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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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Rand des Anlegers. Einer fiel vor lauter Aufregung ins Wasser und begann hinter uns her zu schwimmen. Ich schob meinen Arm durch die Lücke und ließ ihn so weit es ging runterhängen, bis ich Tschaks rasierten Schädel unter meinen Fingern spürte. Der Zwerg hatte die Bordwand der Barkasse erreicht. Ich bekam ihn am Kragen zu fassen und zog ihn hoch. Der Zwerg würgte und röchelte, dann umfasste er mein Handgelenk mit den kleinen Händen und ich hörte, wie seine Sohlen auf der Bordwand auftrafen.
    Ein Schuss dröhnte, dann ein zweiter. Eine Kugel drang splitternd in das Geländer neben meinem Kopf ein. Als der Zwerg an der Außenwand auf meiner Höhe war, reichte ich ihm die andere Hand und zog ihn über das Geländer. Kaum lag er neben mir auf den Planken, zog ich ihn hoch und schubste ihn eilig in Richtung der Sperrholzkajüte.
    Hinter der Kajüte erwartete uns Juna in geduckter Haltung. Die Sperrholzbude bot nur schlechten Schutz – die Kugel jedes normalen Gewehrs hätte die beiden Holzwände einfach durchschlagen, vor allem bei der geringen Entfernung, aber immerhin konnten die Banditen nicht mehr gezielt auf uns schießen.
    Der Dolch des Mädchens ragte aus einem Holzbrett. Ich zog ihn am Griff heraus und spähte vorsichtig um die Ecke der Kajüte. Falls der Kerl, der hinter uns herkam, versuchen sollte, auf die Barkasse zu klettern, würde ich unter vollem Beschuss durch die anderen Banditen mit ihm fertigwerden müssen.
    Nein, er schwamm bereits zurück. Und aus irgendeinem Grund hatten die Männer der Bären-Bruderschaft aufgehört zu schießen. Sie traten auseinander, als zwei neue Männer am Ende des Steges eintrafen: Einer war groß und breitschultrig, in Pumphosen gekleidet und mit nacktem Oberköper, den zwei sich kreuzende Patronengurte schmückten, der andere hatte eng zusammenstehende Augen, steckte in einer hoch geschlossenen Uniformjacke mit Stehkragen, in Gold belitzten Hosen und schwarzen Stiefeln. Mit vor der Brust verschränkten Armen blickte er uns hinterher, sein Gesicht schien ausdruckslos, während er etwas zu dem Riesen neben sich sagte. Der hob die Hand, und die drei Banditen senkten ihre Waffen. Der Riese wandte sich zu dem Typ in der dunkelblauen Jacke und begann mit unzufriedener Miene auf ihn einzureden. Der andere hörte schweigend zu.
    »Heiliger Mutant!«, flüsterte Tschak mir ins Ohr. »Das ist Hank Guba.«
    »Wer?«
    »Der Große da … Hank Guba, das Oberhaupt der Bären-Bruderschaft. Er hat den Angriff auf den Außenposten des Tempels also selbst angeführt. Warum bloß?«
    »Haben die Banditen den Posten schon früher überfallen?«, fragte ich, während ich wieder hinter der Kajüte in Deckung ging.
    Tschak zog sich ebenfalls zurück und sagte:
    »Ich glaube nicht. Wie man hört, ist Hank nicht der Schlauste, aber so dumm, den Orden gegen sich aufzubringen, kann er eigentlich nicht sein. Soweit ich weiß, hat es noch nie jemand gewagt, die Mönche anzugreifen! Was geht im Großen Moskowien bloß vor sich?«
    »Und wer ist der andere, in der Uniformjacke?«, fragte ich.
    »Das weiß ich nicht, den habe ich noch nie gesehen.«
    »Aber ich weiß es«, sagte Juna, und wir wandten uns zu ihr.
    »Na dann, Schwester, spuck es aus«, brummte Tschak.
    »Er heißt Selga. Selga Ines, und ist einer der führenden Männer der Südlichen Bruderschaft.«
    Der Außenbordmotor am Heck knatterte. Mir war klar geworden, dass die Steuerung der Barkasse über die beiden anderen Außenbordmotoren funktionierte: Sollte der Kahn nach rechts fahren, wurde der linke Motor zugeschaltet, sollte er nach links fahren, der rechte. Und wenn alle drei liefen, könnte man die Fahrtgeschwindigkeit deutlich steigern, aber dafür wäre der Tank schnell leer. Ich hatte den Deckel von der Tanköffnung abgeschraubt und mit Hilfe eines herumliegenden langen Holzspans festgestellt, dass ohnehin nicht mehr viel Diesel darin war.
    In einer Ecke der Kajüte standen ein großes Funkgerät und davor ein Hocker, auf dem Juna saß. Sie hatte das Mikro in der einen Hand, drehte mit der anderen am Suchknopf und sagte laut:
    »Hören Sie mich? Hallo?«
    Während sie versuchte, eine Verbindung herzustellen, durchsuchten Tschak und ich die Kajtüte, die so klapprig war, dass man sie eigentlich kaum als solche bezeichnen konnte. Wir fanden nichts außer einer verrosteten Klinge ohne Griff. Dafür entdeckten wird in einem Schränkchen ein zusammengerolltes Blatt groben gelblichen Papiers und einen Bleistiftstummel, woraufhin

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