Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
wieder eine neue Hose kaufen musste, kam ihr wahrer Zustand ans Licht. Damals war Kiara im fünften Monat schwanger. Und es folgte die schwerste Entscheidung ihres jungen Lebens.
Von den Erinnerungen gebeutelt lehnte Kiara noch immer an der Wand des Wellness-Clubs. Ihr Atem wollte sich nicht beruhigen. Sie starrte völlig entgeistert Jack Logan hinterher, der mit seiner Begleitung wieder in den Club gegangen war.
Mühsam richtete sie sich auf. Er war es. Er war der Kerl, der ihre Träume zerstört hatte. Der ihr Leben aus den Fugen geraten ließ. Er war ein feiger Vergewaltiger, der junge Mädchen betäubte und sich dann an wehrlosen Opfern verging.
Mit wackeligen Knien folgte Kiara ihm in das Gebäude. Der Türsteher hielt sie kurz fest, um auf ihren Stempel zu sehen, dann ließ er sie durch. Sie spürte es kaum. Ihren Blick hielt sie nur auf Jack Logan gerichtet. Er humpelte in den hinteren Bereich, zum Fahrstuhl, gab zwischendurch ein Autogramm, schüttelte ein paar Hände und lächelte. Sie sah, wie er mit seinem PR-Manager in den Fahrstuhl stieg und in den ersten Stock fuhr. Eilig wandte sie sich zur Treppe und lief hinauf. In der Tasche hatte sie noch immer den neuen Bikini für Samira, aber sie dachte überhaupt nicht mehr daran, dass die Freundin sehnsüchtig darauf wartete.
Der Fahrstuhl öffnete sich, Jack Logan stieg aus und ging einen leeren Gang hinunter zu den Türen, auf denen „Management“ und „Geschäftsführer“ stand.
Sie presste sich an die Wand hinter dem Springbrunnen, so dass er sie nicht sehen konnte.
Kiara hörte, wie eine Tür geöffnet wurde.
„Jack, endlich bist du wieder da“, hörte sie die Stimme von Aaron Logan sagen. „Dein Auftritt kommt gleich.“
„Ich weiß“, antwortete Jack. „Du hast es mir erst vorhin noch einmal eingebläut. Wie könnte ich das vergessen? Und vor allem, wieso sollte ich mir solch ein großartiges Ereignis entgehen lassen?!“ Seine Stimme triefte vor Ironie.
Aaron ging auf den Hohn nicht ein. „Du wirst danach sicherlich sofort wieder verschwinden, wie ich dich kenne. Deshalb muss ich jetzt noch kurz mit dir sprechen. Komm rein. Hier draußen stinkt es mir zu sehr nach Desinfektionsmittel. Es riecht wie in einem Krankenhaus. Widerlich.“
Jack trat ein, die Tür schloss sich hinter ihm.
Vorsichtig lugte Kiara aus ihrem Versteck hervor. Der Gang war leer, die Luft rein.
Sie schlich leise auf die Tür zu, hinter der Jack Logan verschwunden war. Der Gang lag ruhig in einem hinteren Teil des Gebäudes. Bis hierher drang kaum der Lärm der Party. Umso lauter konnte sie ihr Herz hören. Es klopfte bis zum Hals. Was sollte sie tun? Ihn zur Rede stellen? Unterhalt für Lea fordern? Dass er die Verantwortung für seine Tochter übernahm? Er würde es einfach leugnen. Wer weiß, wie viele Mädchen zu seinen Opfern gehörten. Vielleicht konnte er sich auch gar nicht mehr an sie erinnern.
Sie hielt ihr Ohr an die Tür und lauschte, was darin besprochen wurde.
„Wir müssen noch etwas Geschäftliches die Pariser und Londoner Clubs betreffend besprechen“, sagte Aaron Logan, Jacks Vater.
„Was muss ich dieses Mal tun? Dem besten Fitnesstrainer die Hand schütteln? Eine neue Physiotherapeutin küren?“
„Lass deinen Spott“, mahnte Aaron. „In London wollen wir ein Parfüm auf deinen Namen herausbringen. Du erinnerst dich vielleicht an die Verträge, die ich dir neulich gemailt habe? Der Vertrag soll demnächst unterschrieben werden.“
„Ein Parfüm, das meinen Namen trägt? Wer hat sich denn das einfallen lassen? Ich hoffe, es ist ein Parfüm für Männer.“
„Das ist es, Jack“, mischte sich nun auch Lothar Richardson, der PR-Manager, ein. „Es ist ein sportliches Herrenparfüm. Ich hatte dir neulich davon erzählt.“
„Na gut“, knurrte Jack. „Was noch?“
„In Paris hat unsere Marketingabteilung eine Partnerschaft mit einer Frauenzeitschrift abgeschlossen und außerdem eine neue Werbefirma beauftragt. Der Vertrag müsste auch unterschrieben werden.“
„Was habe ich davon?“
„Du solltest nicht immer nur an deinen Vorteil denken, Jack. Aber wenn du schon fragst – du kannst die Werbefirma gerne auch für deine Zwecke nutzen, nicht nur für den Club. Sie freuen sich über eine Zusammenarbeit mit dir.“
Wieder mischte sich der PR-Mann ein. „Ich habe bereits mit ihnen gesprochen, sie würden eine große Kampagne mit dir starten, vor der Weltmeisterschaft. Sie haben mir schon Skizzen geschickt. Ich zeige sie
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