Mit tuckerndem Motor stieß ein kleiner Sender aus einem anderen Korridor zu uns. Von der einen Seitenwand des Fahrzeugs zur anderen führte über den Fahrer- und Beifahrersitz hinweg ein eiserner Träger, auf dem grell leuchtende Scheinwerfer montiert waren. Außerdem waren drei weitere Scheinwerfer an der Stoßstange befestigt. Die zwei Männer im Sender waren genauso gekleidet wie die bewaffneten Wachen, die von oben das Nachtleben von Balaschicha im Auge behielten: Segeltuchmäntel und eingedrückte Bauhelme. Offenbar hatte man hier irgendwann mal ein Lager mit Arbeitskleidung entdeckt und die Kleidungsstücke kurzerhand zur Uniform der hiesigen Wachen umfunktioniert.
    Der Sender fuhr langsam auf uns zu.
    »Wir gehen weiter«, zischte Tschak. »Nicht zappeln, ganz ruhig bleiben …«
    Ich zog die Jacke fester zu, um die Howdah darunter zu verbergen. Der Beifahrer erhob sich in seinem Sitz und musterte uns scharf, dann berührte er seinen Kollegen an der Schulter und zeigte in unsere Richtung. Wir näherten uns einem großen zweiflügeligen Tor am Ende der Fabrikhalle. Das Fahrzeug wendete.
    »Soll euch die Nekrose in die Nieren kriechen«, flüsterte Tschak.
    Vor uns machte sich Unruhe breit. Ein Mann, der ein paar Meter vor uns lief, war beim Anblick des Senders losgelaufen, um hinter einer Reihe Werkbänke in Deckung zu gehen. Zwischen den Bänken waren Wäscheleinen gespannt, daran hingen Stofffetzen zum Trocknen. Der Beifahrer schrie seinem Kollegen etwas zu, der Fahrer wendete augenblicklich das Lenkrad und das Fahrzeug schoss in Richtung des Flüchtenden.
    Tschak sagte:
    »Vorwärts, schneller, aber nicht laufen!«
    Gerade traten sechs Männer durch die Toröffnung in den dahinter liegenden Korridor. Sie gingen paarweise und trugen einen großen, spitz zulaufenden Bohrer an Stangen. Das riesige Werkzeug glühte noch und strahlte eine gewaltige Hitze aus – wahrscheinlich kam es direkt aus dem Ofen. Hälse und Handgelenke der Träger waren von eisernen Spangen umschlossen, an denen Ketten hingen. Tschak wollte den Sklaven durch das Tor folgen, wich aber sofort zurück. Der Lauf einer Armbrust war auf seine Brust gerichtet.
    »Wohin willst du?«, fragte der Wächter.
    Das Gespräch dauerte nicht lange, und der Zwerg führte uns zur Nachbartür.
    »Was sind das für Werkstätten? Warum dürfen wir nicht da durch?«, fragte ich.
    Tschak winkte ab:
    »Keine Ahnung, was sie da machen. Irgendetwas Geheimes, Waffen oder Ausrüstung, irgendetwas Neues … Das kann uns jetzt egal sein. Das Wichtigste ist, dass sie uns weiterziehen lassen.«
    »Wohin?«, fragte Juna. Ihr passte die Situation ebenso wenig wie mir. »Wohin führst du uns?«
    »Mach dir keine Gedanken, Mädchen. Jedenfalls nicht in eine Falle. Ich weiß, was in euren Köpfen vor sich geht: Hat Tschak uns an die Brennstoff-Könige verraten? Aber wisst ihr was, Tschak ist kein Verräter. In der Diebes-Vereinigung der Krim machen sie dich dafür – eins, zwei – einen Kopf kürzer. Wenn ich etwas anfange, dann bringe ich es auch zu Ende, so ist das.«
    Wenig später durchquerten wir einen geschlossenen Übergang zwischen zwei Fabrikhallen – einen finsteren Korridor, der etwa neun Meter über dem Erdboden hing.
    Der Zwerg fragte Juna:
    »Wo bist du mit dem Mönch verabredet?«
    »Er nannte es den Ausguck. Ich war noch nie hier …«
    »Aber ich war schon hier. Ausguck nennen sie das Dach der großen Röhre. Das ist ein riesiges Rohr, das auf Säulen steht. Am oberen Ende ist es mit einer Art flachem Dach verschlossen, und in der Mitte des Dachs befindet sich ein Loch. Über der Dachfläche, rund um das Loch haben sie ein großes Sonnensegel aufgespannt. Ist jetzt eine Kneipe, da kann jeder hin, und

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