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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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geradewegs in die Augen, so lange, bis sie ihre Gucker lieber auf Dean richtete. »Welches Spiel spielen Sie wirklich?« sagte ich leise.
    Klack. Ihr Blick flog zu mir zurück.
    »Zuerst haben Sie versucht, mich reinzulegen. Dann haben Sie mir zuviel Geld gegeben. Und wenn Sie jemanden kaufen wollen, der irgendwen beeindrucken soll, dürfte der auch Eierkopf kennen. Und vom guten Waldo erheblich beeindruckter sein. Gegen den bin ich der reinste Schmusekater. Und zu schlechter Letzt: Kaum fünf Stunden, nachdem Sie hier waren, hat jemand versucht, mich umzulegen. Sie verstehen, daß mir dieser Punkt besonders am Herzen liegt.«
    Ihre Augen wurden noch größer und runder. Ich mußte mir ins Gedächtnis hämmern, daß sie Schauspielerin ist.
    »Es war ein kaltblütiger Hinterhalt, Jill. Fünf Männer, plus dem, der mich beobachtet hat und den Boten spielte. Ein beträchtlicher Aufwand.«
    Ihre Augen wurden tatsächlich noch größer.
    »Kennen Sie einen Albino-Chuko-Mischling namens Schneeflöckchen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Es war ein sehr beeindruckender Kopf. Wenn sie Angst hatte, war sie wirklich wunderschön.
    »Oder eine Straßenbande, die sich Die Vampire nennen?«
    Ihre Locken flogen hin und her.
    Offensichtlich hatte ich mich von der unerfreulichen Nacht erholt, denn ich fing wieder an zu geifern. Platz, Alter! befahl ich mir. »Was wissen Sie denn überhaupt? Tut sich irgendwas bei Ihnen im Oberstübchen? Wie wär’s denn mit folgender Frage: Warum soll ich für Sie den Gimpel spielen? Oder ist Ihnen das auch entfallen?«
    Sie wurde sauer. Aber sie schluckte ihren Ärger hinunter und verkroch sich in ihr Schneckenhaus.
    Ich stand auf. »Kommen Sie mit.« Manchmal lockert ein saftiger Schock den Leuten das Mundwerk.
    Ich führte sie in das Zimmer des Toten Mannes. Ihre Reaktion entsprach dem oberen Durchschnitt. »Igitt igitt! Ist der dick, Mann!« Aber das war’s auch schon.
    Ich fischte ihre Börse mit dem Vorschuß unter dem Stuhl des Toten Mannes hervor. Das ist der sicherste Ort in ganz TunFaire. »Ich werde mir einiges davon nehmen, um Eierkopf für seine Zeit und mich für meinen Ärger zu entschädigen.« Ich nahm ein paar Münzen in einer rein symbolisch gemeinten Geste raus und reichte ihr den Beutel.
    Sie beäugte ihn, als enthielte er eine Giftschlange. »Was soll das?«
    »Sie sind doch unzufrieden. Ich gebe Ihnen Ihr Geld zurück, dann sind Sie mich los.«
    »Aber …« Sie rang mit sich. Während sie sich auszählte, versuchte ich, den Toten Mann mit wütenden Gedanken wachzurütteln. Ich habe sogar eine Braut mit rein zu dir gebracht, du Komiker.
    Es war wie das Schießen auf Spatzen mit einem Katapult.
    Den Toten Mann stachelt nichts mehr an, als wenn ich eine Frau mit nach Hause bringe. Je hübscher die Frau ist, desto hitziger reagiert er. Jill Craight hätte das Haus in Flammen setzen können. Wenn er nur toter Mann spielte, würde er es in ihrer Gegenwart nicht lange durchhalten können.
    Aber er rührte sich nicht, der alte Schnarchsack. Und ich war ziemlich sicher, daß er sich vor mir versteckte, weil er fürchtete, ich könnte mal wieder die Miete eintreiben.
    »Mr. Garrett?«
    »Ja-ha?«
    »Ich habe Angst. Ich mußte ein Versprechen ablegen. Mehr kann ich Ihnen nicht verraten, bis ich weiß, vor wem ich mich hüten muß. Nehmen Sie das Geld wieder zurück. Ich will Sie. Aber wenn Sie den Job nicht erledigen können, muß ich eben akzeptieren, was ich kriege.«
    Sie war tatsächlich verängstigt. Wäre sie einssechzig groß gewesen und eine Kindfrau, hätte sie meine Beschützerinstinkte entflammt. Aber sie war fast so groß, mir gerade in die Augen sehen zu können, und hatte nichts dafür übrig, die Hilflose zu spielen. Wenn man sie ansah, wünschte man sich vielleicht, mit ihr rumzukullern, aber man kam kaum auf die Idee, sich um sie zu kümmern. Es war klar, daß sie sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte.
    »Wäre gestern abend nichts passiert, würde ich Ihnen nachgeben, Jill. Aber irgend jemand hat versucht, mir einen zu verpassen. Meine ganze Zeit wird dafür draufgehen, ihn zu finden und ihm auszureden, es noch mal zu probieren. Also bleibt Ihnen Eierkopf.«
    »Wenn es nicht anders geht, muß ich mich fügen.«
    »So ist es.« Ich schob ihre Börse wieder unter den Stuhl des Toten Mannes. »Da wir uns jetzt nicht mehr anschreien und wieder gute Freunde sind, könnten Sie doch zum Dinner vorbeikommen. Dean hat nur selten Gelegenheit, seine kulinarischen Fertigkeiten

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