Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
und einer Kräutermischung hinein.
Ein paar Minuten später lag er ausgestreckt in der Wanne, genoss mit geschlossenen Augen den Duft der Kräuter und döste vor sich hin.
Wie lange er sich dem Genuss des heißen Wannenbades hingegeben hatte, wusste Felix nicht. Mit dem seltsamen Gefühl, dass etwas nicht stimmte, tauchte er aus seiner Versunkenheit auf. Er hatte das Empfinden, schwerelos zu sein, zu schweben. Seine Augen sahen den vom Badewasser umspülten kräftigen Oberkörper mit den behaarten Beinen, aber er fühlte ihn nicht! Er wollte die Arme zu bewegen. Sie versagten ihm den Dienst. Dasselbe die Füße. Wie ein gestrandeter Wal lag er in dem Wasser, das langsam abzukühlen begann, unfähig, sich zu rühren.
Zu Tode erschrocken versuchte es Felix erneut. Vergebens. Nach Sekunden der Erstarrung machte sich Panik in ihm breit. Wenn er jetzt abrutschte, würde er ertrinken. Das Herz schlug ihm bis zum Halse. So hatte er sich das Ende nicht vorgestellt! Er wollte noch nicht abtreten, er wollte leben! Leise stöhnte er auf. Hier war niemand, nach dem er rufen, der ihm helfen konnte. Das Handy lag unerreichbar fern im Wohnzimmer.
In seinem Gehirn schien ein Feuerwerk zu explodieren.
Also doch ein Schlaganfall und er hatte die Vorzeichen leichtsinnig ignoriert. Während Felix versuchte, mit dem an den Wannenrand gelehnten Kopf über Wasser zu bleiben, bereitete er sich auf das Ende vor. Tod in der Badewanne. Er mochte sich den Anblick nicht vorstellen, wenn man ihn endlich fand. Ein beschämendes, unrühmliches Ende.
Urplötzlich war das Feuerwerk erloschen, der Kopf wieder klar. Mit dem Mut der Verzweiflung versuchte Felix seinen rechten Fuß zu bewegen. Es ging tatsächlich. Er angelte mit ihm nach dem Wannenstöpsel, schob ihn aus dem Abfluss, worauf das Badewasser gurgelnd im Rohr verschwand. Ertrinken würde er also nicht.
Durch den Erfolg mutig geworden, fasste er mit einer Hand nach dem Wannenrand. Seine Finger griffen zu und hielten fest. Er spürte die Emaille ganz deutlich. Sein Körper war nicht mehr schwerelos, er gehorchte ihm wieder.
Vor Erleichterung aufatmend, schob sich Felix aus der Wanne. Langsam. Zentimeter für Zentimeter. Als er triefend auf dem kuschligen Vorleger lag, hätte er am liebsten vor Freude aufgeschrien. Gerettet! Er ließ sich viel Zeit, nach dem Handtuch zu greifen, sich abzutrocknen und in den Bademantel zu schlüpfen. Dabei hörte er immer wieder ängstlich in seinen Körper hinein.
Als er glücklich im Wohnzimmer angelangt war, galt sein erster Gedanke seinem Mobiltelefon. Er griff danach und wählte die 112.
VII
Als Samira am nächsten Morgen in dem neuen Motelzimmer erwachte, sah die Welt nicht unbedingt besser aus, aber immerhin fühlte sich die Deutsche ausgeschlafener und etwas kräftiger, um ihr ins Auge blicken und mögliche weitere heimtückische Hindernisse überwinden zu können.
Die Cops hatten ihr gesagt, sie würden ermitteln und ihr sofort mitteilen, wenn ihre Sachen irgendwo wieder auftauchen würden oder wenn sie einen Verdächtigen verhaftet hätten. Bei diesen Worten hatte der ältere der beiden gegähnt, der jüngere lediglich auf Samiras Beine gestarrt. Vermutlich würde sie ihre Sachen nie wieder sehen. Immerhin hatte ihr Vater schon eine SMS geschickt, in der stand, dass ihr Konto und ihre Karte gesperrt waren, um die Diebe davon abzuhalten, auch noch ihr Konto zu leeren. Bisher waren wohl keine unbefugten Kontobewegungen passiert. Sie blickte in den blauen Himmel, den sie von ihrem Motelbett aus sehen konnte, und atmete erleichtert auf.
Danach stand sie auf und wählte erneut die Nummer des „Pour Elles“. Aber auch dieses Mal ging niemand an den Apparat. Seufzend legte sie das Telefon zur Seite. Wieso antwortete niemand? Wer hatte da geschlampt und verleugnete nun seine Verantwortung? Sie würde es später noch einmal versuchen, aber jetzt musste sie erst einmal ein paar andere Dinge klären. Sie wollte nicht auf Gedeih und Verderb von einem Wettbewerb abhängig sein, oder von einer Person, die offenbar nicht mal eine Adresse richtig aufschreiben konnte. Sie würde ihre Zukunft jetzt selbst in die Hand nehmen.
Dafür machte sie sich hübsch, zog eines ihrer wenigen verbliebenen Shirts an und ging aus dem Zimmer.
Um Geld zu sparen, verzichtete sie auf ein Taxi und beschloss, zum Sunset Boulevard laufen. Eine Strecke, die auf der Karte wie ein Katzensprung aussah, sich aber in der Realität endlos in die Länge zog. Nach einer
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