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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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stürzt sich auf alles, was einen Rock trägt und nicht bei drei auf den Bäumen ist. Sie verstehen, was ich meine?“
    „Ich verstehe Sie sehr gut. Gibt es konkrete Beweise dafür?“
    Myrtel zuckte mit den Schultern. „Die Presse ist immer voll von seinen Liebschaften. Momentan ist es diese Lori Graham. Die Beziehung hält schon erstaunlich lange, schon ein paar Monate. Mal sehen, wie lange noch. Aber sonst ... ich habe ihn noch nie in flagranti erwischt, wenn Sie das wissen wollen.“
    „Das wäre auch etwas zu viel verlangt“, erwiderte Kiara mit einem Schmunzeln, mit dem sie ihre Anspannung verdecken wollte. „Irgendwelche offiziellen Skandale? Oder hat er Kinder?“
    Myrtel zuckte mit den Schultern und nahm noch einen großen Schluck von ihrem Getränk. „Ich habe keine Ahnung, was das betrifft. Es stand darüber zumindest nichts in den Klatschspalten.“
    Myrtel konnte spüren, wie der Alkohol belebend durch ihre Adern rann, ihren Kopf leichter machte und ihre Zunge lockerte. Auf einmal fühlte sie sich sogar recht wohl in der Bar und sah sich interessiert um. Künstliche Blumen hingen von den Balken an der Decke, meistens rote Rosen. Daneben befanden sich Tarotkarten, oder waren es Skatkarten? Rommékarten? Sie konnte es nicht richtig erkennen. Sie kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, aber es half nicht viel.
    „Wie lange arbeiten Sie eigentlich schon in dem Club?“, riss Kiaras Stimme sie aus ihren Betrachtungen.
    „Vom ersten Tag an“, antwortete sie und richtete ihren Blick wieder auf ihr Gegenüber. „Zuerst als angestellte Physiotherapeutin, drei Jahre später wurde ich zur Leiterin der Abteilung befördert.“ Sie nahm einen weiteren Schluck von ihrem Cocktail. Damit war das Glas leer.
    Dann müsste sie doch von dem Skandal wissen, dachte Kiara. Sie wollte danach fragen, doch Myrtel kam ihr zuvor.
    „Die nächste Runde übernehme ich“, sagte sie und stand auf, um an der Bar zwei weitere Getränke zu bestellen. Kiara musste sich beeilen, wenn sie mit dem Trinken hinterherkommen wollte.
    „Verschwenden Sie lieber keinen Gedanken an Jack“, sagte Myrtel, als sie zurück an den Tisch kam. „Er sieht gut aus, aber er bringt nur Ärger.“ Sie setzte sich. „Aber eigentlich bringen alle Männer nur Ärger. Sind Sie verheiratet?“
    Kiara schüttelte den Kopf. „Nein. Sie?“ Sie konnte jetzt schlecht wieder auf den Skandal zu sprechen kommen. Das wäre zu auffällig.
    „Ja, leider. Aber nicht mehr lange.“ Myrtel spürte, wie die Wut auf diesen Mistkerl Dieter wieder in ihr hochkochte. „Der Schuft wird sich noch wundern.“ Sie dachte an ihr Testament, das ihn leer ausgehen ließ, wenn sie ihren letzten Atemzug gemacht hatte.
    „Das klingt, als hätte er Ihnen übel mitgespielt“, ging Kiara auf die ältere Kollegin ein, obwohl sie lieber beim Thema Jack Logan geblieben wäre.
    „Das können Sie laut sagen“, nickte Myrtel und riss dem Barkeeper fast die Cocktails aus der Hand, die er ihnen gerade brachte.
    Sie stellte ein Glas vor Kiara hin.
    „Danke, Frau Ragewitz.“
    „Auf die Frauen dieser Welt, die sich an ihren Männern rächen, damit die Kerle dafür büßen, was sie ihnen angetan haben. Prost.“
    „Prost.“
    Myrtel fühlte sich inzwischen ein wenig beschwipst, aber angenehm ruhig und sogar wohlig. Sie war heilfroh, dass sie nicht allein zu Hause auf dem Sofa saß. Und sie musste zugeben, sie fand ihr Gegenüber immer sympathischer. Bevor sie ihr Glas absetzte, hielt sie es erneut in die Luft.
    „Ich hoffe, ich werde es morgen nicht bereuen, aber ich bin Myrtel. Ich hasse dieses Sie, und Alkohol reißt glücklicherweise Barrieren nieder.“
    Kiara lächelte. „Ich bin Kiara. Zur Not fische ich dich wieder aus dem Pool, Myrtel, falls der Alkohol dir zu sehr zugesetzt hat.“
    Myrtel sah sie mit erschrockenem Blick an. Unsicher forschte sie in den freundlichen Augen der jungen Kollegin nach Bosheit oder Gemeinheit, die sie zu solchen Worten veranlasst haben konnten. Wusste sie etwa von ihrem Leiden und dem Drama ihres Lebens? Doch sie fand nichts Niederträchtiges. Die Worte waren offenbar wirklich nett gemeint, nichts Falsches lauerte in den Augen der jungen Frau.
    Myrtel setzte ihr Glas ab. „Damit du dann wieder fast gefeuert wirst? Darauf solltest du es nicht ankommen lassen. Das bin ich und das ist mein jämmerliches Restchen Leben nicht wert.“
    Dieses Mal war Kiaras Blick voller Schrecken.
    Myrtel biss sich auf die Zunge. Das hatte nicht so

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