Tempelhyänen
Adresse nach oben. Ich wartete mit dem Aufmachen, bis Dean mit dem güldenen Gesöff aus der Quelle ewiger Jugend ankam. Er schenkte mir einen Humpen ein. Ich trank ihn auf ex.
Er füllte ihn erneut. »Sie werden irgendwann noch eine saftige Quittung kriegen, wenn Sie weiterhin versuchen, etwas für diese Kinder zu tun.«
»Sie brauchen einen Freund aus der Welt der Erwachsenen, Dean. Sie müssen sehen, daß es da auch jemand Anständigen gibt, einer, der ihnen zeigt, daß die Welt nicht aus Schattenfiguren besteht, die sich gegenseitig auffressen, und daß der gewinnt, der die mieseste und härteste Nummer fährt.«
Er spielte den Überraschten. »Ist es denn nicht so?«
»Noch nicht. Jedenfalls noch nicht ganz. Ein paar von uns spielen hinter den Linien Partisanen, indem sie ab und zu eine gute Tat tun.«
Dean lächelte mich an, was sehr selten vorkommt, und verschwand in der Küche.
Maya würde eine bessere Mahlzeit vorgesetzt bekommen als Jill, vorausgesetzt, sie machte sich überhaupt die Mühe, ihren schmutzigen Hintern über unsere Schwelle zu bewegen.
Dean schätzte, was ich für sie tat. Ich sollte nur nicht vergessen, daß man mir vermutlich als Belohnung dafür den Schädel einschlug. Oder das Herz brach.
Aber wenn ich Beutlers Geschenk einfach links liegen ließ, kam ich weder in den Himmel noch in die Hölle. Ich brach das wächserne Siegel des Oberbosses.
Jemand hatte zwei Pappen mit einem Strick zusammengebunden, den ich durchschnitt. In dem Paket waren ein Büschel farbloses Haar und vier Münzen. Die Münzen waren auf eine Pappe geklebt. Es gab eine Goldmünze, ein Kupferstück und zwei Silberlinge. Sie waren alle gleich groß, etwa zweieinhalb Zentimeter im Durchmesser, und sahen gleich aus, bis auf das unterschiedliche Metall. Drei waren ganz neu und glänzten. Eine der Silbermünzen war so alt, daß man ihren Stempel kaum noch erkennen konnte. Alle vier waren Tempelprägungen.
Die alten Schriftzeichen, die Tatsache, daß die Schrift nicht karentinisch war, ein Datum, das nicht königlich war, die offensichtlich religiösen Symbole, das Fehlen der königlichen Büste auf der Vorderseite der Münze, all das war verräterisch. Die Münzen der Krone zeigen immer irgendwelche Könige und Lobhudeleien auf sie. Und Handelsmünzen verkünden immer marktschreierisch das Lob des Prägers oder seine Verdienste.
Nach karentinischem Gesetz darf jeder Münzen prägen. Jedes andere Königreich hat das Münzwesen zu einem Staatsmonopol gemacht, weil es den Schlagschatz kassieren will, den Gewinn aus dem Unterschied zwischen dem Materialwert und dem Nennwert der Münzen. Die karentinische Krone kommt aber auch so auf ihre Kosten. Sie fordert von den privaten Prägern, daß sie ihre Münzplatten von der Königlichen Münze kaufen müssen. Der Preis dafür muß in Edelmetall gezahlt werden, und zwar in dem Gewicht, das die legierten Blindstücke haben. So macht der Staat mehr Gewinn, weil er keine Prägestempel herstellen muß und auch die Leute spart, die die Münzen prägen müßten.
Das System funktioniert meistens. Tritt ein Störfall auf, wird der Schuldige geröstet, ganz gleich ob er Vorsteher irgendeiner Kirche oder ein Beamter der Münze ist. Letztere sind alle Vettern des Königs. Die Zuverlässigkeit der Währung ist die Grundlage von Karentas Wohlstand. Der Staat ist zwar korrupt bis auf die Knochen, aber er duldet nicht, daß jemand am Werkzeug dieser Korruption herumspielt.
Ich konzentrierte mich vor allem auf das Goldstück. Ich hatte noch nie ein privat geprägtes Goldstück gesehen. Es war einfach zu kostspielig, nur dazu da, dem Ego des Häuptlings einer Organisation zu schmeicheln.
Ich nahm den obersten Karton und las die knappe Notiz. »Geh zu diesem Mann«, stand da. Darunter waren die Symbole eines Fisches und eines Bären aufgemalt, gefolgt von einem Straßennamen, was zusammen eine Adresse bildete. Nur wenige Menschen können lesen, also drücken sie ihren Wohnort in allgemein verständlichen Symbolen aus.
Beutler wollte, daß ich jemanden besuchte. Und dieses nette kleine Päckchen sollte mir nützliche Hinweise liefern.
Wenn Beutler mit Hinweisen um sich warf, hieß das, Kain Kontamin machte Vorschläge. Beutler holte nicht mal laut Luft, ohne daß Kain es ihm gestattete. Ich beschloß, der Sache nachzugehen. Es war sinnlos, Kain zu verstimmen.
Die Adresse war im Norden. Natürlich. Es würde ein längerer Spaziergang werden.
Ich hatte mich kaum bewegt, bis Jill
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