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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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es ist immer was los. Da solltet ihr euch nicht zeigen. Unter dem Ausguck, an der Basis des Rohres, hat man mehrere Balkengerüste eingezogen und sie mit Eisenplatten verkleidet. Diese Flächen nennt man jetzt Handelslager. Im Innern des Rohrs windet sich ein breiter Abgang wie eine Spirale nach unten. Zwischen dem Abgang und der Außenwand des Rohrs befinden sich auf mehreren Etagen Zimmer. Die Reisenden können ihre Waren in den Lagern lassen und finden im Rohr ein Nachtlager. Wer nach Balaschicha kommt, sei es um Handel zu treiben oder auf der Durchreise nach Moskau, kann dort übernachten. Dahin gehen wir jetzt. Ich habe schon alles besprochen und ein Zimmer für euch organisiert.«
    »Aber wir haben kein Geld«, wandte Juna ein.
    Die Fenster im Korridor waren unverglast, auch ohne Folie, und es zog heftig. Überall auf dem Boden waren Pfützen entstanden, deren Oberfläche sich kräuselte. Draußen rauschte der Regen, und in der Dunkelheit leuchteten die Lichter der Fabrikhallen von Balaschicha.
    »Wie viel habt ihr?«, fragte Tschak und blieb stehen.
    »Ich habe gar nichts«, entgegnete ich.
    Juna holte eine Handvoll Silbermünzen aus der Tasche.
    »Eine Griwna …«, sagte der Zwerg gedehnt und schnappte sich die Münzen. »Und du hast wirklich gar nichts, Südländer? Mit euch Riesen hat man nichts als Probleme … Na gut, ich geb von mir was dazu, wenn es nötig ist. Eine Nacht in einem Zimmer kriegen wir schon hin.« Er ging weiter.
    »In zwei Zimmern, Tschak«, korrigierte Juna.
    »Nein, mein Mädchen, für zwei Zimmer reicht das Geld ganz sicher nicht. Wir sind hier doch nicht in Arsamas. Das hier ist die Grenze zum Großen Moskowien! Hier ist alles teurer.«
    »Aber ich …«
    »Schon gut, mach dir keine Sorgen wegen deiner Jungfrauenehre. Ihr müsst da ja nicht lange aushalten …«
    »Wir?«, fragte ich.
    Der Zwerg sprang durch einen großen Durchlass am Ende des Korridors und eilte schon auf die Treppe zu, die sich anschloss. Ohne sich umzudrehen, sagte er:
    »Klar, ihr werdet dort warten, während ich die Lage auskundschafte.«
    Die Zimmer zogen sich an der Außenwand des Rohrs entlang und alle Türen gingen auf einen gemeinsamen Korridor, der wie eine Spirale im Innern des Rohrs von oben nach unten verlief. Abgang hatte Tschak diesen Korridor genannt.
    Was Tschak als Rohr bezeichnete, war, wie sich herausstellte, ein ehemaliger Kühlturm, der stark umgebaut worden war. Im unteren Teil, wo sich früher vermutlich Wasser befunden hatte, waren durch Gerüste und Podeste Lagerflächen geschaffen worden. Nach allem, was ich sehen konnte, hatten sich die Menschen schon vor längerer Zeit im Innern der Anlage eingerichtet.
    Die Außenwand unseres Zimmers war aus Ziegeln, alle anderen waren nachträglich eingezogene hölzerne Zwischenwände. In der Wand, die an den Korridor angrenzte, befanden sich eine Tür und ein mit Folie bespanntes Fenster.
    Juna lag im Bett und hatte ihre Beine mit der Decke zugedeckt. Als ich den Türriegel zur Seite schob, hob sie den Kopf und fragte:
    »Wohin gehst du?«
    »Mich umsehen«, sagte ich. »Es gefällt mir nicht, einfach so dazusitzen, wenn ich nicht weiß, was um mich herum geschieht.«
    »Ich glaube nicht, dass Tschak ein Verräter ist.«
    »Du bist reichlich vertrauensselig für die Tochter eines wichtigen Mannes.«
    Sie runzelte die Stirn und ließ den Kopf wieder sinken:
    »Du hast recht. Dir habe ich auch vertraut.«
    Ich nahm die Howdah in die Hand, verließ das Zimmer und trat an das Geländer im Korridor. Ich beugte mich vor und blickte in den zentralen Schacht des Rohres im Innern des spiralförmig aufsteigenden Korridors. In regelmäßigen Abständen waren Öllampen an Dreifüßen aufgehängt – die Lichterkette zog sich die Spirale entlang nach oben und nach unten. Eine dieser Lampen befand sich in meiner Nähe.
    Durch den Schacht zur Decke hinauf stieg ein gleichmäßiger Strom warmer Luft. Im Turm hallten verschiedene Geräusche wider: ein undeutliches, vielstimmiges Echo, Motorenknattern, Klopfen, Gelächter.
    Ich legte die Howdah auf dem Boden neben mir ab und beugte mich weit über das Geländer vor. Etwa zwanzig Meter unter mir mündete der spiralförmige Korridor auf einen großen Platz, der den ganzen Schacht einnahm. Dort stand ein Sender, daneben befanden sich Stallverschläge, darin Pferde, außerdem zwei Fuhrwerke. Also musste es ganz unten ein Tor geben, durch das man in den Kühlturm und bei Bedarf zu den Lagerräumen fahren konnte.
    Von oben

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