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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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irgendwie mit diesen …« Ich zeigte mit dem Finger nach oben. »Mit diesen Dingern am Himmel? … Letzte Nacht habe ich dort …«
    »Das sind die Plattformen. An die erinnerst du dich auch nicht mehr?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Himmelsplattformen, so werden sie genannt. Wir wissen nichts. Angeblich sind sie kurz nach dem Untergang aufgetaucht. Sie schweben dort oben am Himmel und landen nie auf der Erde. Wir wissen nicht, wer darauf wohnt, ob überhaupt jemand dort wohnt …«
    »Was ist das: der Untergang?«
    »Der Untergang – das ist … Das Ende der alten Welt. Der Tag, als der Schöpfer uns verließ. Als die Mutanten erschienen und die Flüsse austrockneten.«
    »Aber warum sind sie ausgetrocknet? Warum ist die alte Welt untergegangen und warum hat uns der Schöpfer verlassen? Und die Mutanten können doch nicht von einem Tag auf den anderen da gewesen sein.«
    Ich verstummte, da ich gedämpfte Schritte im Korridor hörte. Ich hob die Howdah wieder, trat zum Fenster – von außen näherte sich Tschak unserem Zimmer. Was ich sah, gefiel mir nicht: Der Zwerg blickte sich unruhig um und hatte es offenbar sehr eilig.
    »Was hat er nur?«, brummte ich.
    Weiter hinten im Korridor tauchte ein Mann in einem langen Umhang auf, sein Gesicht lag unter einer Kapuze verborgen. Ich konnte sehen, dass er dem Zwerg auf den Fersen war. Der aber eilte auf unsere Tür zu, ohne den Mann zu bemerken.
    »Was ist los?« Juna war aufgestanden.
    »Bleib, wo du bist!« Ich ging zur Tür, wartete noch einen Moment, ehe ich die Tür mit einem Fußtritt öffnete und nach draußen stürzte.
    »Pass auf!«, schrie ich Tschak zu, der direkt vor mir stand und schubste ihn unsanft zur Seite, um auf seinen Verfolger zielen zu können.
    Der Mann war schon unerwartet nahe, nur noch zwei Schritte hinter Tschak. Hatte der Zwerg ihn wirklich nicht bemerkt oder hatte er nur so getan?
    So oder so, ich hatte keine Chance zu schießen. Der Fremde glitt leicht und beweglich zur Seite, sein langer Ärmel flog nach oben, für einen Moment bekam ich ein schmales, faltiges Gesicht zu sehen – dann berührte mich ein Elektroschocker an der Stirn und ich verlor das Bewusstsein. So ein Ding hatte ich zuletzt bei den Wächtern in Huberts Labor gesehen.

13.

    Ich sah Junas Gesicht ganz nah vor mir. Sie schlug mich leicht auf die Wangen. Ihre Lippen bewegten sich, sie sagte etwas, aber ich konnte sie nicht verstehen. Ich fühlte mich, als wäre ich unter Wasser – von allen Seiten drangen dumpfe, unklare Laute zu mir: ein rhythmisches Surren, ein Knirschen, ein gedämpftes Krachen …
    Dann war es buchstäblich so, als ob jemand die Pfropfen aus meinen Ohren zöge:
    »… Luka Stiditsch, Jegor, hörst du das? Rasin?«
    Das Mädchen trat einen Schritt zurück. Mir wurde klar, dass ich mit dem Rücken gegen die Wand und auf dem Boden saß. Nicht weit von mir reckte sich Tschak auf die Zehenspitzen und spähte aus dem Fenster. Die Tür war angelehnt, und davor stand der Mann in dem Umhang. Die Kapuze war jetzt zurückgeschlagen. Ich sah einen grauen Bürstenhaarschnitt, ein schmales, faltiges Gesicht, dunkle Ringe unter den Augen und einen langen spitzen Bart am Kinn.
    Ich kannte ihn. Diese Erkenntnis erfasste mich schockartig, als ob jemand einen Eimer eisigen Wassers über mir ausgekippt hätte. Ich kannte das Gesicht! Ich hatte diesen Mann im Umhang schon einmal gesehen … Aber wann und wo? Ich konnte mich nicht erinnern.
    Und dann verschwamm wieder alles vor meinen Augen. Mein Oberkörper kippte nach vorne, um mich wurde es dunkel.
    Als ich das zweite Mal zu mir kam, saß ich auf dem Bettrand. Luka Stiditsch, der Juna geholfen hatte, mich hochzuhieven, trat zurück. Diesmal bewegten sich seine Lippen, wieder hörte ich nur gedämpfte Geräusche, dann drangen seine Worte unvermittelt an mein Ohr:
    »… sie werden jeden Moment hier sein. Wir müssen weg.«
    Als ich versuchte aufzustehen, eilte Juna mir zu Hilfe, fasste mich am Ellenbogen und stützte mich mit ihrer Schulter von der Seite. Einen Augenblick lang lehnte ich mich mit dem ganzen Gewicht auf sie, dann schob ich sie weg, stellte die Beine weit auseinander, streckte die Arme zu beiden Seiten aus und kniff die Augen so fest zusammen, dass es in meinen Ohren rauschte. Dann öffnete ich die Augen.
    Luka Stiditsch stand vor mir, eine Hand am Gürtel, und starrte mich an. Unter dem Umhang trug er eine blaue Uniformjacke und Reithosen mit Biesen, die bis zu den schwarzen Stiefeln

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