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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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kannte. An der Art, wie sie ihr Anliegen herunterspielen wollte, stimmte etwas ganz und gar nicht. „Das glaube ich dir nicht. Was ist wirklich los?“
    „Nichts. Nichts ist los.“
    Er runzelte ungläubig die Stirn.
    Als sie den starken Zweifel an ihren Worten an seinem Gesicht ablas, versuchte sie, ganz locker zu wirken. Sie lachte. „Ach weißt du, vergiss es.“
    Doch Holger war tatsächlich nicht so leicht abzuschütteln. Er spürte, dass mit seiner Kiara etwas nicht in Ordnung war und verhielt sich in der Beziehung wie ein Bluthund, der Witterung aufgenommen hatte.
    „Hat dir jemand was getan? Oder Lea?“, vermutete er ins Blaue. „Wer ist es? Ich bringe über ihn alles in Erfahrung, alles was du willst. Damit ich ihn dann persönlich umbringen kann. So etwas machen Freunde für einander“, fügte er schnell hinzu, um nicht zu verraten, was er wirklich für Kiara fühlte.
    Kiara wusste, dass er maßlos übertrieb, deshalb lächelte sie beruhigend. „Niemand hat mir oder Lea etwas getan.“ Doch es wirkte nicht überzeugend genug.
    „Was ist dann passiert? Du musst es mir sagen, sonst helfe ich dir nicht.“
    „Dann eben nicht“, winkte sie ab. „Es war wirklich nur eine unwichtige Frage.“
    Holger verschränkte energisch die Arme vor der Brust, bevor er weitersprach. „Gut. Was willst du wissen? Um wen handelt es sich? Ich frage meinen Vater. Unter einer Bedingung: Du sagst mir, warum du das wissen willst. Und keine Ausflüchte. Ich merke sowieso, wann du schwindelst.“
    Das war ebenfalls maßlos übertrieben und Kiara bezweifelte auch diese Fähigkeit, daher wurde sie unvorsichtig und begann, ein wenig aus der Schule zu plaudern. „Es geht um einen gewissen Dirk Nieburg. Ich habe gehört, er sei wegen Vergewaltigung vorbestraft, daher wollte ich wissen, ob das stimmt.“
    Holger betrachtete sie prüfend. Ihre Augen schimmerten genauso offen und ehrlich wie in den Momenten, in denen sie von Lea oder ihrer Arbeit sprach.
    Als er der Meinung war, dass sie offenbar die Wahrheit sagte, nickte er. „In Ordnung. Ich werde meinen Vater fragen.“
    Kiara atmete auf. Und wurde dadurch noch unvorsichtiger. „Danke. Das ist sehr nett von dir.“
    „Und warum interessiert dich der Kerl so? Ist er dein Vorgesetzter und hat eine Kollegin ungehörig angegraben?“, hakte Holger misstrauisch nach.
    „Nein, ich habe nur davon gehört. Und er wirkt verdächtig.“
    „Verdächtig? Wieso? Was meinst du?“
    In diesem Moment bemerkte Kiara ihren Fehler und begann, panisch zu werden. „Das habe ich nur so gesagt. Er ist ein verdächtiger Typ. Nur so, ganz allgemein.“ Sie spürte, dass sie hektische Flecken im Gesicht bekam.
    Holger kniff die Augen zusammen. Die Zeichen waren eindeutig, dass sie schwindelte. „Das ist nicht wahr. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass das so nicht stimmt, wie du es erzählst. Was ist passiert? Hat er dich etwa ...?“ Er sprach den Satz nicht zu Ende, sondern starrte Kiara entsetzt an. „Nein! Er hat doch nicht etwa ...?“
    „Nein!“, wehrte Kiara ab. „Wirklich nicht! Ich kenne ihn nicht. Ich weiß nichts über ihn, ich dachte nur ...“ Sie hatte das Gefühl, dass sie sich immer tiefer und hoffnungsloser in ihre Ausreden verstrickte.
    „Wann? Wo?“, fragte Holger aufbrausend. „Der Kerl muss dafür büßen!“
    „Nein, Holger, bitte. Es ist nichts.“ Sie versuchte, ihn zu beruhigen, doch er schüttelte den Kopf.
    „Wenn er dir etwas angetan hat, wird er dafür bezahlen. Ich kenne nun seinen Namen und werde meinen Vater bitten, alles über ihn in Erfahrung zu bringen und vielleicht sogar eine Untersuchung in Gang zu setzen.“
    „Nein, Holger!“, bat Kiara. „Das darfst du nicht. Ich habe überhaupt keine Beweise. Ich weiß nicht einmal, ob er es war.“
    Und an dieser Stelle sah sie ein, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Irgendwann würde ihre Schande vermutlich sowieso ans Tageslicht kommen, wenn sie nicht damit aufhörte, die Vergangenheit neu aufzurollen und den Vater ihrer Tochter zu finden. Jahrelang hatte sie Holger alles verschwiegen, obwohl er sich so um sie und Lea bemühte. Er verdiente es, die Wahrheit zu erfahren, auch wenn sie schmerzhaft für sie war. Deshalb begann sie, mit gesenktem Kopf und leiser Stimme ihm alles zu berichten. Von dem Geburtstagsabend in dem Club, dem Fremden, den Erinnerungslücken, den K.o.-Tropfen, der anschließenden Schwangerschaft. Holger wurde immer stiller und stiller, sein

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