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Tempel der Unsterblichen

Tempel der Unsterblichen

Titel: Tempel der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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- aber wenn Gabriels Worten zu trauen war, den Worten eines gestaltgewordenen Satans, dann handelte es sich hier nicht mehr um den ursprünglichen Symbionten, der jeden attackiert hätte, in dessen Adern schwarzes Vampirblut strömte, sondern um eine Art Re-plikat. Das verstorbene Sippenoberhaupt von Sydney, Herak, hatte es in seinen Gen-Labors aus einem winzigen Stückchen des Origi-nalsymbionten züchten lassen.
    Welche genauen Ziele er damit verfolgte, was er überhaupt mit sei-nen Gen-Experimenten bezweckte, darüber konnte auch Landru nur Spekulationen anstellen. Vermutlich aber hatte Herak einen Weg gesucht, um den Schöpfungsakt des Lilienkelchs künstlich zu vollziehen.
    Der Gedanke, modernste Wissenschaft mit uralter Vampirmagie zu verweben und auf diese Weise eine neue Rasse zu erschaffen, war nicht einmal schlecht. Schlecht war nur, was Herak in seinem zunehmenden Größenwahn daraus gemacht hatte .
    Nun, Herak war längst tot, und in ganz Sydney schien kein einziges früheres Sippenmitglied mehr zu existieren, nicht einmal deren Dienerkreaturen .
    Landru verbannte die müßigen Gedanken und tauschte sie gegen solche, die ihm mehr Befriedigung verschafften.
    Unvergessen waren die Momente, da er Lilith so nahe gewesen war wie einst ihrer Mutter. In Rom hatten sie miteinander geschlafen - zwei verwandte Seelen, wie es geschienen hatte, die gegenseitigen Halt suchten.
    Die Erinnerung daran war Landru nicht unangenehm, nur . befremdlich. Inzwischen hatte er zu seiner wahren Geliebten zurückgefunden, der einzigen, die ihm zu geben vermochte, was er wirklich brauchte.
    Aber davon durfte und würde Lilith nichts erfahren.
    Zumindest noch nicht.
    Er beugte sich über das Bett. Über die Frau, die im Schlaf wie eine Ikone wirkte. Wunderschön und auf eine Weise unnahbar, daß selbst er seine Scheu überwinden mußte, die unsichtbare Grenze zu übertreten.
    Beide Hände streckte er nach ihr aus und formte daraus eine Schale, deren Öffnung nach unten zeigte, als wollte er etwas über die Schlafende ergießen.
    Und tatsächlich, leise, fast unhörbar knisternd, umzüngelten Blitze Landrus Hände, die schließlich auf Liliths bloßliegende Haut übersprangen, als wäre es eine Form von Elektrizität, in der sie verbren-nen sollte.
    Doch Landru hatte dergleichen nicht im Sinn. Er achtete sogar sorgsam darauf, daß das, was er tat, für Lilith unfühlbar blieb, sie nicht aus ihrem traumbeladenen Schlaf aufweckte.
    Er wußte nicht, wie stark oder wachsam sie gegenwärtig war. Überaus behutsam ging er zu Werke, um nicht schon im Ansatz zu gefährden, was er mit ihr plante.
    Seine größte Sorge galt dem Symbionten. Falls er in Landrus Vorgehen einen Angriff sah, würde es schwierig werden. Aber noch blieb das Mimikrykleid, das sich beliebig nach den Vorstellungen seiner Trägerin formte, passiv.
    Gabriel hatte Landru verraten, daß dieses lebende Kleidungsstück kein schwarzes Blut mehr forderte, sondern sich mit kleinen Mengen menschlichen Blutes zufrieden gab. Herak hatte offenbar etwas erschaffen, was er selbst ohne Gefahr hätte tragen können.
    Daß Lilith Eden nunmehr das schwarze Blut von Vampiren trinken mußte, um zu überleben, lag indes nicht in Heraks Verantwortung. Diese Wandlung ging laut Gabriel auf Gott selbst zurück - ein Schaudern durchlief Landru -, der im Garten Eden Liliths neue Bestimmung festgelegt hatte. Es würde schwierig werden, diese »Programmierung« aufzuheben; selbst für Gabriel, der die Inkarnation des ewigen Widersachers war.
    Konzentriert wie selten zuvor durchdrang Landrus Hütermagie den Körper der Schlafenden. Liliths Haut wurde transparent und gab das darunter liegende Netz von Adern und Blutgefäßen preis.
    Landru spürte das darin zirkulierende Blut, das genau dem Saft entsprach, den er zum Überleben brauchte.
    Denn es war rot. Dunkelrot.
    Das Erbteil ihres menschlichen Vaters.
    Behutsam legte Landru seine Rechte auf Liliths Brustbein, darauf bedacht, den Symbionten nicht zu berühren.
    Dann öffnete er die Schleuse zu dem Machtreservoir, das Gabriel in seinem Geist verankert hatte. Wie der Knabe ihn geheißen hatte, vermied er es, die dunkle Kraft bewußt wahrzunehmen - es hätte ihn vermutlich mehr gekostet als nur sein Leben. Auch so spürte er noch das ungeheure Potential, das seinen Geist auf unergründeten Wegen verließ und in Lilith Eden überströmte.
    Als sich Landru Minuten später wieder aufrichtete und auf leisen Sohlen den Raum verließ, hatte der Symbiont

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