Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
dazu Zitronensaft und Ananassaft. Der Drink wird Ihnen zusagen.“
„Wenn Sie meinen.“ Myrtel lehnte sich an und nickte. Es war ihr egal, wie er hieß, solange er hochprozentig war und schmeckte.
Kiara ging zur Bar und bestellte zwei der beschriebenen Cocktails. Sie sah sich um, ob sie Luca sah, Samiras Freund, der hier als Kellner arbeitete, aber der schien heute nicht im Dienst zu sein. Als sie zum Tisch zurückkehrte, starrte Myrtel nachdenklich in die Luft.
„Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte Kiara und riss Myrtel aus ihren Gedanken. „Sie sehen aus, als hätten Sie Sorgen.“
Myrtel riss sich sofort zusammen und winkte ab. „Alles bestens. Ich bin nur müde.“ Sie hatte tatsächlich über nichts Wichtiges nachgedacht, einfach nur die Ruhe inmitten der Menschen genossen. Es tat gut, in Gesellschaft zu sein.
„Es war ein langer Tag“, seufzte Kiara. „Ein ätzender Tag.“ Sie dachte daran, dass sie gefeuert und gleich wieder eingestellt worden war. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Ihre Chefin nickte. „Immerhin muss ich nicht wieder Extraschichten schieben, weil eine Mitarbeiterin fehlt. Das würde mir den Rest geben.“ Sie schüttelte bei dem Gedanken angewidert den Kopf.
„Sie haben mich also gar nicht vor der Arbeitslosigkeit gerettet, weil Sie mir helfen wollten, sondern um keine Überstunden machen zu müssen?“, scherzte Kiara. „Dann geht der nächste Cocktail auf Ihre Rechnung.“
Myrtel zog die Stirn kraus. „Falls wir überhaupt noch einen trinken. Ich habe noch nicht einmal den ersten probiert.“
In diesem Moment stellte der Barkeeper die bestellten Getränke vor die beiden Frauen hin. Die Flüssigkeit schimmerte golden im Licht der Kerze und in der schummrigen Barbeleuchtung.
„Na dann Prost“, sagte Kiara und hob ihr Glas in die Höhe, um mit ihrer Chefin anstoßen zu können. „Trotzdem vielen Dank, dass Sie sich für mich eingesetzt haben. Aus welchem Grund auch immer.“
Auch Myrtel hob ihr Glas und erwiderte den Toast. „Ein bisschen wollte ich Ihnen tatsächlich helfen. Sie sind nicht schlecht, ich mag, wie Sie arbeiten“, gab sie zu. „Außerdem kann ich diese Zicke von Herzogenberg auf den Tod nicht ausstehen, daher durfte die auf keinen Fall mit ihrer unsinnigen Beschwerde beim Chef durchkommen.“
„Darauf trinken wir. Gegen zickige Kundinnen und ungerechte Chefs. Auf unser Wohl.“
Myrtel nickte und nahm einen großen Schluck von ihrem Getränk. Danach verzog sie anerkennend den Mund. “Sie hatten Recht. Der Drink ist gut.“
Kiara nickte zufrieden. „Ich war schon oft mit meiner Freundin Samira hier. Sie kennen sie, das ist die, die den Modelwettbewerb im ‚Pour Elles‘ gewonnen hat“, erklärte sie.
„Deren Bikini versteckt wurde?“
„Genau.“
„Ich habe übrigens am nächsten Tag einen Bikini aus dem Klo fischen müssen. Jemand hatte den dort hineingestopft.“
„Zum Glück hat Samira trotz aller Sabotage-Versuche gewinnen können. Sie ist jetzt in Los Angeles und auf dem Weg zum großen Durchbruch.“ Kiara hatte von der Freundin seit deren Aufbruch aus Deutschland nichts mehr gehört. Sie konnte nicht ahnen, dass die junge Frau in Amerika eine Pleite nach der anderen erlebte.
„Das freut mich für sie.“ Myrtel trank erneut.
„Was ist eigentlich mit dem Junior-Chef, mit Jack Logan?“, fragte Kiara so beiläufig wie möglich. Sie wollte schnell auf das zu sprechen kommen, was sie am meisten beschäftigte. „Taucht der denn auch ab und zu im Club auf?“
„So gut wie nie. Warum wollen Sie das wissen? Haben Sie sich etwa in ihn verliebt?“ Jetzt war Myrtel an der Reihe zu scherzen. Doch Kiara wirkte nicht, als hätte sie Spaß an der Frage.
„Nein!“, wehrte die junge Frau heftig ab. „Ich will nur wissen, was er so treibt, da mir gesagt wurde, dass er den Club mit seinem Vater zusammen gegründet hat, aber so gut wie nie hier ist. Ist was passiert?“
„Jack hat kein Interesse an dem Club“, winkte Myrtel ab. „Er dient nur als Gallionsfigur, um Kunden anzulocken. Und vor allem Kundinnen.“ Sie betonte die letzten beiden Silben des Wortes „Kundinnen“. „Die Frauen fliegen auf ihn, aber Sie sollten lieber die Finger von ihm lassen.“
„Warum?“ Kiara tat so, als hätte sie keine Ahnung, worauf Myrtel anspielte. Doch sie erinnerte sich nur zu gut an die Worte von Felix Altmühl. Jack hatte eine Minderjährige geschwängert, möglicherweise unter Alkoholeinfluss – oder mit Hilfe anderer Drogen.
„Er
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