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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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Richtung – auf das Schwimmbecken zu. Ihr Fuß landete im Wasser. Der Rest folgte ohne Umwege direkt nach.
    Das Wasser war erstaunlich warm. Es umspülte ihre Haut, durchnässte ihr Haar. Und drang in Ohren und Nase ein. Fest presste sie die Augen zu. Das war wie ein Reflex, wenn sie sich unter Wasser befand. Dadurch verlor sie völlig die Orientierung. Wo befand sich die Oberfläche? Wohin musste sie schwimmen?
    Verzweifelt kämpfte Myrtel gegen den Atemreflex an, als sie kopfüber im tiefen Wasser paddelte. Ihr Körper litt noch immer unter dem Alkohol und lechzte nach Sauerstoff. Ihr Puls begann, in Todesangst zu rasen. Krampfhaft hielt sie die Augen geschlossen, als wäre Wasser in den Augen genauso tödlich wie in den Lungen.
    Hilfe!, dachte sie. Sie konnte jedoch nicht laut rufen. Überall war Wasser, in ihren Schuhen, in jeder ihrer Körperöffnungen. Ihre Kleidung hatte sich vollgesogen und zog sie in die Tiefe.
    Mach die Augen auf!, schrie etwas in ihrem Inneren. Dann siehst du, wo die Wasseroberfläche ist! Du musst nach oben schwimmen, ans Licht. Doch sie schaffte es nicht, ihre Lider zu bewegen.
    Etwas dröhnte laut. Dumpf drang der Schall an ihre Ohren. Ihr Herz begann voller Angst noch schneller zu schlagen, je länger sie nicht atmen konnte.
    Mach die Augen auf!!!
    In diesem Moment spürte sie, wie jemand sie an der Taille packte und nach oben zog. Mehrere Arme zerrten an ihr herum, bis ihr Kopf aus dem Wasser auftauchte. Erleichtert schnappte sie nach Luft und öffnete die Augen.
    Sie blickte direkt in das Gesicht von Kiara, die klatschnass neben ihr schwamm. Daneben sahen sie die erschrockenen Augen von Gernot/Gerfried/Gunter über der Wasseroberfläche an.
    „Nie habe ich Probleme mit den Kunden, aber ausgerechnet du als eine unserer alteingesessenen Mitarbeiterinnen fällst ins Wasser“, sagte er kopfschüttelnd, nachdem auch sein Mund aus dem Nass aufgetaucht war. „Das war mein erster Einsatz seit einem Jahr.“
    „Dann lohnt es sich wenigstens, dass du hier rumsitzt“, knurrte Myrtel und versuchte, sich aus den Händen der beiden zu befreien. „Ich komme jetzt wieder alleine klar, danke.“
    „Sind Sie sicher?“, fragte Kiara und lockerte vorsichtig ihren Griff.
    „Ja, ich kann mich am Rand festhalten“, erwiderte Myrtel und winkte den beiden alten Frauen im Becken, die ihr Gespräch und ihre Übungen bestürzt unterbrochen hatten und der Aktion mit gebanntem Blick zusahen, zu. „Alles in Ordnung. Ich bin nur über meine eigenen Füße gestolpert.“
    Myrtel paddelte intensiv mit den Beinen und streckte sich, um den Beckenrand zu erreichen, wo sie sich an den Marmor klammerte.
    Gernot/Gerfried/Gunter ließ von ihr ab. Als er sah, dass sie tatsächlich allein zurechtkam, schwamm er ihr hinterher, um sich danach mit Schwung aus dem Becken zu hieven.
    Kiara benutzte lieber die Stufen am Ende des Beckens, genau wie Myrtel, die sich am Rand dorthin hangelte. Danach tapsten die beiden klatschnass über den Marmor auf den Ausgang zu.
    „Wie lange ist der Bademeister eigentlich schon hier?“, fragte Kiara so beiläufig wie möglich. „Er sagte, das wäre sein erster Einsatz.“
    „Etwa drei Jahre“, antwortete Myrtel und sah an sich herunter. „Vielleicht hätte ich doch die Schuhe ausziehen sollen“, murmelte sie, als sie ihre vom Wasser ruinierten Treter betrachtete.
    Kiara schaute sie ihren Aufzug an. Ihre weißen Turnschuhe konnten eine Menge aushalten.
    „Und woher kommt er?“, bohrte sie weiter.
    „Ich glaube aus Mecklenburg-Vorpommern. Irgendwo aus dem Norden.“
    Zufrieden mit der Antwort nickte Kiara. Sie würde ihm zwar bei Gelegenheit noch selbst ein paar Fragen stellen, um herauszufinden, ob er möglicherweise ein Vergewaltiger war, aber vorerst würde der Bademeister auf ihrer Liste der Verdächtigen weiter unten bei den weniger dringlichen Fällen rangieren. „Sie können in der Zwischenzeit meine Ersatzschuhe tragen“, bot sie der älteren Kollegin an.
    Doch die wehrte ab. „Danke, aber ich habe noch Ersatzkleidung im Schrank. Auch Schuhe.“ Sie blieb vor der Tür stehen. „Aber so kann ich nicht durch das Haus laufen. Wenn mich der Chef in diesem Aufzug sieht, schmeißt er mich raus.“
    Kiara überlegte einen Moment, dann schlüpfte sie durch die Tür.
    „Was haben Sie vor?“, rief Myrtel ihr entsetzt nach.
    „Ich schleiche mich hoch und bringe Ihnen Ihre Sachen“, erwiderte die. „Ich sage einfach, ich habe einer Patientin im Wasser Reha-Übungen

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