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Tempel der Unsterblichen

Tempel der Unsterblichen

Titel: Tempel der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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immer noch nicht reagiert. Offenbar akzeptierte er, was auch Lilith akzeptieren würde.
    An der Beschaffenheit ihres Blutes hatte sich nichts geändert. Nichts außer der Kleinigkeit, daß es nicht länger rot, sondern schwarz war.
    Schwarz wie eines Hüters Blut und Seele .
    *
    Tage und Nächte später
    Unsichtbar jenseits des dichten Blätterdaches ging die Sonne unter. Das ohnedies nur dämmrige Licht hier unten, am Grunde des Dschungels, wurde noch trüber. Der Abend flocht Grau ins allgegenwärtige Grün und sog die Kraft der Farben ab. Und als erhielten sie eben diese Kraft, weil nichts wirklich verlorenging in dieser Welt, erwachten Wesen lärmend zum Leben, die den Tag verschlafen hatten, faul und satt von der Beute der vorangegangenen Nacht und nun bereit, ihrer Gefräßigkeit von Neuem freien Lauf zu lassen.
    Für menschliches Empfinden kaum wahrnehmbar sank im Zuge all dessen die Temperatur, wohl aber reagierten die Moskitos darauf. Flirrende Schwärme entstanden wie aus dem Nichts, leise sir-rend und begierig, ihren Blutdurst zu stillen.
    Ohne zu zögern, fielen sie über den jungen Indio her, der ihre Stiche wie aus langer Gewohnheit stoisch ertrug.
    Vor der blassen Haut der jungen Frau mit dem Haar wie Rabengefieder schreckten die Moskitos jedoch zurück. Und auch den dritten in der Reihe jener Wanderer verschonten sie - ganz so, als verschmähten sie deren Blut.
    Der Gedanke ließ Lilith Eden trotz der schwülen Hitze schaudern; vielleicht trug auch der Anblick des Mannes, der etliche Schritte vor ihr ging, dazu bei. Unwillkürlich hatte sie wieder zu ihm hingesehen, nachdem sie in den vergangenen Stunden (und Tagen!), fast unbewußt jede Nähe zu ihm gemieden und selbst den Blickkontakt aufs Nötigste beschränkt hatte.
    Hector Landers .
    Nein, nicht Hector Landers. Nicht mehr.
    Es fiel Lilith schwer, sich an den neuen, den wahren Namen ihres Gefährten zu gewöhnen.
    Landru.
    Lilith war sich nie sicher gewesen, was sie für diesen Mann empfand, und sie war es auch jetzt nicht. Weniger vielleicht noch denn je zuvor.
    (Für diesen Mann? wisperte ein tonloses Stimmchen zwischen Li-liths Gedanken, das sich vor Tagen in Sydney erstmals zu Wort gemeldet hatte und seither nicht verstummen wollte. Ist er das denn -ein Mann? Ein - Mensch?)
    Lilith gab sich die Antwort im Stillen selbst.
    Nein!
    Landru war kein Mann, nicht einmal menschlich. Schließlich hatte er selbst sich ihr offenbart - als Vampir .
    Haßte sie ihn?
    Nein, gewiß nicht. Obgleich jenes hartnäckige und unmöglich zu ignorierende Stimmchen Lilith zuflüsterte, daß sie wohl allen Grund hätte, Landru zu hassen. Hatte er doch den einzigen Menschen getötet, von dem Lilith sich Aufschlüsse über ihre Vergangenheit hatte erhoffen dürfen - und der fast ihr Freund geworden war.
    Nachdem sie vor Wochen ohne jede Erinnerung an ihr eigenes Wesen und Leben in einem italienischen Kloster erwacht war, hatte Lilith Eden auf der Suche nach sich selbst eine Spur gefunden, die sie nach Australien führte. In Sydney war sie einem Mann begegnet, der sie offensichtlich gekannt hatte - oder zumindest doch die, die sie einmal gewesen war. Moskowitz war sein Name gewesen, Pressefotograf sein Beruf, und er hatte Lilith zunächst alles andere denn Sympathie entgegengebracht.
    Zwar war die Ablehnung letztlich einem freundschaftlichen Verhältnis mit väterlichem Unterton gewichen, doch hatte die Zeit nicht mehr genügt, diese Beziehung zu vertiefen oder gar bis zu einem Punkt fortzuführen, wo Lilith Antworten auf wenigstens ein paar ihrer Fragen hätte finden können.
    Zuvor nämlich war Landru, der zeitgleich einer Fährte in seine eigene Vergangenheit gefolgt war, in Sydney aufgetaucht - und hatte Moskowitz umgebracht! Um Lilith dann zu eröffnen, daß er seine Erinnerung wiedererlangt hätte und nunmehr bereit sei, auch sie heimzuführen - in den Schoß ihrer beider Familie .
    ... und die sollte also hier beheimatet sein, inmitten des Niemandslandes von Mesoamerika?
    Obwohl sie keinen wirklichen Grund hatte, Landrus Worte anzuzweifeln, konnte Lilith, so sehr sie sich auch bemühte, nicht glauben, daß ihre eigenen Wurzeln hier liegen sollten. Der Dschungel, das Land selbst, die Städte, die sie im Laufe ihrer bisherigen Reise aufgesucht hatten - all das war ihr nicht im mindesten vertraut erschienen; nur fremd. Unsagbar fremd. Nicht der allergeringste Funke irgendeiner auch nur annähernd angenehmen Emotion hatte auf dem Weg hierher in Lilith gezündet. Sie

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