Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
Massagen und den Packungen oder Bädern ihre Muskulatur stärken“, schlug sie aufs Geratewohl vor, um ihn unauffällig in ein Gespräch zu ihrem Thema zu verwickeln. „Rückenschule und leichtes Krafttraining wirken da Wunder.“
Doch bevor sie es fortsetzen und ihm eine unverfängliche Frage dazu stellen konnte, gesellte sich ein Mann mittleren Alters mit sehr kurz geschnittenem, fast weißblondem Haar zu ihnen.
„Ah, die neue Kollegin und Herr Altmühl, das trifft sich gut.“
Seine Stimme hatte einen angenehmen Klang, und das schmale, kantige Gesicht wirkte trotz der blassen Hautfarbe und den hellgrauen, etwas stechenden Augen sympathisch.
„Dirk Nieburg, ich bin der Naturdoktor hier. Alternative Heilmethoden, alles öko und ohne Chemie, wenn Sie so wollen“, stellte er sich humorig vor. „Ich habe gehört, Sie sind Krankenschwester. Darüber müssen wir uns unbedingt später einmal unterhalten. Ich schätze Fachkompetenz und würde Sie unterstützen, damit Sie Ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt werden“, bot er zu Kiaras großer Überraschung an. Dann wandte er sich an den Patienten, der mit leisem Stöhnen eine bequemere Sitzhaltung einzunehmen versuchte.
„Ich sehe, Sie haben es wieder schlimm mit dem Rücken, Herr Altmühl?“, bemerkte er mitfühlend, denn niemandem im ganzen Haus war das Theater, das der Alte wegen des Termins veranstaltet hatte, entgangen. „Ich setze gerade eine neue, erfolgreiche Behandlungsmethode auf der Basis von Akupunktur und Hypnose ein. Wollen Sie sich mir anvertrauen, dann verspreche ich Ihnen schnelle Erlösung von Ihrem Leiden.“
Schwankend zwischen Hoffnung und Misstrauen sah ihn der Alte an. „Neue Behandlungsmethoden abseits der Schulmedizin? Das ist teuer und wird von der Krankenversicherung nicht übernommen, oder?“
„So ist es leider“, bestätigte der Arzt mit einem Seufzer, „aber da ich auf einem sehr guten Weg bin und für die Dokumentation meiner Erfolge noch ein, zwei Beispiele brauche, würde ich Sie kostenlos behandeln“, fuhr er fort, bevor Altmühl seine ablehnende Geste in Worte fassen konnte. „Sie sind ein langjähriger, treuer Kunde, der natürlich Sonderkonditionen verdient hat. Ein Patient wie Sie trägt zur Reputation der Studie bei, die großes Aufsehen unter der Ärzteschaft auslösen wird. Das kann ich Ihnen versprechen.“
„Wenn Sie es so sehen.“ Felix nickte geschmeichelt. Eine neue, Erfolg versprechende Therapie ohne Extrakosten, wer würde das ablehnen?
„Warten Sie einen Augenblick. Ich schaue in meinen Kalender, wann ich einen Termin für die Vorbesprechung und die erste Behandlung frei habe.“
Kaum war Nieburg aus dem Blickfeld der beiden verschwunden, rückte Altmühl näher an Kiara heran.
„Stimmt das, Sie sind Krankenschwester?“, wollte er neugierig wissen. Als sie nickte, sah Felix die junge Frau sofort mit anderen Augen an. Wenn sie vom Fach war, konnte er ihrem Rat wegen der Rückenschule wohl vertrauen – es wenigstens versuchen, schränkte er seinen Optimismus sofort wieder ein. Schließlich musste es einen Grund geben, warum sie statt im Krankenhaus in einem Fitnessclub arbeitete.
„Stimmt es, dass Sie den Club schon seit vielen Jahren aufsuchen? Dann kennen Sie sicher auch den Betreiber sehr gut“, brachte Kiara endlich eine der ihr auf der Seele brennenden Fragen an.
„Selbstverständlich. Den alten und den jungen Logan“, vertraute ihr der Patient an und wurde nun gesprächig. Kiara hörte ihm aufmerksam zu.
Er erzählte zunächst völlig Uninteressantes über die Gründung des Clubs, bei der er bereits zugegen war, dass der Bürgermeister, die Gesundheitsministerin, jede Menge Stars und Sternchen anwesend gewesen seien. Und dass kurz darauf der Laden fast hätte schließen müssen. Wegen eines Skandals hätte die Existenz des „Pour Elles“ kurz nach der Eröffnung auf dem Spiel gestanden.
„Worum ging es dabei?“, fragte sie interessiert nach. „Baufehler? Steuerhinterziehung?
„Nein. Etwas völlig Banales, wenn Sie mich fragen. Sein Sohn hatte eine Vaterschaftsklage am Hals, die weite Kreise zog.“
Kiaras Herz begann schneller zu schlagen. „Wann war das denn?“, fragte sie betont ruhig nach, um die aufsteigende Erregung zu verschleiern.
Felix Altmühl lachte. „Es muss zehn Jahre her sein. Oder elf? Keine Ahnung. Der Junior war jedenfalls schon damals kein Kind von Traurigkeit. Hatte eine Affäre nach der anderen. Dabei war er alles andere als so charmant und
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