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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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hörte ich dumpfes Knallen. Ich hob den Kopf. Das Dach bedeckte nicht die gesamte Röhre, in seiner Mitte hatte man eine runde Öffnung ausgespart, durch die es hereinregnete. Es klang nach Schüssen, aber ich war mir nicht sicher, denn die Geräusche waren stark verfremdet.
    Irgendetwas bewegte sich im trüben Licht der Öllampen. Ich trat einen Schritt zurück und brachte vorsichtshalber die Howdah in Anschlag.
    Von oben stürzte ein Mensch hinunter – der Luftstrom drehte seinen Kopf nach unten, die Arme waren an die Seiten gedrückt, die Beine zusammengelegt. Seine Jackenschöße umflatterten ihn. Der Mensch fiel an mir vorbei, und ich trat wieder an das Geländer, um dem Körper hinterherzusehen, der immer wieder im trüben Licht aufblitzte. Dann verlor ich ihn aus dem Blick und hörte einen dumpfen Schlag.
    Oben blieb alles ruhig und ich beschloss, ins Zimmer zurückzukehren. Ich verschloss die Tür hinter mir, und als ich mich umwandte, blickte mir Juna aus verschlafenen Augen entgegen. Ich setzte mich am Fenster auf die Knie und blickte raus. Weiß der Teufel, ob dieser Mann, der da durch den Kühlturm gefallen war, in irgendeinem Zusammenhang zu uns stand. Das Schlimmste war das Warten. Und ich musste nun schon zum zweiten Mal in dieser Nacht lange warten und hatte keine Möglichkeit, Einfluss auf die Ereignisse zu nehmen.
    »Glaubst du an Gott?«, fragte ich.
    »Natürlich«, entgegnete Juna nach kurzem Zögern. »Wie könnte man nicht an den glauben, der die Welt erschaffen hat?«
    Darauf fiel mir keine Antwort ein, und ich fragte weiter:
    »Aber wer ist er? Ich erinnere mich nicht …«
    »Was meinst du ›wer ist er‹?« Das Mädchen setzte sich im Bett auf. »Er ist der Schöpfer – er hat alles geschaffen.«
    »Ja, klar. Aber wie ist das bei euch … ich meine bei uns mit Bildern von ihm? Gibt es Ikonen? Und wie wird er genannt?«
    »Schöpfer wird er genannt. Ich weiß nicht, was Ikonen sind, aber Bilder vom Schöpfer gibt es keine, denn es ist Gotteslästerung, ihn abzubilden.«
    »Aber warum?«, fragte ich, den Blick weiter aufs Fenster gerichtet.
    »Weil uns der Schöpfer am Tag des Untergangs verlassen hat! So lehrt es der Orden. Der Untergang ist doch in Wirklichkeit nur die Folge davon, dass Er uns verließ. Und Er wird zurückkehren, wenn die Welt von allem Übel, von der Saat des Bösen gereinigt ist.«
    »Und das Übel sind die Mutanten?«
    »Ja, sicher. Hast du das etwa tatsächlich vergessen, Rasin? Mutanten und Mutafage – alle gotteswidrigen Wesen, die den Lenden des Bösen entstammen.«
    »Und wer ist dieser Böse?« Ich hätte um ein Haar hinzugefügt: Der oberste Mutant etwa? Aber ich hielt mich zurück, am Ende würde ich das Mädchen noch kränken. Ich konnte die Tiefe ihrer religiösen Gefühle schlecht einschätzen.
    Aber sie antwortete nicht.
    Wir warteten schon ziemlich lange, und nach meinem Zeitgefühl musste es bald anfangen zu dämmern. Der Zwerg war verschwunden und bis jetzt nicht wieder aufgetaucht. Ich lief unruhig auf und ab und blickte immer wieder zum Fenster hinaus.
    »Wenn du noch was wissen willst, frag nur«, sagte Juna.
    »Was ist die Nekrose?«
    Sie zuckte mit den Schultern:
    »Eine Krankheit, ein Fluch des Bösen.«
    »Das erklärt noch nichts.« Ich bohrte weiter.
    »Mehr wissen wir nicht darüber. Niemand weiß etwas. Die Nekrose war schon immer da, aber früher gab es nur ganz vereinzelte Flecken, die irgendwo auftauchten und oft wieder verschwanden, mal hier, mal da. Irgendwann aber hielt sich ein Flecken im Osten hartnäckig. Er wuchs, breitete sich aus und ergriff das Ödland, zerstörte alles auf seinem Weg.«
    »Und gibt es seitdem mehr Flecken?«
    »Ja, in letzter Zeit nimmt ihre Zahl zu. Sie können überall auftauchen, und du weißt nie, wo und wann als Nächstes. Man kann sie nur an diesem seltsamen Nebel erkennen. Das ist die einzige Möglichkeit, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Manchmal dehnen sich die Flecken stark aus, manchmal lösen sie sich auf und manchmal bleiben sie einfach mehrere Saisons lang unverändert.«
    »Aber von Osten zieht die Nekrose wie eine dichte Front heran, oder?«
    »Ja, aber nicht gleichmäßig. Anfangs zog sie von zwei Seiten weiträumig an Arsamas vorbei. Dann ist sie auf einmal sehr schnell vorgerückt und hat uns innerhalb einer Nacht eingeschlossen. Wir dachten wochenlang, dass wir noch Zeit hätten. Als ob sie uns mit Absicht hätte täuschen wollen. Ja, sie hat uns getäuscht.«
    »Ist die Nekrose

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