Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
Vom Netzwerk:
mich um.
    »Schaut mal dort!«
    Auf der anderen Seite der Straße befand sich eine lange Mauer – alles, was von einem ehemaligen Wohnhaus noch übrig war. Auf dieser Mauer saß rücklings wie auf einem Pferderücken ein Mutant. Mit einer Hand stützte er sich auf den Stein vor sich, die andere hing herunter. Er hatte uns den Kopf zugewandt und beobachtete uns, ohne zu blinzeln. Es sah anders aus als die unterirdischen Geschöpfe, war kleiner und muskulöser und hatte ein kurzhaariges Fell und eine dunkle Haarmähne. Wenn das Fell nicht gewesen wäre, hätte er von Weitem an Tarzan erinnert.
    Ich hob die Pistole, aber Tschak, der mich eingeholt hatte, zischte:
    »Weiter! Weiter! Die Biester bewegen sich in der Herde, wenn er die anderen ruft … Schnell, weg von hier!«
    Wir hetzten weiter. Die Pistole hielt ich schussbereit vor mir. Das Wesen saß noch immer reglos da und folgte uns mit den Augen. Und plötzlich erkannte ich, dass es in der herunterhängenden Hand ein Gewehr mit einem dunklen Lauf hielt, dessen Schaft mit einem Lappen umwickelt war – vor dem Hintergrund der Wand war die Waffe kaum sichtbar.
    Waren diese Mutanten etwa vernunftbegabte Wesen? Unter der Erde hatte ich eher das Gefühl gehabt, dass sie Affen ähnelten – also zwar ein Gehirn hatten, aber doch eindeutig Tiere waren. Aber wenn dieser ein Gewehr hatte und es benutzen konnte … Kein Affe wäre dazu in der Lage. Andererseits – vielleicht hatte der Mutant das Gewehr einfach irgendwo in den Ruinen gefunden und benutzte es jetzt als Schlagstock. Aber würde er die Waffe dann nicht eher am Lauf halten? So sah es aus, als wollte er jeden Augenblick schießen.
    Der Mutant erhob sich ein wenig im Sitzen, wandte sich von uns ab und streckte einen Arm in die Höhe.
    »Jetzt ruft er die anderen!«, stöhnte Tschak. »Lauft, was ihr könnt!«
    In diesem Moment bemerkte das Geschöpf auf der Mauer etwas in der Gegenrichtung, wo sich eine Art Baugrube mit einem niedrigen Wall außenrum befand.
    Von dort hörten wir gedämpfte Schüsse.
    »Lasst uns rennen!«, wiederholte Tschak. »Noch ist er abgelenkt.«
    Im Laufschritt erreichten wir das Ende der Straße. Wenn wir uns in dem Moskau befunden hätten, das ich kannte, so hätte sich jetzt vor uns der Ismajlowoer Stadtwald befunden, stattdessen sah ich einen breiten ungeteerten Weg vor mir – das musste der Rundweg sein, der nach Potschtars Worten die ganze riesige Grube vor uns umgab und jetzt an vielen Stellen im Sumpf versank. Der Weg war durch einen nicht sehr hohen Damm von dem zum Wasser abfallenden Ufer getrennt. Rechts von uns raschelte das Laub in den Kronen der Bäume, und direkt vor uns erhob sich auf dem Damm ein zweistöckiges Holzgebäude mit einem kleinen Balkon. Rundrum waren Sandsäcke gegen die Hauswand gelehnt und vom Dach ragte ein Eisenmast.
    Unterhalb des Damms vor dem Haus stand der seltsame Panzerspähwagen, den wir vorher gesehen hatten. Er wurde aus mehreren Fenstern und vom Balkon aus beschossen. Gleichzeitig sprangen Männer auf zwei Seiten aus dem Fahrzeug. Auch von ihnen stiegen Rauchwolken auf, sie erwiderten im Laufen das Feuer.
    Ich lag am Kraterufer unterhalb des Hauses hinter einem feuchten, fauligen, mit Giftpilzen bewachsenen Baumstamm in Deckung und sagte:
    »Von hier aus macht die Barkasse einen seetauglichen Eindruck.«
    Zwischen meinem Baumstamm und dem Wasser lagen nur wenige Meter. Der Wind pfiff und kleine Wellen rollten gegen das Ufer. Auf der anderen Seite des Kraters, der an eine riesige, mit Wasser gefüllte Kiesgrube erinnerte, schimmerte kaum erkennbar ein Riesenrad, das früher zu einem Vergnügungspark am Waldrand gehört hatte.
    »Gibt es viele solcher Krater in Moskau?«
    Tschak neben mir erklärte:
    »Moskau wird nur das Zentrum genannt. Das hier ist das Große Moskowien. Und hier gibt es drei Krater.«
    »Alle im Osten?«
    »Ja.«
    Ich überschlug im Kopf: Das andere Ufer lag einige Kilometer entfernt. Die Sprengköpfe von ballistischen Raketen waren auf eine Explosion in der Luft programmiert, damit die Detonationswelle nicht durch Gebäude und Landschaft gestoppt wurde. Aber hier war offenbar eine Kernladung unter der Erde gezündet worden, unweit der Oberfläche. Solche Explosionen wurden häufig von Erdbeben begleitet, und am Boden des Kraters bildete sich nicht selten ein See. Es sah aus, als hätte man strategische Minen verwendet, die mit einer atomaren Sprengladung befüllt waren. Aber wozu? Man hatte das Industriegebiet und den

Weitere Kostenlose Bücher